Kegeln in Erlangen: 90 Prozent Hausgasse

ERLANGEN - Sandra Brunner war Nationalspielerin, nahm an der Team-Weltmeisterschaft teil und wurde 2015 Deutsche Einzelmeisterin im Kegeln. Dann kam die Tochter in die Schule und Brunner wechselte von Walhalla Regensburg zum FSV Erlangen-Bruck. "Kürzer treten", wie sie sagt. In Bruck kämpfen sie gegen den Bundesliga-Abstieg, 0:8 unterlagen sie nun Schrezheim. Doch Brunner lieferte sich einen großen Schlagabtausch:

Frau Brunner, 611:613 gegen Mannschaftsweltmeisterin Simone Schneider. Freuen Sie sich mehr darüber, dass Sie es immer noch drauf haben – oder ist der Ärger darüber größer, knapp verloren zu haben?

Beides gibt es eigentlich. Einerseits war es schön und interessant zu sehen, dass es auf diesem Niveau noch geht. Andererseits, ja, ist es furchtbar ärgerlich.

 

Was gab den Ausschlag?Pech?

Nein, kein Pech – ein Fehler im 27. Wurf. Ich habe wieder den offenen Siebener angespielt, hätte nur zwei wegspielen müssen – dann habe ich aber einen Fehler gemacht und bin nicht mehr in die Vollen gekommen.

 

Okay, das heißt auf Deutsch?

Ich ärgere mich, weil mehr drin war. Aber andererseits war ich ja eigentlich auch schon weg in diesem Spiel, dann sind mir drei Neuner hintereinander gelungen. Naja, so ist der Sport eben.

 

Hängt Ihnen dieser Fehler nun arg nach?

Früher wäre das furchtbar gewesen. Mittlerweile sind mir andere Dinge wichtiger im Leben: die Familie, die Tochter. Mein Gott, sage ich mir dann, es ist ein Spiel!

 

Eines, wie es heißt, das zwischen Ihnen und Simone Schneider auf Weltklasseniveau stattfand.

Ja, es freut mich, dass ich auf dem Niveau noch mithalten kann. Es macht schon stolz zu wissen, dass man oben dazu gehört. Auch wenn man nicht mehr viermal trainiert, sondern nur noch zweimal in der Woche. Nur, weil ich kürzer trete, habe ich aber nicht meinen Ehrgeiz verloren. Er hat nur ein wenig nachgelassen.

 

Was macht den Unterschied zwischen normalen Spielerinnen und den Top-Leuten?

Topleute können ziemlich beständig ihre Gasse halten. Und sie kommen leichter auf Auswärtsbahnen zurecht.

 

Das heißt, Sie werfen den immergleichen Wurf? Immer und immer wieder eine Neun?

An guten Tagen ja. Gegen den Tabellenzweiten Schrezheim, da war es so ein Tag. Da konnte ich, sagen wir, zu 90 Prozent die Hausgasse spielen. Ob dann alle Kegel fallen, das ist dann die große Kunst. Da reicht es, die Hand ein wenig zu bewegen – und schon fallen nur noch sieben Kegel.

 

So wie im 27. Wurf am Sonntag?

Genau, so wie in diesem 27. Wurf am Sonntag.