Puschendorfs wilde Handball-Kids

30.6.2017, 16:00 Uhr
Puschendorfs wilde Handball-Kids

© Archivfoto: Joachim Sobczyk

Es ist eine beschauliche Ortschaft, das kleine Puschendorf im Landkreis Fürth. Für die knapp 2100 Einwohner gibt es eine Postfiliale, eine Eisdiele und eine Apotheke. Und außerdem zehn Handball-Jugendteams. Die Minis, also die Kinder unter sechs Jahren, sind da noch gar nicht eingerechnet. Puschendorf ist in der Region eine kleine Handballhochburg, jedenfalls im Nachwuchs.

Dabei existiert die Handballabteilung des SV noch gar nicht lange, 2008 wurde sie gegründet. Und natürlich gibt es eine Erklärung, warum ausgerechnet in Puschendorf der Handball so boomt. Aus irgendeinem Grund hat die kleine Gemeinde nämlich besonders viele ehemalige Handballspieler angezogen, die heute dort wohnen. Manche haben in Fürth gespielt, manche in Zirndorf, manche in Eibach – fünf von ihnen gründeten schließlich vor neun Jahren die Abteilung. Heute hat sie 200 Mitglieder – 150 davon sind noch minderjährig.

Der Andrang ist immer noch riesig, vor allem im Minibereich, der Nachwuchs kommt aus der gesamten Umgebung. "Wir wissen gar nicht, wo wir die Kinder alle stapeln sollen", sagt Sabine Bauder und muss lachen. Dann fügt sie ernsthaft hinzu: "Wir freuen uns immer noch, über jeden, der dazukommt." Dass die Abteilung nicht nur zahlenmäßig, sondern auch sportlich erfolgreich ist, ist auch Bauders Verdienst. Sie trainiert die C-Jugend-Mädels, die sich erst kürzlich für die Bayernliga qualifiziert haben. Das ist in dieser Altersstufe die höchste Spielklasse, die es gibt.

Und es könnten vielleicht bald noch mehr "wilde Handball-Kids", wie sie sich beim SV selbst nennen, in Puschendorf aufschlagen: Am Wochenende werden wieder 60 Teams aus ganz Mittelfranken zum großen Rasen-Handball-Turnier in dem Ort erwartet. Dass man dafür den altehrwürdigen Feldhandball jedes Jahr wieder aufleben lässt, hat einen einfachen Grund: "Den Kindern macht es Spaß, draußen herumzutoben", sagt Bauder. Handball im Freien, das war früher eine sehr populäre, ja die eigentliche Sportart. In den Fünfzigern kamen bis zu 40 000 Fans in die Mehrzweckstadien, um die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft auf dem Rasen zu verfolgen.

Ein vergessener Sport lebt auf

Doch die Wetterabhängigkeit und der unebene Untergrund sorgten dafür, dass Handball zum Hallensport wurde. Als Wettkampfsport gibt es die Feldvariante schon seit den Siebzigern nicht mehr. Nur bei Turnieren wie in Puschendorf lebt dieser vergessene Sport regelmäßig wieder auf. Und ist scheinbar immer noch beliebt: Neben den jungen 700 Spielerinnen und Spielern von den Minis bis zur B-Jugend erwartet der Verein über 1000 Besucher.

Was es in Puschendorf bislang noch nicht gibt, sind Teams für Erwachsene, sowohl für Männer als auch für Frauen. Dazu gibt es die Abteilung noch nicht lange genug, sagt Bauder: "Es ist aber unser Ziel, die Jugendlichen im Verein halten zu können." Und auch wenn die Gefahr immer da ist, dass vor allem die besonders Talentierten von größeren Vereinen abgeworben werden, gelingt es bis jetzt ganz gut, den Nachwuchs zu halten, sagt Bauder. Erwachsenen-Teams sind also nur eine Frage der Zeit. Bei 150 Jugendlichen ist die Auswahl groß genug.

ZDas Turnier findet Samstag von 13.30 bis 17 Uhr und Sonntag von 10 bis 17 Uhr auf dem Sportgelände des SV Puschendorf, Waldstraße 30, statt.

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