Nach Pfiffen: Köllner und Kempe kritisieren Fans

3.4.2017, 05:26 Uhr
Ganz so, wie er es sich vorstellt, läuft es für Michael Köllner als Club-Coach noch nicht: "Momentan kriegen die Spieler viel Input", rechtfertigte der 47-Jährige die phasenweise schwache Leistung seiner Mannschaft am Freitag.

© Sportfoto Zink / WoZi Ganz so, wie er es sich vorstellt, läuft es für Michael Köllner als Club-Coach noch nicht: "Momentan kriegen die Spieler viel Input", rechtfertigte der 47-Jährige die phasenweise schwache Leistung seiner Mannschaft am Freitag.

Dass das jetzt nicht der rechte Zeitpunkt für ein Tor des Monats ist, ahnte Tobias Kempe wahrscheinlich schon, als er am Freitagabend nach 58 Minuten endlich eingewechselt wurde und mitspielen durfte gegen den Karlsruher SC. Kempe muss ja noch ein Tor des Monats schießen in seiner Karriere, die glücklicherweise noch ein wenig dauert, er ist ja erst 27 Jahre alt. Ohne Tor des Monats hätte Kempe ein Problem bei Familientreffen, weil sein Vater Thomas im Februar 1985 für den VfB Stuttgart ein Tor des Monats schoss, und jüngst sein Bruder Dennis den schönsten Treffer des Januars erzielte.

Irgendwann wird es vielleicht auch dem dritten Kempe gelingen, in diese Rangliste aufgenommen zu werden. Nur am Freitag hätte das halt nicht gepasst. Also dass der 1. FCN und der KSC erst ein Fußballspiel hinlegen, vor dem alle Zuschauer ein wenig erschrocken sind, und dann Kempe nach 58 Minuten kommt und irgendein Zaubertor schießt.

Deshalb hat Kempe zwei stinknormale Tore geschossen, ganz einfach, vom Elfmeterpunkt, jeweils mit dem rechten Fuß ins linke Eck - und am Ende hatte der Club gewonnen. Wie das passieren konnte, sollten die Nürnberger danach erklären. Sie versuchten es auch da, die Sache einigermaßen einfach zu halten. "Wenn man die Elfmeter reinmacht, gewinnt man eben auch", sagte zum Beispiel Lukas Hufnagel.

Einer wusste aber vor allen anderen im Stadion, dass Nürnberg dieses Spiel gewinnen würde. Behauptete zumindest über sich: Michael Köllner, der Trainer, der auch die Kritik an der ersten Hälfte in ihrer Absolutheit so nicht akzeptieren wollte.

"Erschrocken", sagte Köllner über seine Reaktion auf die erste Halbzeit, "bin ich nicht." Köllner, getrieben vom Drang, sich die positive Sicht auf die Dinge zu bewahren, erfreute sich stattdessen am vielen Ballbesitz, den er bei seiner Mannschaft beobachtet hatte, den die Statistiker der DFL später mit einem Wert von 54 Prozent dann aber doch eher im Mittelmaß einordneten.

Tatsächlich war mit etwas gutem Willen das Nürnberger Bemühen um einen strukturierten Spielaufbau auch gegen den Tabellenletzten zu erkennen - freilich blieb es beim Bemühen. Warum? "Wir haben in den Halbräumen oft die falschen Entscheidungen getroffen", sagte Köllner einen der komischen Sätze aus der schönen Fußballsprache.

Grundsätzlich, sagte Köllner, sei es normal, dass sich sein Team nach zwei ordentlichen Auftritten gegen Bielefeld und Union Berlin wieder einmal etwas schwerer getan hatte. "Momentan kriegen die Spieler viel Input, dann ist der ein oder andere nicht frei in seinen Entscheidungen."

Kritik am Publikum

So kann man das natürlich auch sehen: Weil Köllner gerade dabei ist, das Spiel des Clubs von Grund auf umzubauen, können nicht alle Spieler dem folgen, was er verlangt. Immerhin die Zuschauer im Frankenstadion konnten dem Geschehen folgen und reagierten so, wie jedes Publikum der Welt auf das Möhwald’sche Scheißspiel reagiert hätte: mit Pfiffen.

Gut angekommen ist das nicht bei Köllner und der Mannschaft. "Unser Publikum hat eine hohe Unruhe in sich", sagte Köllner, der nur "bedingt Verständnis" zeigen wollte für die Pfiffe. Ein bisschen weiter ging Kempe. Unberechtigt fand der zweifache Torschütze die Pfiffe: "Die Fans müssen uns tragen, wir geben ja auch alles für den Verein."

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