Neuer HCE-Coach: Wannenmacher bläst zur Füchse-Jagd

11.10.2017, 12:46 Uhr
Neuer HCE-Coach: Wannenmacher bläst zur Füchse-Jagd

© Sportfoto Zink/ WoZi

In etwa zu dem Zeitpunkt, als Philip Jung und Tobias Schmack, die beiden Drittliga-Schiedsrichter, den Spielertrainer des HC Erlangen II auf die Strafbank schickten, jagten die Agenturen dessen Namen durch ihre Kanäle: Tobias Wannenmacher, hieß es im Fernsehen, im Internet, im Radio, werde die Bundesligamannschaft des HC Erlangen als Interims-Nachfolger von Robert Andersson als Trainer übernehmen.

"Ein lockeres Kennenlernen"

Direkt im Anschluss an das Reserve-Spiel stand jener Wannenmacher verschwitzt in der Hiersemann-Halle und ließ erstmals die Bundesliga-Profis unter seiner Führung trainieren. "Ein lockeres Kennenlernen", nannte er es, dabei kannte man sich ja längst: Hier die Bundesligaspieler wie Weltmeister Michael Haaß, Torwart Gorazd Skof aus Paris, Johannes Sellin, der Europameister, noch immer mit Verband am gebrochenen Finger. Dort Tobias Wannenmacher, der bisherige Jugendkoordinator und Spielertrainer der U 23-Mannschaft, der sagt: "Ich hoffe, die fehlende Erfahrung in der Bundesliga durch andere Dinge wettzumachen."

Die Frage der Erfahrung ist dabei die eine, die der Autorität wohl die größere. Daher spricht Rene Selke, der Geschäftsführer, selbst von einer "mutigen Entscheidung".

Es gibt ja so viele Geschichten über "Wanne", schrieb die Nürnberger Zeitung einst treffend, nicht alle haben ein Happy End, nicht wenige würden ihn wohl als Chaoten entlarven. Das war nach Wannenmachers Abschiedsspiel 2012, zu dem, wie HCE-Chef Carsten Bissel gestern bei der offiziellen Vorstellung erinnerte, die Hiersemann-Halle bis auf den letzten Platz gefüllt war. "Das zeigt den Stellenwert, den er in dieser Stadt besitzt."

Mit dem Fahhrad zur Nachwuchselite

Doch Tobias Wannenmacher, der aus Herrsching stammt und bis auf drei Jahre, die er die Drittligamannschaft des SV Auerbach trainierte, immer für den HC Erlangen bis in die 2. Bundesliga spielte, hat sich weiterentwickelt - körperlich wie psychisch. Vorbei die abgebrochenen Ausbildungen, die Tage, in denen "Wanne" nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Erlanger Nachtleben großen Stellenwert besaß. "Er ist zu einem absoluten Vorbild geworden", finden Bissel und Selke. Zwar fährt Wannenmacher mangels Führerschein immer noch mit dem Fahrrad ins Training, doch das mittlerweile zur erfolgreichsten Bundesliga-Nachwuchsmannschaft Deutschlands: Vergangene Saison führte er gemeinsam mit Helmut Hofmann die U23 souverän in die Dritte Liga, dort steht das Team überraschend auf Rang zwei. Wannenmacher, der am Mittwoch 39 Jahre alt wird, versprüht jetzt Siegermentalität, seine Ansprachen sollen regelrecht Feuer entfachen.

Genau so eine Ansprache hat es bereits gegeben, gleich nach dem Kennenlernen. So wird es aus dem Team erzählt, das zuletzt mehrfach zusammensaß, um die Situation zu besprechen: Fehlendes Selbstbewusstsein, Verunsicherung, Angst, Fehler zu machen. Zudem wohl eine durcheinandergeratene Hierarchie, ein vielleicht zu hoher Erwartungsdruck.

Ein leidenschaftlicher Motivator

Mit den ersten Worten habe Wannenmacher gezeigt, warum, wie Selke sagt, "viele junge Spieler ein Leuchten in den Augen haben, wenn sie von ihm sprechen". "Ich bin kein abgezockter Proficoach, der drei dicke Ordner auf den Tisch knallt und sagt, wie es laufen muss", sagt Wannenmacher selbst. Er ist ein leidenschaftlicher Motivator. "Tobi kann genau das Feuer bei den Jungs wieder entzünden", hofft Rene Selke. Die Aufgabe ist also eigentlich denkbar einfach, wenn man die Fähigkeiten von Tobias Wannenmacher besitzt.

Den Spaß, sagt Wannenmacher, möchte er zurückbringen. Spaß möchte auch er haben, erstmals Donnerstagabend vor 8000 in der Max-Schmeling-Halle gegen die Füchse Berlin: "Da haben wir gar nichts zu verlieren." Nein, der ehemalige Chaot, er kann sich jetzt unsterblich machen.

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