Mit Schaufel-Schere-Schaufel durchs Wasser

13.4.2012, 07:00 Uhr
Mit Schaufel-Schere-Schaufel durchs Wasser

© Privat

Mit Schaufel-Schere-Schaufel durchs Wasser

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"Jaja, ich weiß", winkt Jeffrey ab, als er aus dem Becken im Nürnberger Nordostbad steigt. " Es schaut komisch aus, ist aber sehr effektiv".

Weil Jeffrey auf beiden Augen blind ist, hat er für den Triathlon einen eigenen Schwimmstil entwickelt - und eine eigene Taktik fürs Rennen ausgetüftelt. Mit Partner Michael Dotzauer aus Erlangen startet er beim Challenge nicht mittendrin, sondern am Rande des Feldes, am rechten Ufer des Kanals. Orientierungspunkt ist sein Partner; der schwimmt im Idealfall halbrechts neben ihm, eine halbe Körperlänge voraus. "Michael führt mich mit der Stimme,wenn wir etwa aus dem Weg sollen um schnellere Schwimmer vorbeizulassen", erklärt Jeffrey. 

 Wie beschreibt er seine Technik? "Also, ganz einfach, ich liege flach im Wasser Arme und Beine sind längs gestreckt, Kopf über Wasser nach vorne. Dann ziehe ich die Arme abwechselnd unter Wasser nach hinten, und schaufele mich so voran. Den Kopf halte ich immer nach vorne, halb über Wasser,  da kann ich meinen Partner auch im Kanal besser hören. Atmen tue ich fast nur durch die Nase. "

Und was machen die Beine? "Ganz einfach, nach jedem Armzug folgt dann ein Scherenschlag mit den Beinen. Und dem ganzem Bewegungsablauf passt sich dann meine Atmung an." Gewöhnungsbedürftig ist die Technik, vor allem für die Zuschauer. "Also mir wurde schon gesagt,  so kann man doch nicht schwimmen!", grinst Jeffrey.

Kann man wohl - am besten bei den morgendlichen Trainingsrunden, wenn das Nordostbad noch nicht voll ist und dort vor allem andere Sportler ihre Bahnen ziehen. "Da kann man auch gute Tipps bekommen, man kennt sich, man tauscht sich aus", berichtet Jeffrey. So wie mit den beiden Bademeistern Peter Stanger und Bernhard Semsch.  "Wir sind schon lange befreundet. Bernd war sogar mein erster Freund in Deutschland, damals 1970, ein Schulkamerad von meinem Bruder." Kurzum: "Ins Nordostbad geh ich gerne, da ist es sehr kameradschaftlich und das Personal sehr hilfsbereit".

Doch was macht der Trainingsplan außerhalb des Schwimmbeckens? Am Karfreitag stand eine lange Ausfahrt mit dem Rad auf dem Programm. Mit Tandempartner Matthias Reitenspieß morgens um 8.30 Uhr auf der  B14 raus nach Lauf,  dort vom TV Altdorf ein paar Radsportfreunde getroffen, durchs Nürnberger Land, nach Hersbruck und wieder zurück in die Nürnberger Nordstadt. "Schöne lange Steigungen waren drin, insgesamt etwa 100 Kilometer", so die Tagesbilanz.

Und aktuell? Liegt der Schwerpunkt auf der Beinmuskulatur. "Ich mach' gerade viel Indoorübungen, also vor allem Gewichte stemmen mit den Beinen." So ein Training macht nicht unbedingt großen Spaß, bringt aber viel - auch beim ungewöhnlichen Scherenschlag unter Wasser.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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