Pyrodebatte: Ultra-Fan kritisiert Diskriminierung

2.11.2011, 12:09 Uhr
Feurige Pyro-Shows wie hier von Fenerbahce-Fans bei einem Testspiel in Nürnberg werden laut Philipp Markhardt zu Unrecht mit Ausschreitungen gleichgesetzt.

© Wolfgang Zink Feurige Pyro-Shows wie hier von Fenerbahce-Fans bei einem Testspiel in Nürnberg werden laut Philipp Markhardt zu Unrecht mit Ausschreitungen gleichgesetzt.

Ultras seien nicht gewalttätiger als andere, sagt Philipp Markhardt. Er ist Mitglied einer Ultra-Gruppe in Hamburg und Sprecher der Vereinigungen „ProFans“. Die Gruppen seien zu Zugeständnissen bereit, jetzt müssten Vereine, Verbände und Polizei reagieren, sagte der bekennende Anhänger des Hamburger SV.

Werden die Ultras in der aktuellen Debatte falsch dargestellt?

Markhardt: „Ich finde die öffentliche Diskussion unfassbar. Eine pauschalere und populistischere Diskussion haben wir schon lange nicht mehr erlebt. Ich finde es hart, dass es Leute gibt, die die Karten von bekennenden Ultras verteuern wollen. Da sind wir direkt bei einer Grundsatzdebatte. Ultras sollen in ihrer Gesamtheit benachteiligt werden, weil sie sich zu ihrer Form des Fandaseins bekennen. Das ist Diskriminierung. Ich finde es zudem unmöglich, wenn das Abbrennen von bengalischen Feuern mit Ausschreitungen gleichgesetzt wird.“

Gibt es denn keine Ultras, die gewalttätig sind?

Markhardt: „Selbstverständlich gibt es auch Ultras, die zu Gewalt greifen. Alles andere zu behaupten wäre Blödsinn. Aber pauschal zu konstatieren, die Ultras seien gewalttätig, das ist genau so wenig richtig wie zu behaupten, die Ultras sind alle Chorknaben. Der Ultra verfolgt nicht das Ziel, gewalttätig zu werden. Ultras sind genau so ein Schnitt durch die Gesellschaft wie alle Fußballfans. Da gibt es nicht mehr oder weniger Gewalttätige.“

Warum werden Ultras so oft mit Gewalt gleichgesetzt?

Markhardt: „Erstens passt es ins Bild und zweitens wird nicht mehr unterschieden. Wenn Pyrotechnik mit Gewalt gleichgesetzt wird, ist es klar, dass Ultras mit Gewalt in Verbindung gebracht werden. Verbände, Vereine und besonders die Polizei täten gut daran, zu kommunizieren, anstatt erneut nach mehr Handhabe gegen die Ultras zu schreien. Das lässt die Situation erst eskalieren. Die Ultras haben mit der Initiative 'Pyrotechnik legalisieren' gezeigt, dass sie bereit sind, auch Zugeständnisse zu machen. Aber das hat nichts gebracht, man wurde sogar noch abgefertigt. Jetzt liegt der Ball bei Vereinen, Verbänden und der Polizei. Wenn sich am 14. November die Innenminister mit DFB und DFL an einen Tisch setzten und nur wieder weitere Repressionen beschließen, dann gehen sie erneut den falschen Weg. Natürlich ist bei dieser Runde erneut kein Fanvertreter dabei.“

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