Kristiansen: "Es war ein unglaubliches Erlebnis"

26.10.2010, 22:57 Uhr
Kristiansen:

© Sven Simon

Herr Kristiansen, werfen wir doch kurz die Zeitmaschine an. Es ist der 26. Mai 2007 im Berliner Olympiastadion, es läuft die 109. Minute des Pokalfinales.

Kristiansen:
Die Atmosphäre im Stadion, zur Hälfte mit Nürnberger Fans gefüllt, war überragend. Wir hatten nach der Roten Karte für Cacau die Partie eigentlich gut im Griff. Doch dann fiel das 2:2 für Stuttgart. Und in der Verlängerung weiß man nie, was passieren kann. Ich bekomme dann an der Seitenlinie den Ball von Andi Wolf zugespielt. Meira kommt mir entgegen und rückt etwas aus der Abwehr heraus. Ich nehme den Ball mit, ziehe in die Mitte und versuche einfach, aufs Tor zu schießen. Das Einzige, woran ich mich noch erinnere, ist, dass der Ball an die Latte und von dort aus reingeht.

Wie oft sind Sie eigentlich in den vergangenen drei Jahren auf Ihren fulminanten Siegtreffer angesprochen worden?

Kristiansen: Auch hier sagen meine Mitspieler manchmal zu mir, dass ich in Deutschland ein Tor zum richtigen Zeitpunkt geschossen habe. Es war ein unglaubliches Erlebnis. Nicht nur der Treffer, sondern auch, wie sich das Spiel entwickelt hat. Dieses dann zu entscheiden, war für mich, für die Mannschaft und den Club fantastisch.

Dieses Tor sollte Ihr einziges im Club-Trikot bleiben. Trübt das Ihr Fazit mit Blick auf Ihre Nürnberger Zeit?

Kristiansen:
Durch meine zweieinhalb Jahre beim Club habe ich viel an Routine gewonnen. Auch für meine Persönlichkeit habe ich wichtige Dinge gelernt, die ich mit nach Bröndby gebracht habe. Ich habe in großen Stadien vor vielen Zuschauern gespielt und erlebt, wie der Fußball bei Niederlagen nicht nur hart für die Spieler, sondern auch hart für die Fans sein kann. Der Abstieg nach der unbeschreiblichen Pokalsieger-Saison war nicht nur für mich, sondern auch für den Verein und die Stadt eine Katastrophe.



Beim FCN wurden Sie in der Abstiegssaison auf verschiedenen Positionen eingesetzt. Waren Ihre Allrounder-Qualitäten Fluch oder Segen?

Kristiansen:
Ich kam im Mittelfeld, auf der offensiven Außenbahn oder als Außenverteidiger zum Zug. Es ist immer ein Vorteil, wenn man verschiedene Positionen spielen kann. Andererseits: Wenn man auf einer Position regelmäßig seine Einsätze bekommt, wächst das Selbstbewusstsein, und viele Abläufe macht man dann intuitiv richtig. Bei Verletzungen oder Sperren ist es dennoch gut, wenn man einspringen kann. Und wenn es technisch mal nicht so rund läuft, kann man immer noch 110 Prozent arbeiten. Das habe ich immer versucht.

Sie befanden sich spätestens im Sommer 2008, bevor sie zu Bröndby wechselten, gleichwohl in einer Art Sackgasse.

Kristiansen:
Ich habe in Nürnberg jedoch eine gute Zeit gehabt und mich dort immer sehr wohl gefühlt. Auch abseits des Platzes fand ich zum Beispiel die schöne Innenstadt zum Spazieren, Shoppen oder bei gelegentlichen Treffs mit Teamkollegen sehr gemütlich.

Fiebern Sie noch mit Ihrem Ex-Verein — und wie verfolgen Sie die Bundesliga?

Kristiansen: Über das Internet oder Samstagabend beim Aktuellen Sportstudio. Manchmal gibt es auch Übertragungen im dänischen Fernsehen. Ich beobachte immer, wie es beim Club läuft und finde es super, dass er letzte Saison die Klasse gehalten hat.

Besteht noch Kontakt zu den ehemaligen Kollegen aus der Pokalsieger-Mannschaft?

Kristiansen: Mit den Jungs in Nürnberg habe ich nicht mehr so viel Kontakt. Aber jetzt im Frühsommer kam Marco Engelhardt für eine Saison-Abschlussfeier mit seinen Karlsruher Mitspielern für ein paar Tage nach Kopenhagen.