Radoki über Zulj: "Tür ist offen, aber er muss durchgehen"

14.12.2016, 08:00 Uhr
Radoki über Zulj:

© Sportfoto Zink

Dick eingehüllt in Wintermantel und Schal verfolgte Zulj den bitteren Auftritt der Kollegen, erst gestern stieg der offensive Mittelfeldspieler nach einem überstandenen Infekt wieder ins Training ein. Wohl dosiert, weil "seine Entzündungswerte sehr hoch waren", erläuterte Trainer Janos Radoki die Gründe dafür, warum Zulj im dritten Spiel unter der Führung des Interimstrainers zum dritten Mal nicht einmal im Kader stand.

Abgesehen vom Krankheitsbild muss der 24-Jährige in den Trainingseinheiten unter Radoki aber keine besonders gute Figur abgegeben haben. Zumindest liegt dieser Schluss nahe, wenn man den neuen sportlich Verantwortlichen beim Kleeblatt vom und über den Österreicher sprechen hört. "Es liegt an ihm", hatte Radoki in der Vorwoche gesagt und damit die Defizite der Kreativkraft im Spiel gegen den Ball in den Fokus gerückt. "In der jetzigen Phase muss er der Mannschaft defensiv helfen. Wenn wir Zweiter oder Dritter wären, wäre er Gold wert. Aber bei uns müsste er zwölf Tore machen, dass wir uns so etwas leisten könnten", stellte Radoki fest. Heißt: Im sich abzeichnenden Abstiegskampf sind seiner Meinung nach andere Tugenden gefragt.

Kratzen, beißen, rennen – das ist die physische Komponente eines Spiels, das so schnell, mitreißend und schön sein kann. Nur wird im Unterhaus zumeist ein ganz anderer Stil gepflegt. Je größer die Selbstzweifel der dem Tabellenkeller nahenden Mannschaften werden, je unsicherer die Individualisten und je schwammiger die Abläufe, desto mehr appellieren Trainer an die sogenannte Basisarbeit: hinten dicht machen, den Gegner aggressiv bekämpfen. Der Rest ergibt sich. Irgendwie.

Mit dem Satz "die Null muss stehen" hatte der niederländischen Fußball-Lehrer Huub Stevens dieses Credo einst geadelt. Attraktiv ist das nicht, soll aber gemeinhin ein Stück Sicherheit zurückgeben. Derzeit, so scheint es jedenfalls, kann sich Radoki nicht vorstellen, dass Zulj in sein Konzept zu integrieren ist. "Die Tür ist offen, aber durchgehen muss er", sieht er den Profi in der Pflicht.

Kampf statt Kreativität – schwer vorstellbar, dass der Mittelfeldspieler sein Naturell den Vorstellungen des Trainers komplett unterwirft. Zulj aber will alles dafür tun, am Freitag gegen Union Berlin in der Startelf zu stehen. "Es ist neu für mich, dass ich nicht nach hinten arbeite, aber ich werde mich dem stellen", gibt sich Zulj so professionell wie ein Profi in seiner Situation nur sein kann.

Betonen muss er es nicht, komisch wird er die Situation aber sicher finden. In den zurückliegenden zweieinhalb Jahren seit seinem Wechsel von RB Salzburg an den Laubenweg hat er nicht viele Spiele verpasst. Jetzt soll er plötzlich nicht mehr gut genug sein? Eine Frage, die einen Verdacht aufkommen lässt. Geht Zulj im Winter, gäbe es zumindest noch eine Ablöse. "Aber auch der beste Fußballer muss sich selbst interessant machen", erklärt Radoki vielsagend: "Es ist nicht so, dass erst ein Bundesligaklub kommt und dann fängt der Spieler an zu arbeiten."

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