Löw, sagt Löw, macht keinen Schwachsinn

26.3.2013, 07:00 Uhr
Löw, sagt Löw, macht keinen Schwachsinn

© Zink

Was „der Löw“, sagte der Löw, also der Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, nicht alles schon so vorgehabt hat, gute Güte. „Und jetzt heißt es: Der Löw will die Stürmer abschaffen“, fasste der Löw gestern in Herzogenaurach in einer launigen Rede zusammen, was man ihm schon alles angedichtet hat in seiner bald achtjährigen Amtszeit.

Mit der erprobten teutonischen Kampf- und Grätschkultur, hatte der Löw ja schon zum Dienstantritt gesagt, werde man künftig nicht mehr reüssieren können – „und dann hieß es“, sagte der Löw, „der Löw will die deutschen Tugenden abschaffen“. Ballgewinne ohne Foulspiel, das gehört auch zu Löws Plan – ergo, so der Löw: „Der Löw, hieß es, will die Zweikämpfe abschaffen.“

Über Raum und Zeit

Der Vortrag geriet unterhaltsam, war aber schon ernst gemeint; „Schwachsinn“ nannte Löw – wenngleich lächelnd – noch einmal die Auslegung, Deutschland spiele ohne Stürmer, wenn gerade keine dafür ausgebildete Fachkraft bereitsteht. Der Löw, fasste der Löw also zusammen, will gar nichts abschaffen. Nicht die deutschen Tugenden, nicht den Zweikampf, erst recht nicht die Stürmer.

„Natürlich mit einem Stürmer“ werde man deshalb auch heute gegen Kasachstan im Frankenstadion antreten, genau wie beim 3:0-Erfolg am Freitag im Hinspiel, als Mittelfeldspieler Mario Götze den Part übernahm. Heute könnte es genauso aussehen, und der Bundestrainer gönnte sich ein relativ ausführliches Referat darüber, wie er sich das vorstellt.

„Klar zu sehen“, findet Löw, sei ja wohl, dass es gerade kleineren Fußballnationen immer besser gelingt „den Fokus auf die Struktur in der Defensive legen“, damit würden „die Räume enger und die Zeit knapper“; zwischen vielen gut sortierten Verteidigerbeinen blieben oft nur Sekundenbruchteile zur Ballannahme, was Auswirkungen auf das Anspruchsprofil moderner Angreifer habe. „Handlungsschnell, gedankenschnell und technisch versiert“, sagt Löw, müsse ein Stürmer sein, so wie Miroslav Klose und Mario Gomez – oder eben wie „körperlich eher kleine Spieler“: Mario Götze oder Marco Reus. Klose ist diesmal gar nicht dabei, Gomez plagt eine Oberschenkelzerrung, weshalb der „Spieler in der letzten Reihe zwischen den Verteidigern“ (der neue Löw’sche Stürmer also) ein Mittelfeldspieler sein kann.

Die Aufstellung blieb gestern ansonsten Verschlusssache, entscheidend wird das nicht sein gegen zweitklassige Kasachen, zur erwünschten Einstellung äußerte sich Löw detaillierter. „Nur dann gut“ sei sein Team, „wenn wir alle Dinge zu hundert Prozent erfüllen“, man müsse – das habe selbst das Spiel in Kasachstan gezeigt – „lernen, die Seriosität im Spiel hoch zu halten“.

Die „Wand, die der Gegner aufbaut“ (wie es nicht nur Kapitän Philipp Lahm erwartet), soll früh fallen, zur Unterhaltung des Publikums dürfen dann alle – echte und falsche Stürmer inklusive – beitragen. Viel mehr als einen ehrenwerten Auftritt werde seine kasachische Elf, vermutet der Fürther Profi Heinrich Schmidtgal, dabei wohl eher nicht hinbekommen; die deutsche Defensive steht vermutlich vor einem ruhigen Abend.

Der Löw hatte da sogar noch eine Idee. Vielleicht, überlegte er, brauche man gegen kleinere Stürmer „in Zukunft ganz kleine Innenverteidiger – um zum Beispiel Lionel Messi zu bewachen“. Der Löw – jetzt will er noch den guten alten deutschen Recken abschaffen. Hat aber trotzdem keiner gesagt.

Deutschland: Neuer (Bayern München); Lahm (Bayern München), Mertesacker (FC Arsenal), Boateng (Bayern München), Schmelzer (Bor. Dortmund) – Khedira (Real Madrid), Gündogan (Bor. Dortmund) – Müller (Bayern München), Özil (Real Madrid), Reus (Bor. Dortmund) – Götze (Bor. Dortmund).

Kasachstan: Sidelnikow (FK Aktobe); Gorman (Kairat Almaty), Logwinenko (FK Aktobe), Dmitrenko (FK Aktobe), Kirow (FK Astana) – Nurdauletow (FK Astana), Korobkin (FK Astana) – Dscholtschijew (Tobol Kostanai), Chairullin (FK Aktobe), Schmidtgal (SpVgg Greuther Fürth) – Ostapenko (FK Astana).

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