Kleeblatt gegen Gladbach: Eine Packung überschattet alles

5.2.2017, 17:15 Uhr
Kleeblatt gegen Gladbach: Eine Packung überschattet alles

© Archiv der SpVgg Greuther Fürth

Die Bilanz gegen die Borussia steht für die Entwicklung des deutschen Fußballs in langen Linien. Noch nie konnten die Ronhofer ein Pflichtspiel gegen die "Fohlen" gewinnen, was damit zusammenhängt, dass das erste Treffen für August 1965 verzeichnet ist, als die Erinnerung an die glorreichen Tage des Fürther Fußballs zu verblassen begann und die Erfolgsgeschichte der Borussen gerade ihren Anfang genommen hatte.

Es war eine Zeit, in der im deutschen Fußball schicksalhafte Weichen gestellt worden waren. Nach Gründung der Bundesliga 1963 hatte es viele Traditionsvereine wie das Kleeblatt in die Zweitklassigkeit zurückgeworfen. Wenige Klubs, die dieses Schicksal teilten, konnten sich aus der plötzlichen Bedeutungslosigkeit befreien. Die Borussia war einer dieser Vereine, gleichwohl sie in den Jahrzehnten zuvor selten große Erfolge hatte feiern können, sieht man vom ersten DFB-Pokalsieg 1960 (3:2 im Finale gegen den Karlsruher SC) ab.

1965 hatte ein junges Team, für das der Name "Fohlenelf" geprägt worden war, unter Trainerlegende Hennes Weisweiler Platz eins in der Aufstiegsrundengruppe 1 und somit die Bundesliga erreicht. Zusammen mit einem weiteren jungen Team, das in der Gruppe 2 Erster geworden war: Dem FC Bayern München.

Duell im Schicksalsjahr des Kleeblatts

Damit kamen die Klubs, die den deutschen Fußball lange prägen sollten, zusammen nach oben. Im August 1965 reisten die Gladbacher zum Test als frisch gebackener Bundesligist nach Fürth, das Spiel endete 1:1. Ein talentierter Stürmer namens Josef Heynckes hatte das Führungstor für die Gäste erzielt, in deren Reihen mit Günter Netzer und Hans-Hubert Vogts zwei weitere Talente standen, die eine große Zukunft vor sich haben sollten.

Die Zukunft am Laubenweg entwickelte sich weniger erfreulich. Aus der Zweitklassigkeit konnte sich der dreifache Deutsche Meister trotz finanzieller Anstrengungen, die die Substanz aufzehrten, nie befreien. Deswegen traf man sich erst im Dezember 1983 wieder – ausgerechnet im Schicksalsjahr der SpVgg Fürth.

Das Kleeblatt war im Sommer zum ersten Mal in seiner Geschichte in die Drittklassigkeit abgestiegen, zu allem Überfluss hatte man wegen der horrenden Schuldenlast von etwa sechs Millionen D-Mark den Ronhof verkaufen müssen.

Matthäus hinterlässt bleibenden Eindruck

So empfing die SpVgg, die unter ihrem neuen Coach Günter Gerling gut in die Bayernliga-Saison gestartet war, die Gladbacher zum Achtelfinale. Sie hatte es mit Siegen über den fünftklassigen TuS Lingen und den drittklassigen Westfalen-Ligisten RW Lüdenscheid erreicht. Gerling, heute Vize-Präsident des Vereins, erinnert sich: "Der Platz war von Schnee bedeckt und schwer bespielbar. Auf Dauer kamen die Bundesliga-Profis besser zurecht. Man muss bedenken, dass wir zwar Drittligist, aber fast alle Spieler Amateure waren, die einer Arbeit nachgingen."

Besonders beeindruckt hatte Gerling der Mittelfeld-Chef der Gladbacher: "Lothar Matthäus war die prägende Persönlichkeit des Spiels." Nach anfänglich ausgeglichenem Geschehen musste Kleeblatt-Keeper Roland Kastner gegen die von Josef "Jupp" Heynckes gecoachte Elf vom Niederrhein sechs Mal hinter sich greifen.

Bilanz ist alles andere als rosig

Erst 1991 folgte ein weiteres Freundschaftsspiel (2:2), ehe man ab 1999 öfter aufeinander traf. Was einerseits dem Aufstieg der SpVgg in die zweite Liga 1997, andererseits auch den Abstiegen der Gladbacher zu verdanken war. Ein Sieg in einem Pflichtspiel gelang nicht, nur in einem Trainingsspiel im Sommer 2011 schossen Olivier Occean und Bernd Nehrig das spätere Kleeblatt-Aufstiegsteam unter Mike Büskens  zu einem 2:1-Sieg. In der bisher einzigen Bundesliga-Saison der Ronhofer setzte es dann allerdings zwei Niederlagen gegen Borussia.

Sie schaut also nicht rosig aus, die Bilanz, doch es naht wie so oft Hilfe aus der großen Vergangenheit der SpVgg. 1920 hatte die Borussia, die kurzfristig für ein Jahr mit einem zweiten Klub zum VfTuR München Gladbach (erst 1960 wurde die Stadtbezeichnung "Mönchengladbach" eingeführt) fusioniert war, die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erreicht.

Im Viertelfinale traf "München Gladbach" auf den seit 1914 amtierenden Meister aus Fürth und holte sich eine 0:7-Packung ab. Dem von Fürths Jahrhundert-Spieler "Lony" Seiderer und dem wohl ewigen Kleeblatt-Torschützenkönig "Resi" Franz (387 Treffer!) angeführten SpVgg-Sturm hatten die armen Westdeutschen auf dem Platz des VfR Mannheim nichts entgegenzusetzen.

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