Nur der FCN: Köllners Spagat zwischen den Welten

15.3.2017, 05:58 Uhr
Voller Einsatz in Doppelfunktion: Profitrainer uind NLZ-Leiter Michael Köllner.

© Sportfoto Zink Voller Einsatz in Doppelfunktion: Profitrainer uind NLZ-Leiter Michael Köllner.

Während die Spieler am Sonntag längst Feierabend hatten und die Fans den 1:0-Sieg gegen Arminia Bielefeld vielleicht noch mit dem einen oder anderen Bierchen begossen, ging Michael Köllners Arbeitstag in die nächste Runde. Für den Interimscoach des 1. FC Nürnberg, der ja immer noch auch das vereinseigene Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) führt, standen nach der bestandenen Feuertaufe in der 2. Liga am Abend die Analysen mit den Trainern der "U 17", "U 19" und "U 21" auf der Agenda. Für Feierlichkeiten blieb da keine Zeit. "Freuen können wir uns, wenn alles vorbei ist und wir in Urlaub fahren", stellte Köllner ungerührt fest.

Schon in seiner Doppelfunktion als NLZ-Leiter und Coach der "U 21" galt der ehrgeizige Oberpfälzer als einer, der am Valznerweiher gern mal früh aufsperrte und abends wieder abschloss. Dass er nun die Regionalliga- gegen die Zweitliga-Fußballer eingetauscht hat, ist für Köllner kein Grund, die Pflichten an der Basis schleifen zu lassen. "Die Dinge laufen ja weiter", sagt der 47-Jährige und spricht von "einigen Personalentscheidungen, die anstehen". Zudem gelte es, die Kaderplanungen für die neue Saison voranzutreiben.

Dem Nürnberger Nachwuchs fühlt sich Köllner nach wie eng verbunden. Als ihn vor dem Anpfiff gegen Bielefeld in der Kabine die Nachricht vom 2:1-Sieg der "U 19" gegen den FC Bayern München erreichte, "hat mich das besonders gefreut". Der 5:0-Erfolg der "U 17" in Aschaffenburg machte Köllners Tag dann erst perfekt.

Auch am Montag wandelte Köllner unermüdlich zwischen den Welten. Vormittags leitete er nach einer gemeinsamen Videoanalyse das obligatorische Auslaufen der Profis, was unter Köllner allerdings gar kein klassisches Auslaufen mehr ist. Der Coach hält diese Form der körperlichen Nachbereitung nämlich für "Zeitverlust". Lieber feilt er an den technischen Fertigkeiten seiner Fußballer, "auch ein Profi kann sich da immer noch verbessern." Am Nachmittag tauschte Köllner dann den Trainingsplatz wieder mit dem Bürostuhl.

Und während die Mannschaft zwei freie Tage zum Durchschnaufen spendiert bekam, bereitete sich ihr neuer Coach akribisch auf den nächsten Gegner Union Berlin vor und stimmte die Trainingsinhalte ab. Auch die NLZ-Kollegen will Kölner dann wieder dazubeordern, gerade die Verzahnung der Profiabteilung mit "U 19" und "U 21" liegt ihm am Herzen. Die Zweitliga-Debüts der Talente Eduard Löwen und Dominic Baumann waren am Sonntag auch ein deutlicher Fingerzeig, dass die Durchlässigkeit nach oben nun wohl noch mehr gegeben ist als unter Vorgänger Alois Schwartz.

Noch scheint der bekennende Workaholic die Doppelbelastung eher zu genießen. "Wenn du arbeitest, denkst du nicht nach", sagt Köllner. Aktuell bereite ihm der Spagat zwischen 2. Liga und NLZ keine Probleme, "aber wenn man gewinnt, ist es ja immer einfacher. Und ich kann jetzt auch nicht sagen, was in einem halben Jahr ist und ob ich irgendwann tot zusammenbreche." Auch seine persönliche Perspektive betrachtet Köllner ganz gelassen.

"Bis auf Weiteres" solle der im Profigeschäft noch unerfahrene Fußball-Lehrer oben aushelfen, hatte Sportvorstand Andreas Bornemann nach der Demission von Schwartz etwas nebulös verkündet. Köllner selbst vermeidet es, öffentlich Ambitionen auf eine finale Beförderung zu formulieren: "Wie es weitergeht, entscheide ja nicht ich. Die Frage ist, was für den Verein die beste und sinnvollste Lösung darstellt." Eine Antwort werden wohl die nächsten Spiele liefern. Mangelnden Einsatz dürfte man Köllner jedenfalls kaum vorwerfen können.

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