NBC: Planspiele mit neuen Argumenten

27.7.2016, 22:26 Uhr
Tolles Signal: Dan Oppland hat weiter Lust auf Basketball in Nürnberg.

© Sportfoto Zink / Wozi Tolles Signal: Dan Oppland hat weiter Lust auf Basketball in Nürnberg.

Es gab Sommer, da hat sich Ralph Junge Gedanken darüber machen müssen, wie er all den Agenten auf möglichst höfliche Weise klarmacht, dass er kein Interesse an ihren Klienten hat. Sommer, in denen das Telefon nicht mehr stillstand, weil die Agenten wussten, dass sich in Nürnberg gutes Geld verdienen lässt. Sommer, in denen Nürnbergs Trainersportdirektor bis nach Las Vegas zur Talentschau reiste und danach noch mehr Anrufe von Agenten bekam.

In diesem Sommer steht das Telefon meistens still. Zurückzuführen ist das auch darauf, dass der Anschluss im neuen Büro des Nürnberger Basketballclubs noch nicht funktioniert, vor allem hat es aber damit zu tun, dass auch die Agenten von der zwischenzeitlichen Schieflage des Vereins gehört haben. In der kommenden Saison müssen die Falcons, wie sie sich seit ein paar Wochen nennen, mit einem deutlich geringeren Budget auskommen, verdienen lässt sich für Spielervermittler mit Transfers nach Nürnberg derzeit nicht viel. Und wenn sich dann doch mal einer auf sein Mobiltelefon verirrt, erzählt Junge, "sind die Gespräche meistens schnell wieder beendet".

Spaß, Einsatzzeit und Verzicht

Ein paar Profis braucht der NBC natürlich trotzdem, wenn das Ziel Verbleib in der Zweiten Liga nicht zur bloßen Durchhalteparole werden soll. Also sucht Junge noch intensiver als in den Vorjahren nach Basketballern, die zuletzt woanders nicht mehr glücklich geworden sind und bereit sind, ihre Karriere auch für weniger Geld wieder in Schwung zu bringen. So wie Diante Watkins, der vergangene Spielzeit mit einer schweren Knieverletzung ausfiel und sich nun zurückkämpfen möchte. Oder Robert Zinn, der als großes Versprechen nach Weißenfels wechselte, dort in der Bundesliga aber zu viel Zeit auf der Bank verbrachte. Oder Andre Calvin, der zwei Jahre lang erlebte, wie Crailsheim mit der Bundesliga fremdelte, während er selbst der Liebe wegen regelmäßig nach Nürnberg pendelte. "Es ist so schön, endlich wieder Spaß am Spiel zu haben" habe er seinem neuen und alten Trainer gesagt, erzählt Junge, der Calvin auch schon zwei Jahre in Ehingen angeleitet hat.

Spaß, Einsatzzeit, ein vertrautes Umfeld - das sind so die Argumente, mit denen Nürnbergs Sportdirektor derzeit wirbt und mit denen er auch den nächsten Profi überzeugt hat, sich für die Falken zu engagieren.

Der amerikanische Power Forward Dan Oppland wird im Herbst in seine dritte Saison für den NBC gehen und verzichtet dabei im Vergleich zum Vorjahr auf viel Geld. "Seine Einstellung und seine Erfahrung werden uns in dieser Saison sehr helfen", sagt Junge über den 32 Jahre alten Vorzeigeprofi. In der vergangenen Saison zählte er in einem sehr wankelmütigen Team zu den wenigen verlässlichen Größen, nun gehört er nach dem großen Umbruch zusammen mit Sebastian Schröder zu den wenigen Konstanten.

Kettenreaktion und Telefonate

Zwei Planstellen sind nach der Beförderung von Pal Ghotra jetzt noch zu besetzen, wobei der Sportdirektor nach der Absage seines Wunsch-Centers nun wieder neu denken muss. "Das ist eine Kettenreaktion", sagt Junge über die Planspiele, eigentlich war die Position des Big Man für einen Deutschen reserviert, jetzt könnte doch alles anders kommen. Dass Robert Oehle sich schweren Herzens nach Gotha verabschiedet hat, Haris Hujic sein Glück in Oldenburg versucht und Nelson Weidemann den Verlockungen des FC Bayern nicht widerstehen konnte, macht die Sache nicht einfacher, brauchbares Personal mit deutschem Pass gibt es kaum noch.

Auf die verbliebenen Talente aus der U 19 allein wird sich Junge nicht verlassen wollen, er wird nun wieder vermehrt selbst zum Telefon greifen müssen. Und hoffen, dass die Gespräche dann etwas länger dauern.

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