Kommentar: Ein Abpfiff, der nicht das Ende ist

24.5.2012, 17:50 Uhr
Kommentar: Ein Abpfiff, der nicht das Ende ist

Es gibt Nachrichten, die wollen nicht zur Vorfreude auf die anstehende Europameisterschaft passen. Dem Deutschen Fußball-Bund ist es auf seiner Internetseite keine einzige Zeile wert, dass mit Babak Rafati einer der nach offizieller Verlautbarung besten deutschen Schiedsrichter seine Laufbahn beendet. Nicht, weil er zu alt wäre oder er es satt hätte, sich von fußballspielenden Millionären anschnauzen zu lassen. Nein, Rafati hat sich dafür entschieden, dem vorherrschenden Leistungsdruck der Bundesliga nicht mehr ausgeliefert zu sein.

Ein halbes Jahr ist es her, dass sich der 41-Jährige nur Stunden vor einem Bundesligaspiel die Pulsadern aufgeschnitten hat. Weil der Druck von außen in Kombination mit der ständigen Angst, Fehler zu machen, zu einer immer größeren Belastung führte. Am Ende hatte Rafati Angst vor der Angst, die Kurzschlusshandlung war die Folge. Damals versicherte ihm der Verband die volle Unterstützung, auch Rafati hoffte, noch einmal auf die große Bühne Bundesliga zurückkehren zu können. Wirklich realistisch war das nie. Der Fußball und seine Anhänger verzeihen keine Schwächen. Der DFB wusste das längst, und diese Erkenntnis muss sich nun auch bei Rafati selbst durchgesetzt haben.

Feingefühl hätte er bei jeder falschen Elfmeterentscheidung in einer aufgeheizten Atmosphäre nicht erwarten dürfen, eher das Gegenteil. Insofern ist das selbst gewählte Karriereende des gebürtigen Niedersachsen mit den persischen Wurzeln nur konsequent. Es ist ihm zu wünschen, dass der Abpfiff auf dem Rasen für ihn gleichbedeutend mit einem neuen Lebensabschnitt ist. Rafati kann fernab vom Fußball zu sich selbst finden, mit Freunden, für die der Mensch Rafati zählt. Nicht der Schiedsrichter.

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