Michael Wiesinger: Beliebt und befördert

3.1.2013, 17:54 Uhr
Michael Wiesinger begutachtete beim ersten Club-Training nach der Winterpause erstmals seine neuen Schützlinge.

© Eduard Weigert Michael Wiesinger begutachtete beim ersten Club-Training nach der Winterpause erstmals seine neuen Schützlinge.

Um 13:03 Uhr betrat Michael Wiesinger an der Seite von Armin Reutershahn den hoffnungslos überfüllten Presserraum des 1. FC Nürnberg. Um 13:18 Uhr verließ er ihn wieder.

Dazwischen lagen 15 Minuten, in denen das bereits am 24. Dezember etablierte Trainergespann des FCN vorgestellt wurde. 15 Minuten, in denen Nürnbergs jüngster Bundesliga-Coach einen immens fokussierten, motivierten Eindruck machte. "Ich freue mich und kann es kaum erwarten auf den Platz zu gehen und loslegen zu können“, drängte der 40-Jährige auf das, was folgte: die erste Übungseinheit unter seiner Regie.

Zeit braucht der Oberbayer allenfalls, um seine neuen Schützlinge in der täglichen Arbeit besser kennenzulernen. Akklimatisierung am Valznerweiher benötigt Wiesinger nicht. Er ist mit dem Club als ehemaliger Kapitän verwachsen. “Der 1. FC Nürnberg ist mein Verein, hier war ich Spieler, hier arbeite ich seit eineinhalb Jahren mit viel Herz und Leidenschaft", sagt der Mann, der 1993 als großes Talent vom FC Starnberg in die Noris wechselte.

Bis 1999 blieb Wiesinger dem Verein treu, für den er im August 1993 seinen Einstand in der Startelf gegeben hatte. Beim 1:0 gegen den 1. FC Köln erregte der gebürtige Burghauser nicht nur als Flügelflitzer sondern beim siegbringenden Treffer auch erstmals als Vorlagengeber Aufmerksamkeit.

Doch für den Fußballer Wiesinger gab es in Nürnberg nicht nur Glücksmomente. Auf die Premieren-Spielzeit des mittlerweile 40-Jährigen folgte der bittere Gang in die Zweitklassigkeit. Ein Jahr danach hätte sich der FCN bereits aus dem Unterhaus verabschieden müssen. Einzig die Lizenzentzüge von Dynamo Dresden und dem 1. FC Saarbrücken bewahrten Wiesingers Club vor dem Absturz, der erst im Sommer 1996 mit dem Abstieg in die Regionalliga zu notieren war.

Von Erst- und Zweitligisten umgarnt, verließ der Publikumsliebling den Klub nicht, der ihm den Einstieg ins Profi-Geschäft ermöglicht hatte. Er dirigierte ihn als Führungskraft wieder nach oben – zurück in Deutschlands höchste Spielklasse. Dort kaum angekommen musste der FCN aber wieder runter. Damals, als die Bundesliga am letzten Spieltag der Saison 1998/99 ihre Kapriolen zu Ungunsten der Mannschaft von Friedel Rausch schlug. Im Anschluss sagte der Mittelfeldspieler Nürnberg ade, verabschiedete sich zum großen FC Bayern. Nicht aber ohne seiner rot-schwarzen Verbundenheit in Form einer Mitgliedschaft Ausdruck zu verleihen.

Als Trainer betätigt sich Wiesinger seit Sommer 2008. Beim FC Ingolstadt erwarb er sich erste Verdienste. Ab 2009 beerbte er Thorsten Fink, den er beim Rückrunden-Auftakt gegen den HSV wiedersehen wird. Im Mai 2010 bewerkstelligte Wiesinger, zwischenzeitlich ins zweite Glied zurückgerutscht, erneut als Cheftrainer Ingolstadts Rückkehr in die 2. Liga. In der Relegation gegen Hansa Rostock wurde dies amtlich. Nun darf der Herzensnürnberger eine Klasse höher ran – befördert, bei seinem Herzensverein.

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