Kiyotake macht den Abflug: Nächster Halt Hannover
25.7.2014, 05:58 UhrGeflogen, so erzählten es die, die es gesehen hatten, sei dieser kleine Japaner, als es mit Ball am Fuß durch die Slalomstangen am Trainingsplatz ging. Ein kleines Fußball-Wunder mitten im Sportpark am Valznerweiher glaubten andere erlebt zu haben. Verdenken konnte man das niemandem, wo doch manchem der neuen Teamkollegen diese Übung meist zu einem Rumpeln geriet, schwerelos wirkt ja nur selten etwas, wenn es um den 1. FCN geht.
Es wurde später sogar noch besser: „Perfekt getimte Pässe mit dem Außenrist; Ballannahme und Ballmitnahme in höchstem Tempo; Lupfer über zehn, zwölf Meter – per Hacke“: So stand es in dieser nicht immer so schwärmerisch veranlagten Zeitung, als Hiroshi Kiyotake im Sommer 2012 seine ersten 45 Arbeitsminuten mit dem 1. FCN hinter sich gebracht hatte. Knapp eine Million Euro hatte der Club für den Mittelfeldspieler aus Osaka ausgegeben, dass es sich dabei um gut angelegtes Geld handeln könnte, davon vermittelten Kiyotakes Auftritte im ersten Training und beim Test in Bamberg eine erste Ahnung.
Verlorener Glanz
Die gute Laune hielt wenig überraschend nicht ewig. Kiyotake gelang mit vier Treffern und elf Torvorlagen aber immerhin ein so passables Premieren-Jahr in der Bundesliga, dass im Sommer 2013 Aston Villa aus der zahlungsfreudigen Premier League bereit war, zehn Millionen Euro zu investieren, um ihn nach Birmingham zu lotsen. Zumindest war es das, was man damals so lesen konnte, im Internet, aber auch in seriösen Zeitungen.
Martin Bader hat das natürlich auch alles gelesen, er hat sich, als Kiyotake in der Abstiegssaison in einer nach Orientierung suchenden Mannschaft plötzlich nicht mehr glänzte oder flog, wiederholt vorwerfen lassen müssen, dass es offenbar wenig sinnvoll war, dieses Angebot auszuschlagen. Bader sagte dann immer das, was er auch jetzt sagt: „Ich hatte nie ein konkretes Angebot von Aston Villa.“ Stattdessen bestätigt er nun eines von Hannover 96. Knapp unter fünf Millionen Euro, das vermutet die Bild-Zeitung, soll der Bundesligist bereit sein, für Kiyotake auszugeben, was immer noch eine erstaunliche Wertsteigerung gegenüber dem Einkaufspreis bedeuten würde.
Keine Lust auf die 2. Liga
Bestätigen wollte Bader den Transfer am Donnerstagnachmittag noch nicht, es ist die übliche Vorsicht des Nürnberger Sportvorstandes. Scheitert der Wechsel noch, würde das Bader aber auch überraschen. Am Donnerstag war Kiyotake jedenfalls schon auf dem Weg nach Hannover, um dort von Hannovers Mannschaftsarzt untersucht zu werden und die letzten Vertragsinhalte zu diskutieren.
Verdenken, sagt Bader, kann man es dem 24-Jährigen nicht, dass er weiterhin in Deutschlands Eliteklasse spielen will. Wahrscheinlich ist er sogar einigermaßen glücklich, dass er den japanischen Nationalspieler noch losbekommen hat, schließlich hat Kiyotake jüngst bei der Weltmeisterschaft nicht überzeugt, gleichzeitig aber bei seiner Rückkehr an den Valznerweiher recht deutlich gemacht, dass er auf ein anstrengendes Jahr in der 2. Liga keine große Lust hat.
Bader kann Kritik nicht nachvollziehen
Jetzt trennt man sich im Guten. „Kiyo ist ein Spieler mit einer technischen Veranlagung, wie wir sie hier in Nürnberg selten gesehen haben und wohl auch in Zukunft nur noch selten zu sehen bekommen“, sagt Bader, der die harsche Kritik an Kiyotake im Abstiegsjahr nicht nachvollziehen kann. „Er ist einer dieser Spieler, von denen es immer heißt, dass sie entweder Welt- oder Kreisklasse spielen. Aber das stimmt nicht.“
Kiyotake, meint Bader, teilte das Los vieler technisch überragender Spieler, denen, wenn es nicht läuft, gerne Unlust unterstellt wird. Man hat eine ähnliche Diskussion eben mit Blick auf Mesut Özils Auftritten bei der WM in Brasilien erleben dürfen.
Für Bader bleiben Kiyotakes zwei Jahre am Valznerweiher „eine super Erfahrung und zwar für ihn und für uns.“ Weil die super Erfahrung aber dummerweise mit einem Abstieg endete, müssen sie die nächsten Erfahrungen getrennt voneinander machen - die einen in der 2. Liga, der andere eine Klasse drüber mit Hannover.
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