Köllner und Frings: Man kennt sich aus der Sauna

15.10.2017, 05:48 Uhr
Kennt seinen Nürnberger Kollegen aus der Sauna: Darmstadts Trainer Torsten Frings (re., hier mit dem ehemaligen Club-Spieler Tobias Kempe).

© Arne Dedert/dpa Kennt seinen Nürnberger Kollegen aus der Sauna: Darmstadts Trainer Torsten Frings (re., hier mit dem ehemaligen Club-Spieler Tobias Kempe).

Die anwesenden Journalisten glaubten zunächst, dass sich Michael Köllner mit ihnen mal wieder einen kleinen Scherz erlaubte. Erst auf Nachfrage der Nürnberger Nachrichten konkretisierte er seine Erlebnisse auf der griechischen Insel Kos.

Rein zufällig hatte sich auch der Kollege Torsten Frings einquartiert im luxuriösen Hotel am Meer. Der Trainer des SV Darmstadt traute sich den Trainer des 1. FC Nürnberg zunächst erst gar nicht anzusprechen, obwohl man sich ja bereits flüchtig kannte. Erst in der Sauna kam man sich näher, wie Köllner erzählt; gleich nach der ersten (verbalen) Kontaktaufnahme gab es allerdings prompt einen Rüffel von der Aufsicht. Wegen Ruhestörung.

Der Kempe-Deal an der Hotelbar

Zwei Tage lang habe man dann aber doch das eine oder andere Bier miteinander trinken und sich ausführlich unterhalten können, unter anderem über Tobias Kempe, der im Sommer auf seine Rückkehr zu den Lilien drängte. Das Thema verfolgte die Herren Köllner und Frings selbst im wohl verdienten Urlaub, wenngleich der Mittelfeldspieler aus Sicht des Nürnberger Trainers zunächst als "unverkäuflich" galt und vielleicht auch deswegen über eine halbe Million Euro Ablöse in die Kassen spülte.

Immerhin hatte ihn Köllner zwischen dem 24. und 30. Spieltag regelmäßig eingesetzt; Kempes drei Saisontore, erzielt bei den äußerst wichtigen Heimsiegen gegen die direkte Konkurrenz aus Aue und Karlsruhe (2), waren letztlich sechs Punkte wert und bewahrten den Club vor noch stärkeren Turbulenzen in der unteren Tabellenhälfte.

So gut wie ausverkauft

Ob sein Wechsel ein Verlust ist für den 1. FC Nürnberg, lässt sich selbst mit etwas Abstand nur schwer sagen; Kempe kann etwas, vermittelte aber häufig den Eindruck, mit wenig zufrieden zu sein. Was auch daran gelegen haben könnte, dass er sich mit seiner Familie in Nürnberg einfach nicht wohl gefühlt habe, wie er kürzlich in einem Interview wissen ließ. "Wenn man alles vorher wüsste, hätte ich es nicht gemacht", sagte er dem Echo.

Mit einem chronisch Unzufriedenen wie Kempe in der Kabine wäre vielleicht auch gar nicht realisierbar gewesen, was in den Monaten danach passierte. Dass der 1. FC Nürnberg vor dem direkten Vergleich am Montagabend (20.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de) im so gut wie ausverkauften Stadion am Böllenfalltor als Fünfter (16 Punkte) vor dem Bundesliga-Absteiger (15) rangiert, ist schon eine kleine Überraschung. Möglicherweise aber kein Zufall.

Über das "Wir" zum Erfolg

Köllners Philosophie basiert vor allem auf Zusammenhalt und einem unerschütterlichen Wir-Gefühl; so kann eigentlich nur jemand reden, der selbst die Mitgliederversammlung am Sonntag im Nachhinein als "schönes Erlebnis" bezeichnet. Sogar in der Meistersingerhalle fühlte er sich darin bestärkt, "dass wir eine Einheit sein müssen". Als 1. FC Nürnberg. Auf und neben dem Platz.

Knapp 2000 Club-Fans werden deshalb auch am Montagabend dabei sein, wenn es gilt, einen der großen Aufstiegsfavoriten hinter sich zu lassen. "Uns erwartet eine abgezockte Mannschaft, die über viel Erfahrung verfügt", sagt Köllner; Kevin Großkreutz ist Weltmeister, Hamit Altintop zumindest Champions-League-gestählt. Aber eben auch schon 34 – und damit bloß sechs Jahre jünger als sein Vorgesetzter.

Dass ausgerechnet Tobias Kempe mit einem gebrochenen Zeh auszufallen droht gegen den Ex-Verein, wird Torsten Frings überhaupt nicht gefallen, beim Gegner steht Georg Margreitter auf der Kippe; ein Rückfall nach auskuriert geglaubter Nasennebenhöhlenentzündung lässt sein Mitwirken eher unwahrscheinlich werden, worüber sich die Trainer ja vielleicht am Sonntagabend noch etwas ausführlicher unterhalten, bei einem Bierchen im Nürnberger Mannschaftshotel, die Einladung steht. Urlaubsgefühle wie im Sommer auf Kos dürften da aber eher nicht aufkommen.

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