Was wirklich wichtig ist

Schröder gibt den Falcons Nachhilfe bei der Karriereplanung

17.10.2021, 14:17 Uhr
Abklatschen nach dem zweiten Saisonsieg: Kapitän Sebastian Schröder und Matthew Moyer, einer von vielen Sommerneuzugängen.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Abklatschen nach dem zweiten Saisonsieg: Kapitän Sebastian Schröder und Matthew Moyer, einer von vielen Sommerneuzugängen.

Während sich der DJ in der Kia Metropol Arena immer noch und fast exklusiv an den Fetenhits 2016 berauschte, kamen die Basketballer der Nürnberg Falcons erstaunlich früh ein letztes Mal an diesem Samstagabend zurück aufs Parkett. Selbst nach den Vorbereitungsspielen hatte Trainer Vytautas Buzas auf sehr lange Kabinenansprachen bestanden, diesmal durften seine Spieler bereits nach wenigen Minuten unter die Dusche oder wie Tim Köpple noch ein Interview geben.

"Nachdem wir jetzt drei Mal längere Krisengespräche hatten, war es diesmal eine kurze und prägnante Ansprache. So soll es sein", sagte oder vielmehr brüllte Köpple nach dem 85:74 (43:44)-Erfolg gegen das Team Ehingen Urspring ins Aufnahmegerät. Die Tribünen hatten sich bereits geleert, dennoch wurden noch die Grenzen der Musikanlage getestet. Vielleicht auch, weil es zwei Wochen zuvor keinen Grund gegeben hatte, nach der Schlusssirene noch besonders euphorische Stimmungslieder aufzulegen.

"Vor allem für das Selbstvertrauen war das wahnsinnig wichtig", brüllte der Sommerneuzugang aus Gießen weiter gegen den Lärm an: "Wenn man drei Spiele in Folge verliert, fängt man an zu zweifeln. Das heute war ein Arbeitssieg, aber das ist egal. Wir sind ein Kämpferteam, es werden keine leichten Siege auf uns zukommen."

Wenn die Falcons den Kopf verlieren...

So sieht das auch Buzas, der erst gar keine Kategorisierung der Gegner vornehmen möchte. Mit Jena, Leverkusen und Trier hatte seine Mannschaft zuletzt gegen drei Topteams der zweiten Basketball-Bundesliga gespielt, für Ehingen wäre bereits der Klassenerhalt ein großer Erfolg – was für Nürnbergs Trainer aber keine Rolle spielt. "In dieser Liga", sagte er, nachdem Köpple duschen gegangen war, "muss man gegen jedes Team erst einmal bestehen. Ehingen hat das heute bewiesen."

Wobei es sich seine Spieler gegen die junge Mannschaft der Basketball-Akademie auch deutlich einfacher hätten machen können. Nach fast perfekten ersten vier Nürnberger Minuten, sorgte eine Ehinger Auszeit für einen unerwarteten Bruch im Spiel. Die Gäste bewegten nun noch schneller den Ball, drückten noch frecher ab, die Falcons reihten dagegen zahlreiche Fehlpässe und Schrittfehler aneinander. Zur Pause lagen sie mit einem Punkt zurück. "Das ist die Folge, wenn wir den Kopf verlieren", stellte Buzas fest, nachdem es im fünften Saisonspiel doch noch mit dem zweiten Sieg geklappt hatte.

"Das interessiert keine Sau"

Alles Kopfsache? Sebastian Schröder würde das unterschreiben. Der Kapitän hat über die Jahre so viele verschiedene Mannschaften in Nürnberg erlebt. An Talent mangelt es in dieser Spielzeit nicht, den entscheidenden Punkt haben aber noch nicht alle verinnerlicht.

"Zu viele schielen noch zu oft auf den Statistikbogen. Es sollte einem aber scheißegal sein, wie viele Punkte man macht", sagt Schröder und gibt dann noch etwas Nachhilfe bei der Karriereplanung: "Es müssen alle verstehen, dass es darum geht, Spiele zu gewinnen. Wenn einer im Schnitt 15 Punkte macht, wir am Ende aber auf Platz 14 stehen, bringt das nichts. Die Jungs, die hier in den letzten zwei Jahren super Statistiken erzielt haben, stehen heute alle ohne Job da. Das interessiert keine Sau."

Gegen Ehingen schienen seine Kollegen das irgendwann verstanden zu haben. Jonathan Maier brachte fünf Minuten vor Schluss mit einem krachenden Dunk das Publikum zurück, Köpple traf einen extrem wichtigen Dreier, Dupree McBrayer sorgte dann für die Entscheidung. "So sollte unser Scoreboard immer aussehen", sagte Schröder mit Blick auf den Videowürfel: "Keiner macht 25 Punkte, alle bringen sich ein."

Nürnberg: Mc Brayer 16 Punkte, Nyama 15, Maier 14, Köpple 14, Schröder 11, Davis 7, Taylor 6, Moyer 2, Maukner.

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