Paukenschlag in Fürth: Präsident Helmut Hack hört auf

24.5.2018, 06:59 Uhr
Unter Fans nicht komplett unumstritten, dennoch seit vielen Jahren der Motor hinter dem Kleeblatt: Helmut Hack.

© Sportfoto Zink/WoZi Unter Fans nicht komplett unumstritten, dennoch seit vielen Jahren der Motor hinter dem Kleeblatt: Helmut Hack.

Es war kein spontaner Entschluss, bei der SpVgg Greuther Fürth werden sie es jetzt trotzdem erst einmal alles begreifen müssen. Der Verein ist ohne Helmut Hack ja schon deshalb kaum vorstellbar, als es das noch nie gab. Helmut Hack war der Motor des Betriebs, die 1996 gegründete SpVgg Greuther Fürth war seine Idee, gemeinsam mit dem damaligen Fürther Präsidenten Edgar Burkart verwirklichte er sie. Seither ist Helmut Hack Präsident und - seit 2003 - Geschäftsführer der GmbH & Co. KG.

Im Grunde war Helmut Hack aber vor allem: Helmut Hack - Manager, Fan, Ombudsmann, Blitzableiter, Fußballer in allen Facetten, dafür hätte es gar keines Amtes bedurft. Mit dem Rücktritt des 68 Jahre alten Kaufmanns aus Vestenbergsgreuth, terminiert für den 31. Juli, beginnt ein neues Kapitel der noch jungen Vereinsgeschichte. Lediglich sein Amt als Vizepräsident der Deutschen Fußball Liga DFL wird Hack bis zum Ende der Wahlperiode im Sommer 2019 noch ausüben, er wird dort weiterhin die stärkste Stimme für die 2. Bundesliga sein, sein Wort hat großes Gewicht im Ligaverband.

Zitttern um den Klassenerhalt 

"Es ist gut, jetzt loszulassen", begründet Hack seinen Schritt, "nicht nur, weil ich bald 69 Jahre alt bin". Er ist fit, gesund, voller Tatendrang: "Aber nach 22 Jahren tut ein Wechsel allen gut, es ist der richtige Zeitpunkt, um Dinge zu verändern." Schon im Winter hatte er es gemeinsam mit seiner Frau Karin so beschlossen, "sie hat ja viel auf mich verzichten müssen", sagt Hack, für den das sportlich belastende Kalenderjahr 2018 - der Klassenverbleib glückte erst in letzter Minute - allerdings keine Bestätigung seiner Entscheidung war.

Es gebe, sagt Hack, keinen konkreten Anlass für seinen Abschied, auch wiederholte Kritik teils aus dem eigenen Verein habe er akzeptiert, "ich habe Fehler gemacht", sagt er, "vieles ist gut gelungen, vieles auch nicht so gut, wie ich es mir gewünscht habe, aber ich habe meine Fahne nie nach dem Wind gehängt."

Herausragende finanzielle Bilanz unter Hack

Vierzig bis fünfzig Millionen Euro hat die Spielvereinigung unter Hack in die Struktur des Fußballbetriebs investiert, blieb trotz Einnahme-Erlösen, die regelmäßig im unteren Drittel der 2. Bundesliga lagen, immer ein schuldenfreier, gesunder und meistens erfolgreicher Profiverein und hat mit dem Neubau der Haupttribüne eine große strukturelle Aufgabe gerade bewältigt. Als Hack vor 22 Jahren begann, lag die SpVgg Fürth in Trümmern, war drittklassig und hoch verschuldet. Den Ronhof hatte der Verein (für den Spottpreis von zwölf Millionen D-Mark) verkaufen müssen, um den Ruin abzuwenden.


Hacks Rücktritt ist eine tiefe Zäsur - ein Kommentar von NN-Sportredakteur Hans Böller


Der Beitritt der Fußball-Abteilung des TSV Vestenbergsgreuth markiert den Anfang einer einzigartigen Erfolgsgeschichte, schon im ersten Jahr glückte der Aufstieg in die 2. Liga, deren "ewige Tabelle" das nie wieder drittklassige Kleeblatt inzwischen anführt. Größter Erfolg war 2012 der Aufstieg in die Bundesliga und der Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale, das Fürth erst in letzter Minute gegen den angehenden Double-Gewinner Borussia Dortmund verlor (0:1). Helmut Hacks Lebenswerk ist einzigartig im deutschen Fußball.

Ein "ordentlicher Übergang", sagt Hack, soll es jetzt werden, "alle wesentlichen Investitionen sind getätigt und solide finanziert"; "Fürth kann das, auch ohne mich", sagt er. Zu wählen ist satzungsgemäß einer neuer Präsident für den eingetragenen Verein, dessen Zuständigeit den Profifußball aber - zumindest formal - nicht umfasst. Interessanter dürfte deshalb die Frage sein, wer Hack als Geschäftsführer der Kapitalgesellschaft nachfolgt. Mit Holger Schwiewagner (in Personalunion Vizepräsident des e.V.) hat diese einen weiteren Geschäftsführer. Als emotionale und fachliche Autorität wird Helmut Hack ohnehin nicht zu ersetzen sein, dem Fürther Fußball will er aber natürlich treu bleiben. Als Fan und - davon ist sehr auszugehen - als künftiger Ehrenpräsident.

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