Norisring in Gefahr: Keine Unterstützung von der Stadt

28.6.2016, 07:57 Uhr
Norisring in Gefahr: Keine Unterstützung von der Stadt

© Fotos: Sportfoto Zink

Am Sonntagabend saßen sie alle zusammen, die Granden des Motorsport Clubs Nürnberg und stießen mit einem kleinen Bierchen auf eine gelungene Veranstaltung an. 123.500 Zuschauer gaben der 74. Auflage des Norisring Speedweekends einen gebührenden Rahmen, in 140 Länder wurden die Rennen im fränkischen Monaco übertragen. Eine Herkulesaufgabe für einen kleinen Verein, der eine Millionenveranstaltung stemmt, von der Stadt Nürnberg aber nicht mehr als ein paar warme Worte als Unterstützung bekommt. Auch aus diesem Grund fiel das Fazit nicht durchweg positiv aus.

Die Zahl der Menschen, die sich von Freitag bis Sonntag von der Atmosphäre zwischen Steintribüne, Dutzendteichkurve und Grundig-Kehre packen lassen, nimmt sich auf den ersten Blick beeindruckend aus. Wer aber genauer hinsieht und die Ausgaben dieser Veranstaltung gegenrechnet, muss schnell erkennen, dass die Enthusiasten vom Nürnberger Motorsport Club an ihre Grenzen stoßen.

Noch formuliert MCN-Vorstandschef Wolfgang Schlosser, der eine "schwarze Null" bilanzieren konnte, seine Bedenken moderat. Der Vorverkauf sei gut gelaufen, hatte er noch kurz vor dem Start des ersten Rennens erzählt. Dann aber sei nicht mehr viel hinzugekommen, musste Schlosser einräumen. Zahlen wollte er nicht nennen, nur so viel: "Am Sonntag haben wir nur 524 Tagestickets verkauft, da waren die Kosten für die Kassenhäuschen und das Personal höher als das, was wir dadurch eingenommen haben."

Ein Video zum Thema wird präsentiert von FrankenFernsehen.tv

Schlosser ist Unternehmer, der Mann kann rechnen. Allzu lange wird das Konzept des MCN nicht mehr aufrechtzuerhalten sein. Trotz des großen Engagements von rund 600 Helfern, die schon in der Vorbereitung einen Großteil ihre Freizeit opfern, in der Norisring-Woche Urlaub nehmen und bereits am Sonntagnachmittag nur wenige Minuten nach dem letzten Rennen mit den Aufräumarbeiten beginnen – der Verein braucht dennoch Unterstützung. Großzügige Gönner mit dicken Schecks sind nicht zu erwarten, der einzige Ansprechpartner könnte die Stadt Nürnberg sein. Aber die hält nur die Hand auf.

9000 Euro für Leitplanken

Allein für die Genehmigungsunterlagen wird eine hohe fünfstellige Summe fällig. Noch dazu muss jede Leitplanke, von denen diesmal immerhin 28 bei den diversen Rennen in Mitleidenschaft gezogen wurden, vom MCN ersetzt werden. Der hatte sie übrigens auch angeschafft, weil die Leitplanken aber im Boden der Stadt verankert sind, gehen sie in deren Besitz über – der Unterhalt aber muss wieder vom Motorsport Club betrieben werden. Einfach übersetzt ist das ein Kostenfaktor von rund 9000 Euro für die neuen Leitplanken.

Das Plus für die Stadt mit einer starken Auslastung des hiesigen Gastgewerbes und dem kaum zu beziffernden Werbewert durch die Übertragung in alle Welt steht demgegenüber. Aufrechnen mag Schlosser nicht, einem wie auch immer gearteten Entgegenkommen der Stadt wäre der MCN-Boss aber sicher nicht abgeneigt. "Ich hoffe, dass die seit eineinhalb Jahren laufenden Gespräche zu einem Ergebnis führen", meint Schlosser. Mehr mag er nicht zu diesem Thema sagen, so ein Entscheider ist schließlich schnell verprellt.

Womöglich könnte auch Max Müller in dieser Sache ein gutes Wort für den MCN einlegen. Der Doppel-Olympiasieger und CSU-Stadtrat schnupperte am Samstag zusammen mit seiner hochschwangeren Frau Annalena Norisring-Luft und zeigte sich von der Atmosphäre angetan. In der Startaufstellung der DTM begrüßte er Mercedes-Fahrer Daniel Juncadella und ließ wissen, dass er einem Auftritt als Gaststarter in einer der Rahmenserien nicht abgeneigt wäre. "Das könnte ich mir gut vorstellen", meinte Nürnbergs erfolgreichster Sportler, der mit dem "Goldenen Ring" bereits Athleten aus der Noris auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen unterstützt. Seine Fürsprache wäre sicher hilfreich.

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