Mit Johannis-Geist gegen die „komische Krankheit“

13.12.2011, 20:03 Uhr
Mit Johannis-Geist gegen die „komische Krankheit“

© Roland Fengler

Eine komische Krankenheit sei es, die da gegenwärtig den Ringersport befallen hat, meint Guido Fischer. „Keiner will mehr aufsteigen“, sagt der Abteilungsleiter der SV Johannis – wobei „keiner“ nicht ganz stimmt. Denn die Nürnberger wollen ja durchaus, und so werden die Johanniser in der Saison 2012 erstmals mit einer Staffel in der ersten und der zweiten Bundesliga vertreten sein. „Das ist etwas Sensationelles“, meint Fischer und ist stolz auf seine Abteilung.

Die zweite Mannschaft der Nürnberger hätte als Oberligameister eigentlich erst gegen den Sieger der Relegation zwischen Pirmasens und KöllerbachII antreten müssen, um den Sprung ins Bundesliga-Unterhaus zu schaffen. Aber da die beiden anderen Mannschaften dankend ablehnen, steigen die Nürnberger direkt auf. Dabei gibt es, wie Fischer erklärt, in den Statuten des Deutschen Ringer-Bundes eigentlich eine Aufstiegspflicht. Aber selbst eine mögliche Geldstrafe scheint die betroffene Vereine nicht abzuschrecken.

Weil in den Bundesligen wohl immer noch zu stark auf bezahlte Legionäre aus dem Ausland gesetzt wird, scheint das Oberhaus für manchen Verein nicht erstrebenswert zu sein – oder nicht finanzierbar. Bei Johannis am Zeisigweg sieht man das anders. Die Ringer des Oberliga-Teams haben Fischer am letzten Kampftag sogar ein Plakat überreicht. „Wir bleiben da!“ – stand darauf, und darunter hatten alle Staffelmitglieder unterschrieben. Es sollte nicht nur ein Dank, sondern auch die Aufforderung an die Abteilungsleitung sein, den Aufstieg auf jeden Fall zu wagen. „Für uns macht das sogar Sinn“, sagt Fischer, „denn einige der Ringer aus dem zweiten Team sind für die Oberliga zu stark, für die erste Bundesliga aber noch ein wenig zu schwach. So können wir sie gezielt an das Niveau in der ersten Liga heranführen. Und für keinen ist es eine Degradierung, in der Zweiten eingesetzt zu werden.“

Noch ein Argument hat der 51-Jährige parat: „Wir betreiben Leistungssport, um zu gewinnen. Und wenn man sich für eine höhere Klasse qualifiziert, dann sollte man den Mut haben, dort anzutreten.“ Dieser Mut, das weiß Fischer, kostet aber Geld. Die beiden Bundesligastaffeln dürften den Etat um etwa 30 Prozent erhöhen, wobei Fischer vor allem die erste Mannschaft gezielt verstärken will, um 2012 den Einzug in die Meisterrunde zu schaffen. Mindestens Vierter in der Gruppe Ost muss Johannis dann werden. In der am Samstag beendeten Saison wurde man Siebter.

„Wir wissen, dass wir mit unserer Art von Team, das aus vielen Eigengewächsen besteht, nicht deutscher Meister werden können. Aber trotzdem müssen wir uns nach vorne orientieren, um dem Publikum etwas bieten zu können“, meint der Abteilungsleiter. Mit rund 500 Zuschauern im Schnitt sieht man bei der SV Johannis in den Heimkämpfen durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten.

Sponsoren ziehen mit

Auch finanziell sei der Kraftakt zu meistern. Laut Fischer liegen die Zusagen der meisten Sponsoren auf eine weitere Unterstützung bereits vor, einige neue Geldgeber zeichnen sich ab. Darüberhinaus deutet sich in den deutschen Ringervereinen ein Umdenken ab. Die blinde Einkaufswut habe nachgelassen, viele Klubs wollen wieder versuchen, ihre Staffeln mehr mit eigenen Ringern zu bestücken.

Weil sich Versäumnisse in der Nachwuchsarbeit allerdings nicht von heute auf morgen beheben lassen, sei das ein Prozess, der einige Jahre dauern wird. Johannis kann sich da ins Fäustchen lachen, wurde am Zeisigweg die sportliche Ausbildung von jungen Ringern schon immer groß geschrieben. Und bei den Athleten, die man von außen anwarb, wurde stets großer Wert darauf gelegt, dass sie auch in die Struktur der familiär ausgerichteten Ringer-Abteilung passen würden. Das hat natürlich nicht immer funktioniert, aber sehr oft. Johannis-Geist nennt man das am Zeisigweg durchaus mit Stolz.
 

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