Nach Doping-Razzia: Beweislage ist "nahezu erdrückend"

3.3.2019, 14:46 Uhr
Die Polizei durchsuchte während der Doping-Razzia mehrere Wohnungen und nahm neun Leute fest.

© Heikki Saukkomaa / dpa Die Polizei durchsuchte während der Doping-Razzia mehrere Wohnungen und nahm neun Leute fest.

Für Staatsanwalt Kai Gräber ist die Doping-Razzia bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld und in Erfurt der größte Erfolg einer deutschen Staatsanwaltschaft im Kampf gegen Doping. "Mir fällt kein Fall ein, der ähnlich spektakulär vom Aufschlag und ähnlich gut von der Beweislage gelaufen ist", sagte der Abteilungsleiter der zuständigen Schwerpunktstaatsanwaltschaft in München der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Beweislage sei noch nicht abschließend zu bewerten. "Aber es hat schon schlechtere Beweislagen gegeben. Sie ist nahezu erdrückend."

Im Zuge einer Doping-Razzia im WM-Ort Seefeld waren am Mittwoch fünf Langläufer festgenommen worden. Alle haben inzwischen Eigenblutdoping gestanden und sind wieder auf freiem Fuß. Unter Verdacht steht der Erfurter Arzt Mark S., der inzwischen in München in Haft ist. Zudem wurden in Erfurt und Seefeld insgesamt drei mutmaßliche Komplizen festgenommen.

Gräber weiß noch nicht, ob Deutsche unter den Kunden von Mark S. waren. "Ich formuliere es so: Mir liegen bislang keine Erkenntnisse vor, dass deutsche Athleten zum illegalen Patientenstamm des Beschuldigten gehört haben." Für "ein bisschen übertrieben" hält er die Bezeichnung "kriminelles Netzwerk" in diesem Fall. Als "durchaus denkbar" bezeichnete er die Vermutung, dass auch Radsportler zu den Klienten gehören.

Steinles Ärger über zu wenig Differenzierung

DSV-Präsident Franz Steinle dagegen beklagte, dass im Zuge des Doping-Skandals von Seefeld auch der Deutsche Skiverband immer wieder thematisiert wird. "Uns tut es etwas weh und uns verärgert es etwas, dass man nicht hinreichend differenziert zwischen einem Netzwerk und dem Sport als solchem. Wir haben mehrfach betont, dass nach unseren Recherchen im DSV kein Athlet in irgendeiner Betreuung bei diesem Arzt ist", sagte Steinle am Sonntag bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld.

Der DSV hatte nach den Durchsuchungen in Seefeld und Erfurt am Mittwoch geprüft, ob es Verbindungen zu dem Erfurter Arzt Mark S. gegeben habe. Dies soll nach Angaben des Verbandes nicht der Fall sein. "Ich kann von ganzem Herzen sagen, dass wir eine Null-Toleranz-Politik haben, was Doping angeht. Unsere einzige Chance ist, die Athleten zu erziehen, dass das keineswegs ein Weg ist. Wir tun das mit Inbrunst, und da sind wir auf einem ganz guten Weg", sagte Steinle. Der Doping-Skandal "trübt natürlich" die Titelkämpfe von Tirol, räumte der Präsident ein. 

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