Medienschelte: Bizarre Bayern laden zum Fremdschämen ein

20.10.2018, 09:39 Uhr
Immer wieder für einen Kracher gut: Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß

© Christof Stache/AFP Immer wieder für einen Kracher gut: Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß

Auf die nächste Gegendarstellung des FC Bayern, sehr wahrscheinlich abgedruckt in der Bild-Zeitung, darf man schon am Samstag gespannt sein. Was Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß gestern Mittag zum Glück noch nicht wussten: Ein Maulwurf an der Säbener Straße hat das Schriftstück bereits vor dem morgigen 0:5 in Wolfsburg dieser Zeitung zugefaxt. Hier also das Vereinsstatement im Wortlaut (wer sich die Spannung bis Montag erhalten möchte, muss den nächsten Absatz überspringen):

"Mia, äh, wir, der FC Bayern, also der Uli, der Hasan und ich, wir drei, möchten folgende Fehler in der Berichterstattung richtigstellen: a) Der Manuel Neuer war viermal in Folge Welttorhüter und ein Jahr verletzt. b) Der Mats Hummels und der Jérôme Boateng sind keine Altherren-Fußballer, sondern laufen die 100 Meter immer noch locker unter 20 Sekunden. c) Der Franck Ribéry und der Arjen Robben haben KEINE Midlife-Crisis. d) Der Juan Bernat hat in der Champions League in Sevilla keinen Scheißdreck gespielt, sondern großen Mist. Gezeichnet: Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender FC Bayern München AG)."

Haudrauf statt Selbstreflexion

Eine sportliche Gegendarstellung nach vier Auftritten ohne Sieg – für die deutschen Nationalspieler sind es sogar sechs, aber dafür kann der FC Bayern ja nichts – wäre wohl schlauer, aber nicht so öffentlichkeitswirksam wie der  fast 33-minütige Rundumschlag am Freitag. An dessen Ende das Trio mit zwei Stimmen wohl selbst nicht mehr gewusst hat, was das ganze Theater eigentlich sollte. Hasan Salihamidzic ("Die Bundesliga ist keine Dschungel-Show!") war ja letztlich bloß dabei, damit die beiden Meinungsführer neben ihm auch mal durchschnaufen konnten.

Ihre heftige Journalistenschelte konnten sich die Münchner letztlich locker erlauben, ohne Nebenwirkungen befürchten zu müssen. Der FC Bayern, das weiß vielleicht nicht jeder, ist ja auch ein vielbeachteter Medienkonzern, mit gleich drei eigenen Pay-TV-Kanälen: FC Bayern.tv ("Basisprogramm"), FC Bayern.tv plus ("Matchchannel") und FC Bayern.tv live ("Rund um die Uhr"). Komödiantische Inhalte werden traditionell auf FC Bayern.tv gezeigt, wahrscheinlich der größeren Reichweite wegen, so dass gestern auch Anhängern in Vietnam oder auf dem Mars der Mund offen gestanden sein dürfte.

Das gefährliche Spiel mit dem Grundgesetz

Selbst eingefleischte Fans der Münchner, das legten etliche Kommentare nahe, empfanden so etwas wie Fremdscham, als sich die Führungsriege etliche Berichterstatter zum Teil namentlich vorknöpfte und auch den ehemaligen Angestellen Juan Bernat. Immer getreu dem Motto: Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Karl-Heinz Rummenigge verwies auf Artikel 1 des Grundgesetzes, Artikel 5 kennt er vielleicht auch. "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten." Aber bitte ohne Häme und Respektlosigkeiten. Das gilt freilich auch für den FC Bayern München.

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