Kreuzbandriss: Robert Vittek bleibt das Pech treu

20.9.2011, 19:46 Uhr
Schlimme Nachrichten von einem Club-Freund: Nürnbergs ehemaliger Topangreifer Robert Vittek muss nach einem Kreuzbandriss lange aussetzen.

© Eduard Weigert Schlimme Nachrichten von einem Club-Freund: Nürnbergs ehemaliger Topangreifer Robert Vittek muss nach einem Kreuzbandriss lange aussetzen.

Die schwere Verletzung zog sich Vittek am vergangenen Samstag bei der 0:1-Heimpleite Trabzons gegen Istanbul BB zu. Das Bedauern ist auch in Nürnberg groß, denn gerade die FCN-Fans haben den Slowaken noch in sehr guter Erinnerung. Von 2003 bis 2008 traf Robert Vittek in 124 Liga-Begegnungen 35 Mal für den Club. In der Rückrunde der Bundesliga-Spielzeit 2005/06 stellte der 79-malige slowakische Nationalstürmer seine Goalgetter-Qualitäten besonders eindrucksvoll unter Beweis.

Dabei war der Start holprig: Bis zum 19. Spieltag war Vittek noch ohne Erfolgserlebnis. Doch Nürnbergs neuer Trainer Hans Meyer setzte auf ihn - und   Vittek ließ es bald gehörig krachen. 16 Treffer standen am Saisonende für den mittlerweile 29–Jährigen zu Buche. Dreimal schnürte der ballgewandte Angreifer einen Doppelpack. In den beiden aufeinanderfolgenden Partien des FCN gegen Duisburg und Köln markierte er je drei Treffer. Zudem erhielt er dreimal die kicker-Note 1 in Serie.

Doch in der Saison 2006/07 konnte Vittek seinen Höhenflug nicht fortsetzen. Verletzungen blieben unangenehmer Begleiter des außerhalb des Platzes angenehm zurückhaltenden Angreifers. Den größten Erfolg in der jüngsten Vereinsgeschichte des 1. FC Nürnberg – den Pokaltriumph 2007 – verfolgte er von der Bank aus. Es war das linke Knie, das Vittek Sorgen bereitete: Der Meniskus war in Mitleidenschaft gezogen, nach einem Knorpelschaden verzögerte sich sein Comeback aufgrund Erkrankungen und weiterer Blessuren.

Vitteks Fehlen war einer der Mühlsteine, der den FCN in der Abstiegssaison 2007/08 in die 2. Liga riss. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der Angreifer nach seiner Rückkehr im Vertrauen auf seine großen technischen Fähigkeiten nun manchmal zu eigensinnig agierte. In der Rückrunde schlitterte der Club Stück für Stück in die Zweitklassigkeit. Und es schien, als wollte Vittek immer mehr mit dem Kopf durch die Wand. Zu oft suchte er mit dem Ball am Fuß den Weg durch zwei Gegenspieler hindurch – meist ohne Erfolg.

Weltmeister Italien im Alleingang besiegt

Zu Beginn der Zweitliga-Saison 2008/09 wechselte der Angreifer zum französischen Erstligisten OSC Lille. Am Valznerweiher tröstete man sich über seinen Abgang mit einer Ablösesumme von rund vier Millionen Euro - und letztlich mit der unmittelbaren Rückkehr in die Beletage des deutschen Profi-Fußballs. Eine gewisse Wehmut blieb auf beiden Seiten – zumal Vitteks Freund, Landsmann und kongenialer Angriffspartner, Marek Mintal in Nürnberg weilte. Für Vitteks neuen Arbeitgeber ging es indes ebenfalls nach oben: erst die Qualifikation für die Europa-League, im Sommer diesen Jahres schnappten sich die Nordfranzosen sogar den Meistertitel. Eine Entwicklung, an der der Slowake trotz insgesamt acht Treffern oft nur als Teilzeitkraft mitwirkte. DIe Zeichen standen also wieder auf Wechsel: Ab Februar 2010 ging’s  auf Leihbasis zum türkischen Süper-Lig-Vertreter MKE Ankaragücü, rund ein halbes Jahr später mit der Nationalmannschaft zur WM nach Südafrika.

Kreuzbandriss: Robert Vittek bleibt das Pech treu

© Bauer



Am Kap der Hoffnung gab Vittek seiner Nationelf eben diese. Alle seine tollen Anlagen waren wieder sichtbar. Die Aktionen des Rekordtorschützen der slowakischen Landesauswahl waren zielgerichtet, mit Tempo, Wucht und Raffinesse. Vier Tore schoss ein Vittek in Galaform, Höhepunkt war sein Doppelpack gegen Italien, mit dem er den Weltmeister aus dem Turnier warf. Doch die Freude über diese Sensation währte nicht lange: Im Achtelfinale war nach dem 1:2 gegen die Niederlande Endstation.

San Siro und Schmerz

Zurück im Liga-Alltag wurden die Hoffnungen, die Karriere noch einmal anzuschieben, erneut gedämpft. Eine hartnäckige Oberschenkelverletzung bescherte Vittek eine rund halbjährige Zwangpause. Ein Wechsel zu RB Salzburg im Januar 2011 scheiterte, weil das Fax aus Ankara die Mozartstadt eine Minute nach Ende der Transferperiode erreichte. Aufwärtsgehen sollte es nun bei Trabzonspor. Das ambitionierte Team von der Schwarzmeerküste, für das Vittek seit Anfang September die Fußballschuhe schnürte, war nach der Suspendierung Fenerbahces als Vorjahreszweiter in die Gruppenphase der Champions-League nachgerückt. Beim 1:0-Sensationserfolg Trabzons bei Inter Mailand wurde Vittek eingewechselt. Rund eine Viertelstunde vor Abpfiff betrat er den Rasen in San Siro.

Nur drei Tage später waren in der Liga-Partie gegen Istanbul BB in Durchgang zwei nur wenige Minuten absolviert, als Vittek  nach einem kompromisslos geführten Zweikampf mit einem lauten Schrei zu Boden ging, sich mit schmerzverzerrtem Gesicht unmittelbar ans rechte Knie fasste. Kreuzbandriss - Robert Vittek muss wieder mal lange pausieren.

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