Nachgefragt: DTM-Champion Wittmann im Interview

20.10.2016, 19:07 Uhr
Wie auch 2014 konnte der Fürther Marco Wittmann 2016 den Fahrertitel in der DTM holen.

© Ronald Wittek (dpa) Wie auch 2014 konnte der Fürther Marco Wittmann 2016 den Fahrertitel in der DTM holen.

Marco Wittmann jagt gern Rekorde. Schon 2014, bei sei­nem ersten Titel in der DTM, war der Fürther Rennfahrer mit 24 Jahren der bis dato jüngste Meister. Am Wochen­ende wurde er erneut Champion der bedeutendsten Tourenwagenklasse der Welt und sicherte sich mit 26 Jah­ren auch eine neue Bestmarke: jüngs­ter Zweifach-Titelträger der DTM-Geschichte. Im Interview sollte Witt­mann von der NZ vorgegebene Sätze vervollständigen. Kein Wunder, dass seine Stimme dabei ziemlich kratzig klang – auch die Feier des neuen BMW-Motorsport-Champions soll rekordverdächtig gewesen sein.

Nürnberger Zeitung: Die Zahl der Interviews nach dem Titelgewinn ...

Marco Wittmann: ... kann ich gar nicht nennen. Ich hatte so viele Interviews und Fragen zu beantworten, dass ich nicht mitgezählt habe. Es waren auf jeden Fall viele (lacht).

NZ: Zum zweiten Mal DTM-Cham­pion zu werden ...

Wittmann: ... ist was ganz Besonde­res. In nur vier Jahren DTM zwei Titel einzufahren macht mich extrem stolz. Es bringt mich in einen Kreis ganz weniger Fahrer, die es geschafft haben, mehr als einen Titel zu gewin­nen. Und dann noch jüngster Doppel-Champion der DTM ...

NZ: Geärgert hat mich ...

Wittmann: ... dass es bereits in der zweiten oder dritten Frage (von ARD-Reporter Claus Lufen, d.Red.), nach­dem ich aus dem Auto raus war, da­rum ging, ob ich ein würdiger Meis­ter sei (BMW erhielt für die abgelaufene Saison geringere Zusatzgewich­te als Audi und Mercedes, um Chan­cengleichheit herzustellen; dies gesch­ah auf Beschluss aller drei Hersteller – mancher Fahrer beschwerte sich jedoch später, d.Red.). Das ist scha­de. Schließlich haben wir einen echt guten Job gemacht und waren kon­stanter und cleverer als alle anderen.

NZ: Mein Team RMG bei BMW ...

Wittmann: ... ist für mich ein Glücks­fall und natürlich ausschlaggebend für die beiden Titel. Ohne all diese Leute, die mit mir daran arbeiten, das Optimum aus dem Auto herauszu­holen, wäre der Erfolg nicht möglich. Sie gehören dazu.

Respekt vor der Konkurrenz

NZ: Meine wichtigste Eigenschaft als Rennfahrer ist ...

Wittmann: ... zur richtigen Zeit die richtige Entscheidung zu treffen. Zum Beispiel zu wissen, ob ich locker bleiben kann oder attackieren muss. Lieber auf Punkte zu fahren, wenn wie am Sonntag der vierte Platz reicht, als unnötig etwas zu riskieren, nur um auf dem Podium zu stehen.

NZ: Von meinen DTM-Konkurrenten schätze ich am meisten ...

Wittmann: ... 2016 Edo Mortara (der Gesamtzweite, d.Red.). Er hat eine starke Leistung gezeigt, ich habe großen Respekt vor ihm. Generell gibt es im Feld der DTM viele Fahrer, vor denen man den Hut ziehen muss.

NZ: Als Freund im Motorsport bezeichne ich ...

Wittmann: ... Ich glaube, im Motor­sport gibt es keine Freunde. Aber wenn, dann hast du die Freunde im eigenen Lager, also die Menschen bei BMW, in meinem eigenen Team, und meine Familie.

NZ: Der Marco-Wittmann-Fanclub ...

Wittmann: ... hat mich super unter­stützt. Und im ersten Jahr des Bestehens gleich den Titel zu feiern, ist natürlich mega. Wir haben inzwischen knapp 50 Mitglieder. Vielleicht schaffen wir es 2016 noch auf 100.

NZ: Ohne meine Eltern ...

Wittmann: ... würde ich heute nicht diesen Erfolg feiern können. Sie waren von Anfang an dabei als meine größten Unterstützer und gehören immer noch dazu.

NZ: Einen Bruder zu haben ...

Wittmann: ... ist mir wichtig, vor allem einen wie Nico, der auch heute noch auf der Tribüne mitfiebert wie verrückt und sich für mich freut. Es ist gut zu wissen, dass so ein Bruder hinter mir steht.

NZ: Meine Freundin findet meinen Job im Motorsport ...

Wittmann: ... ich glaube, gut (lacht). Sie steht voll dahinter und hat am Wochenende genauso mitgefiebert und mitgezittert wie meine Familie. Natürlich ist auch das für mich ein wichtiger Beitrag zum Erfolg.

NZ: Meine Stärken sind ...

Wittmann: ... in erster Linie mein Ehrgeiz. Außerdem sagen viele über mich, dass ich sehr cool bleiben und die Nerven behalten kann, wenn’s drauf ankommt.

NZ: Meine Schwächen sind ...

Wittmann: ... Ich denke, eine meiner Stärken kann zugleich eine Schwäche sein, und das ist der Ehrgeiz. Dann, wenn man manchmal einfach zu viel will.

NZ: Aus dem Koffer zu leben ...

Wittmann: ... gehört zu meinem Beruf. Manchmal ist der Koffer für zwei, drei Wochen gepackt, manch­mal nur für ein Rennwochenende. Ich bin’s mittlerweile gewohnt.

NZ: Wenn ich ausspannen will ...

Wittmann: ...dann im Urlaub oder daheim im Frankenland. Da kann ich meine Batterien am besten wieder aufladen.

NZ: Urlaub mache ich am liebsten ...

Wittmann: ... Ich habe keinen Lieb­lingsurlaubsort oder Lieblingsland, sondern ich versuche, jedes Jahr woanders hin zu reisen. Dieses Jahr war ich in Kroatien, vorher auf Ibiza. Im Winter geht’s in die Berge nach Österreich zum Skifahren. Also ein Mix aus Sonne und Wärme und Schnee und Kälte.

NZ: Meine Freunde schätzen an mir ...

Wittmann: ... dass ich nach wie vor bodenständig bin und mit ihnen etwas unternehme, auch wenn’s in der Saison und jetzt nach dem Titel natürlich weniger ist. Im Winter wer­den wir sicher Zeit finden, um gemeinsam auf meinen Titelgewinn anzustoßen.

NZ: Gutes Essen bedeutet mir ...
 Wittmann: ...ziemlich viel. Ich liebe die italienische Küche, Pizza und Pas­ta. Während der Saison bedeutet gutes Essen, auf eine gesunde Ernäh­rung zu achten, um gut vorbereitet in die Rennen zu gehen.

NZ: Ein Auto, das ich privat fahre, muss ...

Wittmann: ... in erster Linie einen BMW-Propeller auf der Motorhaube haben (lacht). Und es muss natürlich sportlich sein und viel Power mitbrin­gen. So wie meine BMW M4 DTM Champion Edition (die BMW zu Ehren Wittmanns jetzt mit 200 Stück neu aufgelegt hat, d.Red.), die ist der absolute Wahnsinn für die Straße.

NZ: Jetzt freue ich mich am meisten auf ...

Wittmann: ... eine schöne Zeit. Sicher werde ich viele Termine haben, aber die soll und muss man einfach genießen. Ich freue mich aber auch auf Weihnachten und Silvester, da wird es sicher etwas ruhiger.

NZ: Wenn ich einen Wunsch frei hätte ...

Wittmann: ... nach dem Titelgewinn bin ich wunschlos glücklich.

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