Overtime-K.o. in Berlin: Eisbären ringen Ice Tigers nieder

2.4.2018, 17:38 Uhr
Nur 23 Sekunden benötigten die Eisbären Berlin am Montag in der Overtime um sich Sieg Nummer zwei zu schnappen.

© Sportfoto Zink / ThHa Nur 23 Sekunden benötigten die Eisbären Berlin am Montag in der Overtime um sich Sieg Nummer zwei zu schnappen.

Eishockey im April, das war lange Zeit ein Traum in Nürnberg. Eishockey im April, das bedeutet, dass die Ice Tigers mindestens ins Halbfinale der DEL-Playoffs einziehen. Und das war lange Zeit ein Jahrzehntereignis. Seit drei Jahre aber ist die Mannschaft von Rob Wilson Stammgast in der Vorschlussrunde. Und am 2. April kam sie einem ersten Auswärtssieg an der Spree schon sehr, sehr nahe.

Die Ice Tigers trotzten im dritten Halbfinalspiel gegen die Eisbären haarsträubenden Schiedsrichterfehlentscheidungen und einer eigenen beinahe schon fatalen Schwächephase. Steven Reinprecht hatte zwei Treffer selbst erzielt und das 3:3 von Yasin Ehliz vorbereitet. In der Verlängerung aber gelang Nick Petersen ein präziser Schuss zum 3:4 (1:1, 1:2, 1:0, 0:1) für die Berliner Eisbären. Am 4. April wird die Serie in Nürnberg fortgesetzt.

Ein Abseitstor zur Berliner Führung

Wilson hatte keinen Grund gesehen, die Mannschaft nach dem 3:2 erneut umzustellen. Und so sprang auch Marco Pfleger wieder über die Bande. Der hochveranlagte, aber zuweilen arg phlegmatische Peißenberger wechselte sich erneut mit Petr Pohl ab – und war in der 11. Minute in der falschen Rolle zur falschen Zeit am falschen Ort. Pfleger führte den Puck aus dem eigenen Drittel, drehte knapp hinter der blauen Linie ab und verlor den Puck an Daniel Fischbuch. Fischbuch passte auf Mark Olver, der noch etwa acht Meter im Abseits stand. Olver passte quer auf Rihards Bukarts – Tor, Jubel, entspannte Blicke bei den Ice Tigers, weil die Schiedsrichter die Abseitsstellung ja kaum übersehen konnten. Konnten sie aber. Die vier Unparteiischen berieten sich kurz, ihre Entscheidung aber konnten sie kaum rückgängig machen. Und so ging Berlin in Führung.

Wie so oft half der nächste Pfiff den zuvor Benachteiligten. Daniel Fischbuch musste von der Strafbank aus beobachten, wie Steven Reinprecht mit dem Rücken zum Tor den Puck via Danny Richmonds Schlittschuh ins Tor passte (14.). Das war gerecht, weil Nürnberg wie schon am Donnerstag im ersten Spiel kontrolliert und gefährlich auftraten.

Nürnberg verteidigt souverän

Nach der ersten Pause aber erlaubten sich die Ice Tigers ihre erste schwache Phase in diesen Playoffs. Zweimal wurde vor Niklas Treutle nicht konsequent aufgeräumt, zweimal waren Louis-Marc Aubry und Marcel Noebels gedanklich und körperlich schneller. In 22 Sekunden schraubten die Eisbären das Ergebnis auf 3:1 (23.). Wilson nahm eine Auszeit, der Coach brauchte nur 20 der ihm zur Verfügung stehenden 30 Sekunden. Seine Worte zeigten allmählich Wirkung. Patrick Reimer sah, dass Taylor Aronson von der Strafbank kam, der Verteidiger passte Reinprecht an, 2:3 (28.). Erst in Unterzahl aber fanden die Ice Tigers wieder zu ihrem Spiel. Dane Fox eskalierte unnötig nach einem harten Check von Aubry, fünf Sekunden vor Ablauf seiner vier Minuten auf der Strafbank gesellte sich Philippe Dupuis zu ihm. Nürnberg aber überstand beide Strafen, wirkte plötzlich souveräner und ging in Überzahl in die zweite Pause.

26 Sekunden dauerte es im dritten Abschnitt, da hatte Yasin Ehliz einen Schuss von Tom Gilbert ins Tor gelenkt. Danach mussten wieder die Ice Tigers mit vier Mann auskommen – weil Niklas Treutle einen Berlin schubste und weil sich David Steckel von einem Berliner auf Vehanen schubsen ließ. Marian Rohatsch und Gordon Schukies, die Schiedsrichter, hatten nicht ihren besten Tag erwischt. Nürnberg aber verteidigte souverän. Und so begann das Geduldsspiel von Neuem, unterbrochen nur von einer 15-minütigen Pause. Danach brauchte der zuvor noch offenbar lebensgefährlich verletzte Nick Petersen (tatsächlich war er nur in den kreuzenden John Mitchell hineingefahren) nur 23 Sekunden. Sein Schuss schlug über Treutles Stockhand im Toreck ein.

Die schönste Playoff-Zeit beginnt, hatte Martin Jiranek einst gesagt, wenn man in Flip-Flops zum Spiel gehen kann. Am Mittwoch (19.30 Uhr) könnte es schon soweit sein. Laut Vorhersage hat der April bestes Wetter für Spiel vier vorgesehen.

Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachleiden:

14 Kommentare