Per Nilsson: Vom Pechvogel zum Überflieger

13.9.2012, 07:00 Uhr
Per Nilsson: Vom Pechvogel zum Überflieger

© Zink

Die Terminplaner, so könnte man glauben, meinen es gut mit Per Nilsson. Nach zwei Einsätzen zwei Wochen zur Erholung, anschließend fünf Spiele in 22 Tagen, danach wieder zwei Wochen Wettkampfpause. Eigentlich ideal, um seinen Rhythmus zu finden. Den Nilsson vorübergehend verloren hatte.

Seit über zwei Jahren spielt er eher unregelmäßg für den 1. FC Nürnberg, was an diversen Knie- und Muskelverlertzungen lag. Nilsson hatte einfach viel Pech. So viel, dass er vorübergehend sogar zweifelte, ob es überhaupt noch mal etwas wird mit dem Profifußball. „Ich konnte mich ja sieben Monate fast nicht bewegen“, erzählt er, es ging ihm nicht besonders gut. Die Frohnatur hörte ständig in seinen Körper hinein, war mit sich genug beschäftigt. Und konnte so auch der Mannschaft im Frühjahr nicht richtig helfen, als er sich in der Schlussphase der Meisterschaft noch drei Mal zeigen durfte. In Freiburg und gegen Leverkusen gefiel er nicht, in Hoffenheim immerhin phasenweise.

Trotzdem haben ihm die mäßigen Auftritte neue Motivation und Zuversicht gegeben. Nilsson merkte, dass er es noch kann. Und dass er sich nicht verstecken musste hinter anderen, wenn er in der Sommerpause samt Vorbereitung gezielt an seinen Defiziten arbeiten würde. „Ich fühle mich einfach klasse“, sagt Nilsson jetzt, „habe keine Probleme mehr.“ Das sportliche Ergebnis kann sich sehen lassen. Wenngleich die Runde mit einer Enttäuschung anfing.

Beim Pokal-Aus in Havelse saß Nilsson wieder nur auf der Bank. Obwohl er fest damit gerechnet hatte, wieder zur Startelf zu gehören. „Da war ich schon sehr enttäuscht“, sagt Nilsson. Ob es mit ihm besser gelaufen wäre, sei dahingestellt. Viel schlechter aber wahrscheinlich auch nicht; besonders Kollege Marcos Antonio wirkte in Nürnbergs Defensive wie ein Fremdkörper, was sein Trainer später auf Sprachprobleme der brasilianischen Neuerwerbung zurückführte.

Nilsson hingegen spricht fließend Deutsch und auch oft und gerne. Und kann ebenfalls körperbetont verteidigen, wie er nun in Hamburg und gegen Dortmund nachwies. So lange er nicht in Sprintduelle über 20, 30 Meter muss, ist nur schwer an ihm vorbeizukommen. Besonders gegen Robert Lewandowski, den Torjäger des Deutschen Meisters, zeigte Nilsson eine beeindruckende Leistung.

Eine Leistung, die ihm viele nicht mehr zugetraut hatten. Er bearbeitete den Polen mit Händen und Füßen. Ungemein aggressiv und hart gegen sich und den Gegenspieler, so will ihn natürlich auch Hecking sehen. Der aktuell keinerlei Veranlassung sieht, seine Innenverteidigung auseinanderzureißen. Nach nur einem Gegentor in 180 Minuten.

Menschliche Qualitäten

Somit wird der Schwede auch übermorgen in Mönchengladbach wieder beginnen. Ein besonderer Tag für ihn, es wäre sein 50. Bundesligaeinsatz, zudem wird er am Samstag 30 Jahre alt. Viel wichtiger ist ihm aber die Gruppe, zu deren Anführern er zählt. Seine ausgesprochen sympathische, stets positive Art kommt prima an bei den Kollegen, die ihm sein Comeback von Herzen gönnten. „Ich bin Mannschaftsspieler, erfahren und habe auch menschliche Qualitäten“, so hat er sich vor über zwei Jahren vorgestellt. Und gewiss nicht übertrieben.

Auch in den nächsten Wochen und Monaten wäre es ihm natürlich ganz recht, wenn er Anerkennung bekäme statt Mitleid. Am liebsten würde Nilsson derzeit jeden Tag um Punkte kämpfen. Man merkt ihm an, dass er einen gewissen Nachholbedarf hat. Und dass er es all seinen Kritikern gerne mal auch über einen längeren Zeitraum zeigen würde.

„Es tut so gut, wieder dabei zu sein“, sagt Nilsson, „so kann es weitergehen.“ Zunächst mal bis zur nächsten Punktspielpause Anfang Oktober.


 

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