Keine Geschwisterliebe bei den Fürther Kanuten

14.5.2015, 20:59 Uhr
Keine Geschwisterliebe bei den Fürther Kanuten

© Foto: Zink

Beinahe im Sekundentakt stechen die Kanuten unter der Fernabrücke ins Wasser, drücken das braun-grün schimmernde Nass zur Seite und durchqueren Tor für Tor. Einen Steinwurf entfernt ist vom hektischen Geschehen auf der Rednitz nichts zu sehen, nur der stete Ruf „Hopp, hopp!“ zeugt vom nahen Wettkampf.

Thomas Fitzthum sitzt auf der Terrasse vor dem Bootshaus der SG Nürnberg Fürth 1883 und genießt die Ruhe. Erst einen Tag zuvor ist der 19-Jährige aus München zurückgekehrt, wo er seit einiger Zeit studiert. Das hoffnungsvolle Talent hat die Kanuabteilung der SG aber nicht verloren – Fitzthum startet weiter unter fränkischer Flagge.

Die Bedingungen sind allerdings deutlich schwieriger geworden, wie der Kanute erzählt: „In München gibt es nicht so gute Trainingsmöglichkeiten wie hier, aber es ist wie mit dem Fahrradfahren, man verlernt nichts.“ Neben dem Üben auf der Isar steht deshalb vor allem ein großes Fitness-Programm auf dem Plan, fünfmal pro Woche geht es in den Kraftraum. Wie wichtig das ist, weiß Volker Wiesner. Kanufahren sei eine „vielseitige Ganzkörperausbildung“, die zudem ein „gut geschultes kognitives Verständnis“ erfordere, erklärt der Trainer.

Mangelnde Harmonie

Mittlerweile ist Thomas‘ Bruder Paul eingetroffen. Er hat soeben den dritten Rang im Canadier-Zweier mit Martin Brinkhaus errungen, den Helm vom Wettkampf hat er noch auf dem Kopf. Böte sich denn gerade für diese Disziplin kein Geschwister-Duo an? Paul Fitzthum lacht. Das hätten sie vor einigen Jahren versucht, „aber mit seinem Bruder redet man einfach anders“. Mit anderen Worten: Es gab Streit. Deshalb suchte sich Paul einen anderen Partner und fand diesen in Kumpel Martin. „Im Team ist es abwechslungsreicher und interessanter“, sagt der 22-Jährige, „denn letztlich muss man einfach mehr kooperieren.“

Thomas, der Jüngere der beiden, fährt sowieso lieber alleine im Kajak. Das sei „einfach spannender, weil man sich vollkommen auf sich selbst konzentrieren muss“. Das tat er wenig später auch – und wurde ebenfalls Dritter, in seinem ersten Jahr bei den Herren wohlgemerkt. „In diesem Bereich wird die Luft schon dünner“, sagt er, „die Leistung ist deutlich höher als noch bei den Junioren.“ Der Podestplatz reicht aber für die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft, so wie er sich das vor dem Start erhofft hatte.

Bleibt die Frage, wie man eigentlich zum Kanuten wird. Wie so oft waren es auch im Hause Fitzthum die Eltern. „Unser Vater arbeitet im Wasserwirtschaftsamt und hat uns vor zehn Jahren gefragt, ob wir nicht Lust hätten, Kajak zu fahren“, erzählt Thomas. Sportlich sei er schon als Kind gewesen, aber auf dem Wasser zu fahren, sei für ihn optimal. „Man ist viel an der frischen Luft und im Sommer ist es die beste Abkühlung.“

Auch wenn es in Süddeutschland schon zu Top-Platzierungen reicht, die bundesweite Elite ist noch in weiter Ferne. In der Region hätten die Sportler einen zu großen Standortnachteil gegenüber den Leistungszentren in Augsburg und Leipzig. Von Resignation aber keine Spur: „Wir werden immer unser Bestmögliches geben“, blickt Thomas Fitzthum in die Zukunft.

Trio aus Burgfarrnbach

Während die Gebrüder Fitzthum im Wettbewerb der Männer eine gute Rolle spielten, trugen sich die Schwestern Plochmann aus Burgfarrnbach in der Nachwuchsklasse in die Siegerlisten ein. Die 15-jährige Annkatrin erreichte Platz eins in der Stufe K 1 Schülerinnen A weiblich, die 13-jährige Antonia gewann die Klasse K 1 Schülerinnen B, gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Amelie gewann sie bei den C 2-Schülerinnen A im Zweierkanu.

Als Mannschaft holte das Trio ebenfalls den ersten Platz. Mitte Juni fahren die drei Burgfarrnbacherinnen zur deutschen Schülermeisterschaft nach Berlin.

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