Kempe spielt gegen seine Veilchen-Vergangenheit

Nürnberg - Die Nummer zehn des 1.FC Nürnberg hatte schon viele Karrierestationen - unter anderem: Erzgebirge Aue. Im Duell gegen die alten Weggefährten liegt der Fokus des Standardspezialisten natürlich auf dem aktuellen Arbeitgeber, der seinen Blick nach unten richten muss.

Über die U-Mannschaften Werder Bremens spielte sich die offensive Flexibilität in Person von Tobias Kempe einst auf den Schirm zahlreicher Bundesliga-Scouts. Doch Kempe entschied sich damals für Zweitligist Aue - den nächsten Gast im Nürnberger Stadion.

Die Rolle, die Kempe in Nürnberg ausfüllt, hätte er sich wohl auch im Erzgebirge seinerzeit gewünscht. Wohl auch ein Grund, warum es ihn damals weiter zog auf seiner Deutschland-Tour: Über Paderborn und Dresden landete der fußballerische Freigeist in Darmstadt. Böllenfalltor, der Glaube an den Aufstieg und jede Menge Fußballverrückte - Kempe schoss die Lilien in die erste Liga. Ein Freistoß aus dem linken Halbfeld: Drei Schritte Anlauf, kurzer Blick nach oben, das Netz zappelte - und Südhessen flippte aus!

Zeit für außergewöhnliche Momente

Aus der U23 von Werder Bremen zog es ihn ins Erzgebirge. Hier im Duell mit dem damaligen Fürther Johannes Geis, der heute bei Schalke 04 aktiv ist. © Zink Presse-/ Sportfoto

Doch in der Bundesliga blieben dem gebürtigen Weseler anschließend oft nur 20 Minuten, um sich auf dem Rasen zu beweisen. Die Joker-Rolle reichte ihm nicht. Der FCN bemerkte dies frühzeitig und schnappte zu beim ablösefreien Standard-Juwel.

Neben Kevin Möhwald ist Kempe derzeit wohl einer der wenigen, die Kreativität ins Spiel des 1. FC Nürnberg einspeisen. Neben seinen Geistesblitzen übernimmt der 28-Jährige immer mehr Verantwortung. Bestes Beispiel: Karlsruhe. Tobias Kempe versüßte den Club-Fans einen eigentlich ungenießbaren Freitagabend durch zwei verwandelte Elfmeter. Einer der seltenen Lichtblicke gegen das Schlusslicht aus Baden. "Ich habe keine Lust in zwei oder drei Wochen noch gegen den Abstieg zu spielen, erklärte der Ex-Auer unlängst auch den Nürnberger Nachrichten.

Vergangenheitsbewältigung auf fränkisch

Dazu will Kempe seinen Beitrag leisten. So, wie er es auch bei der 0:2-Niederlage gegen St. Pauli probierte. Schussversuche wie gegen die Kiez-Kicker könnten bei etwas mehr Zielsicherheit dazu beitragen, dass sich Kempe nicht mehr allzu lange mit dem Abstiegskampf beschäftigen zu müssen. Einzig Hamburgs Schlussmann Philipp Heerwagen verhinderte in der 31. Minute, dass sein satter Schuss links oben einschlug.

Nun geht es gegen die "Veilchen" aus dem Erzgebirge: Ein besonderes Spiel für Kempe. Vergangenheitsbewältigung und ein bisschen Sentimentalität, für die aber auf der einen (Brecko) wie auch auf der anderen Seite (Adler, Köpke, Bunjaku) jedoch eigentlich kein Platz bleibt. Nur Konzentration und Griffigkeit werden die Punkte an der Pegnitz halten oder sie aus der Noris entführen.