"Loddar" lief bis zur Zerrung

29.4.2012, 18:25 Uhr

© Sportfoto Zink

„Loddar“ hatte gerufen, und die Fans strömten trotz Bullenhitze. Wann kann man schon mal die Weltmeister Andy Brehme, Thomas „Icke“ Häßler und Stefan Reuter an der Seite des Weltfußballers von 1991 in den Reihen der Traditionsmannschaft des FC Herzogenaurach erleben? Und das gegen die Traditionself des großen Nachbarn 1.FC Nürnberg, in deren Reihen zahlreiche Ex-Profis wie Sasa Ciric, Thomas Ziemer, Michael Wiesinger, Dieter Frey, Jörg Dittwar, Bernhard Bergmann, Carlo Werner, Thomas Adler oder Lutz Braun aufliefen.



 

 

2500 Fans lockte das Benefizspiel zugunsten der Herzogenauracher Jugendabteilung, darunter zahlreiche junge wie alte Autogrammjäger und „Fotojäger“, die sich mit den Stars von einst ablichten lassen wollten. Und die demonstrierten beim 9:2-Sieg des sichtlich besser eingespielten Club-Teams, dass sie nichts verlernt haben: Häßler trickste und zauberte (und rannte sich fest) wie einst, Brehme und Ziemer bestachen mit exakten weiten Pässen wie in ihren besten Zeiten, wobei Ziemer mit einem Tor von der Mittellinie aus über den zu weit vorgerückten FCH-Keeper Christian Held das Sahnehäubchen lieferte zu den vier Treffern des auf engstem Raum immer noch beeindruckenden Ciric.

Und der Hauptdarsteller? Lothar Matthäus setzte in der 20. Minute zu einem seiner berühmten Solos an, fegte durch die FCN-Abwehr, blieb an Keeper Klaus Mösle hängen – und griff sich an den Oberschenkel, musste vom Platz und beobachtete den Rest der ersten Halbzeit mit dick bandagiertem Schenkel von der Bank aus. Schade, dass er sich nach der Pause ins Vereinsheim zurückzog, statt sich seinen Fans zu zeigen. Und so erlebte er auch nicht mit, dass Stefan Reuter nach energischem Antritt und Trickserei gegen Mösle den zweiten Treffer der Gastgeber erzielte, nachdem Georgi Eliztavashvili zuvor auf 1:2 verkürzt hatte.

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Dabei hatte Matthäus vor dem Anpfiff bei der Ehrung für 40 Jahre FCH-Mitgliedschaft noch ausdrücklich gesagt: „Auch wenn Sie mir’s nicht glauben, ich freue mich wirklich immer, nach Herzogenaurach zu kommen!“ Ob er den Beitrittsantrag beim örtlichen Heimatverein unterschrieb, war nicht in Erfahrung zu bringen. Den hatte ihm dessen Vorsitzender Klaus-Peter Gäbelein, der den Nachmittag sachkundig moderierte, mit dem Hinweis übergeben, dass der Beitrag nur 20 Euro im Jahr ausmache.

Manch altem Herzogenauracher Fußballfan, darunter der langjährige (Spieler-)Trainer Dieter Nüssing, mag das Herz geblutet haben angesichts all der Akteure, die ihre Karriere einst beim FCH oder dem innigst verfeindeten ASV gestartet hatten und ihr Können wieder aufblitzen ließen: Günter Güttler, Carlo Werner, der spätere „Fußballgott von Düsseldorf, Torjäger Thomas Adler, Lutz Braun, Rudi Litz, Bernd Studtrucker – und eben Matthäus, den Bruder Wolfgang dann ersetzte und dessen Eltern ebenfalls am Rudolf-Daßler-Spielfeld standen.

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Den Nachwuchsmannschaften des FC Herzogenaurach wird der Erlös des Benefizspiels zugutekommen. Den Besuch des Fußball-Idols werden vor allem aber die E-Junioren nicht vergessen: Sie absolvierten mittags ein Training mit Matthäus. Der übrigens ein Spiel aus seiner Jugendzeit in der Schuhstadt als das schönste seiner Karriere bezeichnete: das 3:2 gegen die SpVgg Fürth in Erlangen-Eltersdorf, mit dem die A-Junioren des FCH 1978 den Aufstieg in die Bayernliga schafften.

FCH: Echtner (Held), Reuter, Brehme, Bauer, Kolb, Güttler, Neudecker, Häßler, Sehring, L. Matthäus, Litz, Vogel, Eliztavashvili, Drebinger, Polster, Schwarzer, Rosenzweig, Kornatzki, W. Matthäus, Dietz / 1.FCN: Mösle (Hechtel), Frey, Mayerhofer, Seitz, Braun, Werner, Michael Wiesinger, Jörg Dittwar, Ciric, Thomas Ziemer, Adler, Studtrucker, L. Güßregen, Bieringer, Bergmann / Tore: 0:1 Frey, 0:2 Ziemer, 1:2 Eliztavahsvivli, 1:3 Ciric, 1:4 Studtrucker, 1:5 Ciric, 1:6 Güßregen, 1:7 Ciric, 1:8 Ziemer, 2:8 Reuter, 2:9 Ciric / SR: Wolf (FCH).

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