Kleine Jungs in der großen Fußballwelt

18.11.2012, 17:38 Uhr
Verzweiflung in Fürth: Auch in Dortmund sprang nach dem frühen Ausgleichstreffer wieder einmal nichts heraus.

© Sportfoto Zink Verzweiflung in Fürth: Auch in Dortmund sprang nach dem frühen Ausgleichstreffer wieder einmal nichts heraus.

Wenn drei von vier im Team vertretenen bundesligaerfahrene Profis fehlen, ist das zweifellos eine Hypothek. Noch dazu im Dortmunder Hexenkessel, einem dieser Epizentren des deutschen Fußballs, wo fast so viele Menschen diesen Sport zelebrieren, wie Fürth Einwohner hat. Neben den gesperrten Thomas Kleine und Milorad Pekovic wog der kurzfristige Ausfall von Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah umso schwerer. Der Stürmer wurde wegen seiner noch nicht ausgeheilten Oberschenkel-Zerrung für die anstehenden Aufgaben geschont.

Natürlich kann man in so einer Situation als unerfahrener Klassen-Neuling beim Branchenführer der vergangenen beiden Jahre verlieren, natürlich ist die Einschätzung der Spieler nachvollziehbar, die Punkte im Abstiegskampf nicht unbedingt in Dortmund holen zu müssen. So hat ein Kämpfer wie Rechtsverteidiger Bernd Nehrig durchaus Recht, wenn er für sich und seine Kollegen reklamierte, dass der Mannschaft auch diesmal „Leidenschaft, Einsatzwillen und Aggressivität“ nicht abzusprechen waren. Nur ist Fürth längst an dem Punkt angelangt, wo klar wird, dass diese Eigenschaften alleine nicht reichen werden, um in einer der besten Ligen der Welt zu bestehen.

Lob von BVB-Trainer Klopp

„Ich kann die Situation zu hundert Prozent nachvollziehen“, versuchte BVB-Trainer Jürgen Klopp seinem Kollegen etwas Mut zuzusprechen. „Gut gespielt, aber nix gekriegt. So wie wir im Vorjahr in der Champions-League. Aber wer dranbleibt, wird auch belohnt“, meinte der längst zur eigenen Marke aufgestiegene Kult-Trainer nonchalant. Allein es fehlt der Glaube, dass sich genau diejenigen, die Präsident Helmut Hack bei seiner Schiedsrichterschelte jüngst plakativ als „liebe, nette Jungs“ bezeichnete, im Haifischbecken Bundesliga behaupten können. Eine positive Entwicklung, wie sie Büskens der Mannschaft attestierte, ist tatsächlich zu sehen. Nur ruft die Mannschaft ihre Fähigkeiten noch längst nicht konstant genug ab. Ein paar Geistesblitze allein werden die Lage im Tabellenkeller nicht signifikant ändern.

Obendrein leistete sich die Büskens-Elf auch diesmal viel zu viele Fehler, die sich im Gesamtpaket mit den technisch wie taktisch bestens ausgebildeten Dortmundern den tapsigen Bemühungen einer Schülermannschaft glichen. Beispiele gefällig? Vor dem 0:1 versuchte sich der für Kleine ins Team gerückte Lasse Sobiech mit einer Grätsche, obwohl Bernd Nehrig den Ball gerade vor dem heranstürmenden Dortmunder Mario Götze klären wollte. Der BVB sagte danke – 0:1 durch den Abstauber Robert Lewandowskis. In der Entwicklung zum 1:2 verpasste es Eddy Prib, den Ball rustikal wegzudreschen. Sekunden später traf Nehrig den mit dem Rücken zum Tor stehenden BVB-Rückkehrer Jakub Blaszczykowski leicht am Fuß, der nahm die Einladung an, Lewandowskis Elfer saß und der Ausgleich Minuten vorher war längst wieder nur eine Randnotiz.

Dabei hätte jenes 1:1 durch einen feinen Chip Zoltan Stiebers nach tollem Pass von Rückkehrer Robert Zillner dem Außenseiter durchaus Mut machen dürfen, weil gegen eine an diesem Tag nicht sonderlich bemüßigte Star-Truppe mehr drin war. Zumindest hätte der Favorit in diesem ungleichen Duell mehr investieren müssen, hätte Eddy Prib den Ball aus elf Metern freistehend nicht in die Wolken gejagt (30.). Oder, wenn der Schuss Sercan Sararers nicht nur an den Pfosten geklatscht wäre (39.). „Wir müssen das nicht wegdiskutieren, wir können es aber auch nicht ändern. Wir machen eben noch Fehler, die man mit 30 Bundesligaspielen mehr auf dem Buckel nicht mehr macht “, versuchte sich Büskens später an einer pragmatischen Einschätzung der Lage.

Auch beim dritten Dortmunder Treffer standen die Fürther Pate. Zwei Doppelpässe nach einem Einwurf an der Mittellinie durfte Götze über ein sehenswertes Solo lächeln, während in Fürth die Hoffnung wieder etwas kleiner wurde. „So werden wir kein Spiel mehr gewinnen“, befand Bernd Nehrig: „So bleiben wir auch nicht in der Bundesliga.“ Zumindest diese Analyse war absolut fehlerfrei...

Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Bender, Gündogan (73. Großkreutz) – Blaszczykowski (83. Leitner), Götze (66. Reus), Perisic – Lewandowski / Fürth: Grün – Nehrig, Sobiech, Mavraj, Schmidtgal – Fürstner – Stieber, Prib, Zillner (82. Nöthe), Sararer – Azemi (73. Edu) / SR: Drees (Münster-Sarmsheim) / Zuschauer: 80645 (ausverkauft) / Tore: 1:0 Lewandowski (3.), 1:1 Stieber (5.), 2:1 Lewandowski (15., Foulelfmeter), 3:1 Götze (42.) / Gelbe Karten: Lewandowski (2), Perisic (1) – Azemi (3), Schmidtgal (3).

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