Klose-Nachfolger: Pogatetz passt ins Profil

18.6.2013, 18:46 Uhr
Klose-Nachfolger: Pogatetz passt ins Profil

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“Wir kommentieren keine Namen“. Auskünfte zu Transferaktivitäten fallen am Valznerweiher - nach eiserner Devise und vertrauter Manier - stets gleichlautend aus. Doch auch ohne offizielle Verlautbarungen ist klar, dass der FCN den Markt nach Innenverteidigern sondiert. Mehr noch: Der Club arbeitet -sagte jüngst Sportvorstand Martin Bader - “mit Hochdruck“ daran, Planungssicherheit in diesem Spielsegment herzustellen.

Der Grund für die Betriebsamkeit: Timm Klose - in der zurückliegenden Saison im Zentrum der Viererkette neben Per Nilsson Garant für Stabilität - will zukünftig in Wolfsburg verteidigen - schon ab diesem Sommer. Der 25-Jährige darf bei gültigem Vertrag bis 2014 allerdings nur dann vorzeitig zu Mentor Dieter Hecking, wenn sich der VfL finanziell streckt. Und - so die zweite Vorbedingung: wenn der FCN einen Mann gefunden hat, der den in der ersten Halbserie 2012/13 immens starken Schweizer adäquat ersetzten kann.

Qualitäten, die ein Klose-Nachfolger haben sollte, hat Martin Bader schon jetzt formuliert: “Er muss einen Charakter wie Timm Klose oder Timmy Simons haben, muss deutsch sprechen und Kraft seiner sportlichen Vita ein absoluter Führungsspieler sein“. Mit diesen Worten zeichnete Nürnbergs Sportvorstand im Gespräch mit der NZ jüngst Kästchen auf. Kästchen, die Emanuel Pogatetz vom gewünschten Profil her abhaken kann.

Bereits im vergangenen Sommer hat sich der FCN nach dem österreichischen Nationalspieler erkundigt. Ob es damals ein nachgebessertes Angebot in Millionenhöhe für Pogatetz gab, ist umstritten. Überliefert ist indes, dass es nicht das erste Mal war, dass Nürnberg Interesse an Pogatetz zeigte. Für den heute 30-Jährigen spricht, dass er die von Bader geforderte Charakterstärke mit großem Einsatzwillen kombiniert. Sein ehemaliger Trainer Steve McClaren bezifferte diesen einst mit “300 Prozent“.

Die Anhänger des FC Middlesbrough riefen Pogatetz – quasi als Beleg dafür - wegen seiner kompromisslosen, leidenschaftlichen Spielweise einst "Mad Dog". Den Spitznamen hat dieser auch nach seiner Zeit in Nordostengland behalten. Auf den Fußballplätzen der Insel, aber auch jenseits des Ärmelkanals war er stets Lob und Warnung zugleich. Ein vehement agierender Verteidiger gefällt den eigenen Fans sehr, den gegnerischen Stürmern nicht. Nach einem halbjährigen Gastspiel bei West Ham United wird Pogatetz nun wieder als Spieler des VfL Wolfsburg geführt. Des Vereins also, der ihn im Winter an die "Hammers" verliehen hatte.

Seit 2010 wirkt der gebürtige Grazer letztlich damit wieder dort, wo er neun Jahre zuvor schonmal einen Anlauf genommen hatte – in der Bundesliga. Bayer Leverkusen hatte sich 2001 den damals 18-Jährigen vom FC Kärnten geangelt. An Lucio und Jens Nowotny gab es für das Defensivtalent beim ersten Aufenthalt in Deutschlands Eliteklasse kein Vorbeikommen. Auf den Leihstationen FC Aarau, Grazer AK und Spartak Moskau avancierte Pogatetz, der 2002 ausgerechnet in Leverkusen gegen Deutschland sein Debüt in Österreichs Nationalmannschaft gefeiert hatte (2:6), anschließend allerdings zur Stammkraft.

Seinen Ruf als eisenharter Verteidiger hatte Pogatetz schon weg, bevor er im Sommer 2005 vom Werksklub nach Middlesbrough transferiert wurde. Bei seinem letzten Auftritt für Spartak hatte er im Zweikampf mit Jaroslav Kharitonskij zunächst den Ball gespielt, diesem durch sein rücksichtloses Einsteigen aber dennoch einen doppelten Beinbruch zugefügt. In der Premier League reifte Pogatetz zur Führungskraft, erzielte das erste Tor eines Österreichers in Englands höchster Spielklasse. Er führte "Boro" ab 2007/08 als Kapitän aufs Feld. Wenig verwunderlich: ebenfalls als erster Österreicher. Bei der Nationalmannschaft übernahm Pogatetz die Binde im März 2009.

Leistungsträger in Hannover

Besonders in der Saison 2010/11 überzeugte Pogatetz als Leistungsträger in Hannover mit aufmerksamer Abwehrarbeit, guten Zweikampfwerten und geradlinigem Spielaufbau. Im Sommer 2012 wechselte der Mann, der zwar genauso leidenschaftlich wie in jungen Jahren verteidigt, schon seit geraumer Zeit aber ohne grobe Fouls auskommt -  zu Felix Magath und zum VfL Wolfsburg, für den er allerdings nur achtmal zum Zug kam. Dieter Hecking, der in der Autostadt mittlerweile als Trainer die Geschicke lenkt, scheint ebenfalls nicht auf den Premier-League-Rückkehrer zu setzen. Dies weiß auch Martin Bader, der sich auch gegenüber der Bild-Zeitung in Sachen Pogatetz bedeckt gab, immerhin aber betonte, dass im Zusammenhang der Personalien Klose und Pogatetz “sicher nichts verrechnet wird“.

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