Pokalsieger mit Mäzen: Das erwartet den Club gegen Linx

18.8.2018, 05:32 Uhr
Pokal-Helden: Die Hobby-Fußballer des SV Linx nach dem überraschenden Sieg im Südbaden-Pokal, heute trifft der Oberliga-Aufsteiger auf den 1. FC Nürnberg.

© Manfred Allgeier Pokal-Helden: Die Hobby-Fußballer des SV Linx nach dem überraschenden Sieg im Südbaden-Pokal, heute trifft der Oberliga-Aufsteiger auf den 1. FC Nürnberg.

Das Fernsehen sucht solche Bilder, wenn im DFB-Pokal die Landpartien anstehen. Amateur-Fußballer am Arbeitsplatz, beim Streifendienst in Polizei-Uniform oder im heimischen Hof auf dem Traktor. Die Bierbänke, auf denen berühmte Trainer am Spielfeldrand sitzen werden, Blaskapellen, die üben für den großen Tag. Fußball-Folklore, wie man sie nur noch im Pokalwettbewerb sieht, wenn die Bundesliga den Dorffußball trifft – und Helden für einen Tag, die, nach ihren Siegtoren bei Pokal-Sensationen, abends ins Sportstudio dürfen.

Am vergangenen Montagabend hat die ARD in Linx gedreht, Fußballer, die nach dem Training Nürnberger Bratwürste grillen – zu sehen am Samstagabend im Trailer der Sportschau, so oder so. Aber wenn die Nürnberger Fußballer heute in der ersten Pokalrunde ein bisschen schwitzen, dann hat der SV Linx sein Ziel schon erreicht. Torwart Norman Riedinger, der einst ein Probetraining in Fürth absolvierte, hat aber sicherheitshalber für ein Elfmeterschießen trainiert.

Als Hoffenheim stolperte

Das Spiel gegen den 1.FC Nürnberg ist mindestens das Spiel des Jahres für den Fünftligisten aus Südbaden. "Für einen Amateurspieler ist das eine Wahnsinnssache", sagte am Grill Adrian Vollmer, der Torjäger, vor dem der 1.FC Nürnberg sogar auf seiner Internetseite warnt. Vollmer, heißer Kandidat für die Rolle des Helden für einen Tag, hatte wesentlichen Anteil am überraschenden Gewinn des Südbaden-Pokals, dem noch die Rückkehr in die Oberliga Baden-Württemberg folgte, "Gänsehaut pur" erwartet er für den heutigen Samstag, unabhängig vom Ergebnis. Auf "ein Riesenspiel" freut sich Trainer Sascha Reiß, der zur Auslosung im Publikum der ARD-Sportschau saß.

Geärgert hat der SVL Favoriten gelegentlich schon. Die TSG Hoffenheim zum Beispiel. Immerhin in der Region sorgte es für Aufsehen, als Linx den Durchmarsch des Millionen-Projekts in Richtung Bundesliga kurz stoppte – damals, 1999, ging es noch um die Oberliga. Wann man denn den SV Linx in der Bundesliga sehen würde, ist Hans Weber trotzdem schon gefragt worden. "Ich fürchte, das wird nichts", hat der Unternehmer der Tageszeitung Die Welt gesagt, "bei uns fließen keine Millionensummen, wir müssen hier nicht mit aller Gewalt etwas aufbauen und damit über unsere Verhältnisse leben."

Ohne Weber würde es keinen Oberliga-Fußball in Linx geben

Weber, 81 Jahre alt und als Sohn eines Zimmermanns aufgewachsen in Indonesien, hat in Linx eines der größten Fertighaus-Unternehmen Europas aufgebaut, er war schon mit 22 Jahren Vorsitzender des SV Linx und ist seither auch der Mäzen des Sportvereins. Ohne Weber, der vor Jahrzehnten seine Frau beim Fußball kennenlernte und dem Spiel schon deshalb immer dankbar blieb, könnte die zur Stadt Rheinau gehörende 1200-Einwohner-Gemeinde keinen Oberliga-Fußball bieten.

Für das Gastspiel des 1.FC Nürnberg ist das Hans-Weber-Stadion allerdings zu klein, der SV Linx weicht aus ins Rheinstadion von Kehl, wo die Bundesliga vor 24 Jahren schon einmal zu Gast war. Der FC Schalke 04 mit jenen Profis, die sich drei Jahre später als Uefa-Cup-Sieger feiern lassen durften, kickte zum Pokal-Auftakt beim SV Linx und musste gewaltig schwitzen. Erst eine Minute vor Schluss erzielte der spätere Fürther Trainer Mike Büskens das Siegtor zum 2:1, die Schalker waren so erleichtert, dass Manager Rudi Assauer auf Schalkes Anteil aus der Tageskasse kurzerhand verzichtete.

Köllner will beste Mannschaft auf den Rasen schicken

Heute wird das nicht passieren, der 1.FC Nürnberg hat lange über seinen Verhältnissen gelebt, ist deshalb hoch verschuldet und bleibt weiter auf jeden Cent angewiesen. Schon deshalb darf nichts schiefgehen, und Trainer Michael Köllner weiß natürlich um die Euphorie beim Gastgeber, einer "gewachsenen Mannschaft, die nach dem Aufstieg zusammengeblieben ist" – ganz wie seine Nürnberger, und auch das wichtigste Ziel teilen die ungleichen Gegner. Es ist der Klassenverbleib – in der ersten respektive der fünften Liga.

Köllner wird heute seine beste Mannschaft auf den Platz schicken, im Tor steht Fabian Bredlow, der den Zweikampf um die Nummer eins gegen Neuzugang Christian Mathenia vorerst gewonnen hat. Fehlen werden lediglich Ewerton und Sebastian Kerk, dabei sein werden rund 2300 Nürnberger Fans. Für die, verspricht der SV Linx, werden natürlich Nürnberger Bratwürste gegrillt.

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