MMA in Nürnberg: So waren die Cage Fights im Löwensaal

30.5.2016, 21:12 Uhr
Der Kampf Mann gegen Mann – brutale Prügelei oder rustikaler Sport mit historischen Hintergrund? Die Meinungen gehen weit auseinander.

© Roland Fengler Der Kampf Mann gegen Mann – brutale Prügelei oder rustikaler Sport mit historischen Hintergrund? Die Meinungen gehen weit auseinander.

Mixed Martial Arts (MMA), was übersetzt "gemischte Kampfkünste" heißt, trägt seine Definition bereits im Namen. MMA ist ein Hybrid verschiedener Kampfdisziplinen wie Kickboxen, Ringen oder Muay Thai. Das Regelwerk ist sehr kompakt, Unsportlichkeiten wie Kopfstöße oder Tiefschläge sind aber genauso wie im Boxsport verboten. "Geschichtlich ist MMA wie das Pankration in Griechenland. Dort ging es auch darum, wer der Bessere aus verschiedenen Disziplinen war" erklärt Heinz Einsiedler vom Veranstalter. Für Nürnberg war es das erste Event in dieser Größenordnung, das Publikum nahm die Kämpfe begeistert an. Dennoch blieben die Zuschauerzahlen laut Veranstalter hinter den Erwartungen zurück.

Dabei waren viele Lokalmatadoren am Sonntagabend am Start. Etwa der 21-jährige Nürnberger Cardas Sengül vom "Hammers Team", der seinen Kontrahenten aus Ulm gleich in der ersten Runde bezwang. Dabei ist Sengül noch Amateur – er opfert viel Zeit, um regelmäßig trainieren zu können. Fünfmal die Woche arbeitet der Azubi an Technik, Kondition und Kraft. "Mein Team ist wie eine Familie für mich. Und das Gefühl in den Käfig zu steigen ist unbeschreiblich" begründet Sengül seinen disziplinierten Lebensstil.

MMA hat in Deutschland insgesamt aber einen schweren Stand. 2010 verbot die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM) die Ausstrahlung von Kämpfen im deutschen Fernsehen. Das Verbot wurde insbesondere wegen der rohen Gewalt ausgesprochen, weil auch auf am Boden liegende Gegner eingeschlagen werden darf. Vor dieser Form der Gewaltverherrlichung müsse man Jugendliche schützen, fand die BLM - in einer Zeit, in der brutale Schulhofprügeleien über soziale Netzwerke die Runde machen, ein gut gemeinter Ansatz an den falschen Adressaten. Dabei war im Löwensaal vor allem zu beobachten, wie respektvoll die Kämpfer nach den Duellen miteinander umgingen. Und auch der viel kritisierte Bodenkampf gehörte zu den harmloseren Elementen der Duelle.

Acht Nürnberger Kämpfer aus dem "Fight Gym" oder dem "Hammers Team" standen im Käfig. Darunter auch der erst 19-Jährige Andreas Hasselbacher, der als Riesentalent gilt und am Sonntag seinen ersten Profikampf gewann. Fünfmal die Woche trainiert der ehemalige Judoka. Sein großes Ziel: Die Ultimate Fighting Championship (UFC), die Königsklasse des MMA. Für seinen Trainer Daniel Dassler ein realistisches Ziel.

"Ich will auf jeden Fall auch international kämpfen, damit die UFC auf mich aufmerksam wird. Aber bis dahin will ich erst noch ein paar Kämpfe hier machen, um routinierter zu werden" blickt Hasselbacher bodenständig in seine Zukunft. Wenn es mit dem Kampfsport doch nichts wird, hat der ambitionierte Mann aus Wilhermsdorf schon einen Plan B: das Abitur nachholen und Sonderpädagogik studieren.

Dieses Video wird präsentiert von Franken Fernsehen:

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