Nürnberg Rams besiegeln Abstieg der Rothenburg Knights

22.8.2016, 11:50 Uhr
Nürnberg Rams besiegeln Abstieg der Rothenburg Knights

© Foto: Zink

Als Salimir Mehanovic am Samstagnachmittag das Städtische Stadion in Rothenburg ob der Tauber betrat, da tat er das mit einem merkwürdigen Gefühl. Ein paar Stunden später, als die Schiedsrichter die Partie zwischen den Nürnberg Rams und den Gastgebern für beendet erklärten, war das Gefühl dann noch ein wenig merkwürdiger geworden. "Ihr könntet ruhig mal einen Gang runterschalten" hatten ihm die alten Freunde kurz zuvor noch zugerufen, aber Mehanovic’ Team schaltete nicht mehr runter und stürzte die Franken Knights durch ein 37:29 in eine mittelschwere Depression.

Die Rivalität zwischen den beiden ambitioniertesten fränkischen Football-Vereinen existiert schon eine halbe Ewigkeit, auf dem Platz durfte man diese zuletzt aber sehr selten ausleben.

Rams und Knights machen sich Talente in der Region streitig

Während sich die Rams nach dem Neustart 2007 erst einmal mühsam in die zweite Liga zurückkämpfen mussten, verbrachten die Knights ein paar mehr oder weniger schöne Jahre in der ersten Liga, erst in dieser Saison hatte der Spielplan wieder zwei reguläre Treffen vorgesehen. Die Rivalität in der Neuzeit begründete sich vor allem darauf, dass die Vereine sich gegenseitig die größten Talente der Region streitig machten, auch Mehanovic war ein Pendler zwischen den Welten.

Als Aktiver setzte er sich mehrere Spielzeiten lang den Helm mit dem Ritter auf, inzwischen ist er Cheftrainer von denen, die einen Widder auf ihrem Kopfschutz tragen. "Diesmal auf der anderen Seite zu stehen und zu wissen, dass sie keine Chance mehr haben, wenn wir heute gewinnen", sagt Mehanovic einen Tag nach dem Besuch bei seinen alten Freunden, "das war komisch". Eine Beißhemmung, betont Mehanovic, habe er wegen der vielen bekannten Gesichter nicht gehabt, aber natürlich ist er nach dem Schlusspfiff erst einmal zu Erwin Rieger gegangen, um ein paar tröstende Worte zu sprechen.

Der Rasen im Städtischen Stadion von Rothenburg, das war auch mal Mehanovic’ Rasen, als er hier noch selbst die Verteidigungsreihen dirigierte, heute haben sie bei den Knights sogar in der zweiten Liga große Probleme mit dem Verteidigen.

Am Samstag durfte Nürnbergs Quarterback Anthony James gleich zweimal in die Endzone der Gastgeber spazieren, Timothy Martinez gab einen sehr guten Aushilfs-Runningback, der Trainer war mit dem ersten Viertel (13:0) sehr zufrieden. In der Halbzeitpause musste Mehanovic dann trotzdem "viel justieren". Im zweiten Spielabschnitt hatten seine Rams stark nachgelassen (6:13), nach dem dritten (0:8) lagen sie sogar zurück, das vierte (18:8) brachte die Entscheidung zugunsten der Gäste. Dafür, dass der Trainer wegen einiger Ausfälle wieder einmal hatte improvisieren müssen, durfte er sehr zufrieden sein, vor allem Eric Walker hatte in der Defense eine überzeugende Leistung gezeigt.

"Hatten uns Platz im Mittelfeld ausgerechnet"

Improvisieren, das müssen sie bei den Knights schon die ganze Saison. 13 langfristige Ausfälle hatte Rieger zu beklagen, der Neustart in der zweiten Liga am Ende eines tristen Jahren in der ersten Liga ist gründlich missglückt. "Eigentlich waren wir personell besser aufgestellt als in der Vorsaison", überlegt der Rothenburger Cheftrainer am Tag nach dem Wiedersehen mit seinem alten Bekannten Salimir Mehanovic, "wir hatten uns einen Platz im Mittelfeld ausgerechnet."

Dass es auch eine Etage tiefer nicht für das gesicherte Mittelfeld reichen würde, wussten sie bei den Knights schon etwas länger, seit der Niederlage gegen die Rams wissen sie, dass es nicht einmal mehr für ein weiteres Jahr in der Liga reicht. Die abschließende Partie gegen Tabellenführer Ingolstadt werden sie nicht gewinnen, es geht mit mageren sechs Pünktchen direkt weiter bergab in die dritte Liga.

Rieger kann sich vorstellen weiterzumachen - "aber nur unter anderen Voraussetzungen". In den letzten Monaten musste er fast immer ohne Assistenztrainer auskommen, immerhin haben schon ausreichend Spieler ihr Engagement bekräftigt. "Es hört sich blöd an", sagt Rieger, weil er weiß, dass der nächste Satz tatsächlich mindestens bemerkenswert ist, "aber eigentlich sind wir auf dem Weg nach oben." Immerhin haben sie in der dritten Liga nun wieder häufiger die Chance, mal ein Spiel zu gewinnen und die eigenen Zuschauer zu begeistern.

Dass der ein oder andere Spieler trotzdem demnächst lieber für die Rams spielt, wollen weder Mehanovic noch Rieger ausschließen. Die alte Rivalität wird also auch in Zukunft jung bleiben.

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