Nürnberg gegen Nordkorea: Corley glänzt mit Doppelpack

16.11.2018, 14:58 Uhr
Nationale Mission: In der C-Jugend rannte Gia Corley noch beim 1. SC Feucht dem Ball hinterher.

© Sportfoto Zink / MaWi Nationale Mission: In der C-Jugend rannte Gia Corley noch beim 1. SC Feucht dem Ball hinterher.

Vor rund viereinhalb Jahren, bei der Hallenkreismeisterschaft der U13, hatte Gia Corley ihren ersten großen Auftritt. Gegen die Jungs aus Feuchtwangen zauberte die damals Elfjährige äußerst sehenswert das 1:0. Das kurze Video von ihrem Solo, dem eine Kopfballstafette vorausging, kürten später Zigtausend Menschen zum schönsten Tor aus dem bayerischen Amateurfußball im Februar 2014. Zur Belohnung gab’s einen kleinen Pokal und zwei Freikarten für ein Bundesliga-Heimspiel.

Unterwegs in Uruguay

Rund viereinhalb Jahre später ist Gia Corley "Player of the game", "Spielerin des Spiels". Nicht mehr irgendwo im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe, sondern bei der U17-WM in Uruguay. Zwei Tore hat Gia Corley erzielt und eins vorbereitet beim 4:1 gegen Nordkorea, den Titelverteidiger. Vor dem 2:0 konnte sie ihre Schnelligkeit ausspielen, beim 3:1 ihre Technik. Ballannahme und -mitnahme jeweils mit der Sohle, kurze Drehung, Abschluss.

Das lockere Tänzchen danach ließ erkennen, dass Gia Corley, deren Familie in Nürnberg-Langwasser lebt, schon etwas Routine hat. Seit der Saison 2016/17 steht sie beim FC Bayern unter Vertrag, anfangs noch mit Zweitspielrecht, mittlerweile ohne. In der zweiten Frauenmannschaft, gemeldet in der Zweiten Liga, wird die 16-Jährige behutsam an die Erste herangeführt.

Auch Vanessa Fudalla, der anderen Nürnbergerin beim FC Bayern II und in der deutschen U17, prophezeien Experten eine schöne Karriere. Gegen Nordkorea erledigte sie ihre vielfältigen Aufgaben im Mittelfeld gewohnt laufstark und zuverlässig, für die spektakulären Momente war diesmal aber ihre Freundin zuständig.

Allein unter Jungs

Seit August wohnt Gia Corley im Haus der Athleten am Olympia-Stützpunkt in München, um sich noch mehr auf den Fußball konzentrieren zu können. Wenn das überhaupt möglich ist. Schon als kleines Mädchen lebte sie ihren Traum, der ihr einiges abverlangte. Behaupten musste sich die kleine Gia eigentlich immer gegen Jungs. Beim Club, beim 1. SC Feucht, später in der JFG Wendelstein.

Erst in der U17 des FC Bayern hatte sie im Verein erstmals eine Gegenspielerin. Von der harten Schule scheint sie mittlerweile enorm zu profitieren. Am Mittwochabend in Colonia del Sacramento hatte sie bereits ihren 15. Einsatz in der deutschen U17, das DFB-Trikot trug sie seit der U15 bereits 28-mal. Selten trumpfte Gia Corley allerdings so auf wie jetzt gegen Nordkorea.

Revanche gegen die USA

Einen besseren Zeitpunkt hätte sie sich wahrscheinlich gar nicht aussuchen können für ihren Durchbruch auf höchstem Niveau: Gegen den Weltmeister, Eurosport übertrug live, spätestens seit vorgestern ist Gia Corley ein Begriff im Frauenfußball. Und es könnte ihr Turnier werden; am Samstag trifft die deutsche U17 im zweiten Vorrundenspiel auf Kamerun, am Mittwoch auf die USA (jeweils 21 Uhr MEZ). Gegen den Concacaf-Sieger dürfte sich entscheiden, wer Gruppensieger wird und im Viertelfinale den Spanierinnen aus dem Weg geht.

Beim 0:2 im EM-Finale am 21. Mai hatten die Deutschen erst unliebsame Erfahrungen mit ihnen gemacht, zählen seit Mittwochabend aber selbst zum engeren Favoritenkreis. Nicht nur die "Spielerin des Spiels" lässt grüßen.

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