NBC: Lolis zählt Coach Ides an

11.11.2013, 10:12 Uhr
NBC: Lolis zählt Coach Ides an

© Sportfoto Zink

„Das wäre für mich die letzte aller Möglichkeiten, aber ich würde sie in Anspruch nehmen, keine Frage“, betonte Lolis am Sonntag im Gespräch mit der NZ. Man habe Ides vor der Saison alle Freiheiten gegeben, sich den Kader nach seinen Wünschen zusammenzustellen und sei dabei nicht immer einer Meinung gewesen. „Er hat sich bewusst gegen den Verbleib von zwei aus unserer Sicht wichtigen Spielern entschieden, nämlich Nikita Khartchenkov und Zamal Nixon. Demzufolge muss der Trainer auch den Kopf hinhalten und schlicht und ergreifend ein paar Sachen liefern“, stellte Lolis klar.

Die Partie in Crailsheim zeigte deutlich, woran es bei den Nürnberger Korbjägern derzeit hapert: Schon in Sachen Körpersprache und Selbstbewusstsein waren die Gastgeber von Beginn an präsenter. Zwar ging die Ides-Truppe durch Robert Lewandowski noch mit 7:4 in Führung, doch dann nahmen die Merlins das Heft in die Hand und setzten sich kontinuierlich zum 39:28 nach zehn Minuten ab. Auch im zweiten Spielabschitt durften die Gastgeber viele leichte Körbe erzielen und gingen mit 62:42 in die Pause.

„Die Mannschaft hat keinen Plan, ist sehr verunsichert, sie lässt sich defensiv mit einfachen Methoden auseinanderspielen“, kritisierte Lolis. „Selbst Veteranen wie Ronald Thompson laufen vogelwild auf dem Parkett herum.“

In der zweiten Halbzeit ging es nach einem 6:2-Lauf für Nürnberg nur kurz aufwärts, denn der 20-Punkte-Rückstand wollte einfach nicht schmelzen. Im Schlussviertel schwächten sich die Nürnberger dann auch noch selbst, als Wayne Bernard und Lewandowski wegen unsportlichen Verhaltens in die Kabine geschickt wurden. „Sie haben die Kontrolle über sich verloren“, berichtete Lolis. „Das zeigt, dass wir auch ein Disziplinproblem haben – also eine ganze Menge Baustellen.“ Die Mission Schadensbegrenzung funktionierte nicht, Crailsheim ging mit 28 Punkten Vorsprung als klarer Sieger vom Feld.

"Kein Übergangsjahr mehr"

„Unsere Mannschaft war komplett mit sich selbst beschäftigt“, sagte Lolis und analysierte das Problem als „Kopfsache“. Das Team spiele nicht gegen den Trainer, „danach sieht es für mich definitiv nicht aus“, erklärte der Geschäftsführer. „Aber dass die Spieler vom Trainer nicht erreicht werden, ist offensichtlich.“

Lolis und sein Team waren mit viel Enthusiasmus und einem professionellen Konzept angetreten, um Basketball in Nürnberg auf hohem Niveau zu etablieren. Die vergangene Saison war gezeichnet von Höhen und Tiefen, am Ende stand mit der Play-off-Teilnahme ein Ausgang, „mit dem wir zufrieden sein konnten“, so Lolis. „Aber jetzt wollen wir den nächsten Schritt gehen.“ Auch Trainer Ides hatte zum Rundenstart betont, dies sei für den Klub „kein Übergangsjahr mehr“.

Warum es bislang so gar nicht läuft, ob es tatsächlich falsche Personalentscheidungen waren oder ob Ex-Spieler Ides nicht den richtigen Ton trifft, darüber wurde bereits in den vergangenen Wochen intern diskutiert. „Wir müssen sehen, ob wir das im Team lösen können, oder ob es jetzt Impulse von außen braucht“, sagte Lolis.

Direkt nach der Partie hätte er am liebsten „die ganze Mannschaft ausgetauscht“, aber „das geht nicht, alle haben gültige Arbeitsverträge“. Außerdem wolle er „die Spieler nicht durch den Fleischwolf drehen, denn ich sehe bei jedem Einzelnen das Bemühen“. Die Mannschaft sei manchmal schlicht „zu nett. Wir brauchen Typen, die das Spiel an sich reißen und nach vorne marschieren“.

Martin Ides und dessen Engagement schätzt Lolis sehr, das wird im Gespräch deutlich. „Er identifiziert sich seit fünf Jahren mit Nürnberg und dem Team, das ist ihm hoch anzurechnen“, sagte Lolis, den das Thema „überhaupt nicht kalt lässt“. Doch bei allem Familiensinn dürfe man den Erfolg des Produkts Basketball nicht von einzelnen Personen abhängig machen. „Wir müssen wieder für positive Schlagzeilen sorgen und ganz schnell Maßnahmen ergreifen“, betonte der Geschäftsführer. Nun liegt es an Ides, ob er die Verantwortlichen am Montag davon überzeugt, dass er das Ruder herumreißen kann.



Nürnberg: Fleischmann 18, Lewandowski 14, Schröder 11, Reile 11, Thompson 10, Chavis 6, Adler 6, Smith 4, Bernard 4, Wyczisk.

Spielverlauf: 4:7, 17:11, 26:19, 39:28 – 39:30, 47:33, 62:42 – 69:51, 79:56, 82:62 – 89:64, 93:69, 104:75, 112:84.

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