Nächster siegreicher Krimi: DHB-Team schlägt Russland

24.1.2016, 20:05 Uhr
Christian Dissinger avancierte mit sieben Toren zum Top-Torschützen Deutschlands.

© AFP/ JANEK SKARZYNSKI Christian Dissinger avancierte mit sieben Toren zum Top-Torschützen Deutschlands.

Carsten Lichtlein rannte wie entfesselt zum Spielfeldrand und umarmte stürmisch Bundestrainer Dagur Sigurdsson, nachdem Russland in den Schlusssekunden den letzten Wurf zum Ausgleich vergeben hatte. Im zweiten Hauptrundenspiel bezwang der WM-Siebte am Sonntag in Breslau Russland mit 30:29 (17:16). Damit kommt es am Mittwoch (18.15 Uhr/ARD) zum mit Spannung erwarteten Endspiel gegen den Titelanwärter Dänemark - welches Ergebnis dem DHB-Team zum Einzug in die Medaillenrunde reicht, wird hier erklärt.

„Wir haben es Gott sei Dank über die Bühne gebracht. Kompliment an die Jungs“, sagte Sigurdsson in der ARD. Vor rund 6200 Zuschauern lieferte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) ein Spiel wie eine Achterbahnfahrt mit vielen Höhen und Tiefen. Beste deutsche Werfer waren Christian Dissinger mit sieben und Erik Schmidt mit sechs Toren. Kurz vor Schluss musste Kapitän Steffen Weinhold verletzt vom Platz.

Sigurdsson hatte vor der Partie eindringlich vor der Stärke der unbequemen Russen gewarnt. „Sie spielen guten Handball“, meinte der Isländer. Sie seien inzwischen weit weg von ihrem früheren Kraft-Handball. „Sie sind moderner geworden.“ Mit dem Startsignal wich zwar die Anspannung, wurde aber durch Unsicherheit abgelöst, die erst nach und nach verschwand. Das DHB-Team agierte zunächst fahrig und in der Abwehr nicht konsequent genug.

Nach Fehlwürfen und ungenauen Ballwechseln musste der WM-Siebte einem 4:7-Rückstand (8.) hinterherlaufen. Doch in gewohnter Manier zog sich die deutsche Mannschaft aus diesem Tief. In mühevoller Kleinarbeit holte sie die drei Tore auf und ging beim 11:10 (21.) erstmals in Führung. Weil die Russen aber vor allem über ihre Kreisspieler gefährlich blieben und zu Toren kamen, konnte sich das deutsche Team nicht absetzen.

Immer wieder musste es den Ausgleich hinnehmen, sicherte sich aber eine 17:16-Pausenführung. „Wir haben nicht optimal gespielt und führen trotzdem. Jetzt kommen wir anders aus der Kabine raus und holen uns die zwei Punkte“, versprach Torhüter Andreas Wolff zur Pause in der ARD kühn. Die Kampfansage setzte die deutsche Mannschaft in beeindruckender Weise um. Mit zwei schnellen Tore erhöhten Steffen Fäth und Steffen Weinhold auf 19:16 (33.). Zwar schmolz der Vorsprung in Unterzahl auf 19:18 (36.). Doch mit drei Treffern nacheinander sorgten der wurfgewaltige Christian Dissinger und sein Kieler Klub-Kollege Rune Dahmke für das 23:19 (40.) und die erste Vier-Tore-Führung.

Carsten Lichtlein, der in der 23. Minute für Wolff ins Tor gekommen war, bot seine beste EM-Leistung und entschärfte zahlreiche Würfe. Zudem steigerte sich die Abwehr um den 2,10-Meter-Hünen Finn Lemke. Mit dem schönsten Tor Tages erzielte Kreisläufer Erik Schmidt das 25:20 (44.), indem er unter Bedrängnis artistisch mit einem Rückhandwurf über die Schulter traf. Danach zog aber wieder der Schlendrian beim Torwurf ins deutsche Team ein. Der Vorsprung war beim 26:26 (52.) dahin und das DHB-Team musste zum Ende zittern, hatte aber das glückliche Ende auf seiner Seite, als Russland die Ausgleichschance vergab.

Doch der Sieg wurde teuer erkauft: Kapitän Steffen Weinhold und der siebenfache Torschütze Dissinger zogen sich Muskelverletzungen zu. Art und Schwere der Blessuren sollten noch am Abend bei Untersuchungen im Krankenhaus festgestellt werden. „Es sieht bei beiden nicht gut aus. Wir werden auf jeden Fall nachnominieren“, sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. Julius Kühn vom VfL Gummersbach und Kai Häfner von der TSV Hannover-Burgdorf werden vor dem kommenden Hauptrundenspiel am Mittwoch (18.15 Uhr/ARD) gegen Dänemark zur Mannschaft in Breslau stoßen. Bereits vor der EM waren Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Patrick Wiencek, Michael Allendorf und Paul Drux wegen Verletzungen ausgefallen.

 

 

Keine Kommentare