Raphael Schäfer: Ein Torwart im Schwebezustand

8.7.2015, 05:59 Uhr
Raphael Schäfer: Ein Torwart im Schwebezustand

© Sportfoto Zink

Seine letzte Saison als aktiver Fußballer hat denkbar schlecht angefangen. Eine Kapselverletzung im linken Knie lässt Raphael Schäfer praktisch die gesamte Vorbereitung verpassen. In ungefähr drei Wochen möchte er wieder mit den Kollegen üben, bis dahin ist er bloß interessierter Beobachter.

"Ich bin froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist", sagt Schäfer, als er die Szene schildern soll, die ihn bis auf weiteres seinen Stammplatz kostet. Etwas müde sei er gewesen im Training, deswegen vielleicht auch nicht mehr richtig konzentriert. Im ersten Moment dachte er nur: "Ach du Schande."

Ach du Schande, so in etwa dürfte er in den vergangenen Monaten ein paar Mal reagiert haben. Etwa infolge seiner Ausbootung nach dem siebten Spieltag der vergangenen Runde. Die Sportliche Leitung wollte ihn nicht mehr dabeihaben und sogar zur U23 abschieben.

In einem vor allem im Vereinszentrum des 1. FC Nürnberg viel beachteten kicker-Interview sprach Schäfer Anfang April Klartext. Die Enttäuschung "über das Wie" seiner damaligen Degradierung sei "schon groß" gewesen, so Schäfer, wegen ständiger Reibereien auf der Führungsebene bezeichnete er den Club als Verein "im Schwebezustand".

Platz? Bank? Tribüne?

Mit Trainer René Weiler versteht sich der Routinier, obwohl Schäfer möglicherweise schon am 24. Mai gegen den VfR Aalen sein inoffizielles Abschiedsspiel bestritten haben könnte. Seit der Verpflichtung Thorsten Kirschbaums hat der Club eine neue Nummer eins, Patrick Rakovsky ist vorerst die Nummer zwei. Wo sich Schäfer nach seiner Genesung einreihen wird, ist noch unklar. Sein Arbeitsvertrag ist noch bis 30. Juni 2016 gültig. Danach ist endgültig Schluss.

Eine Anschlussbeschäftigung bei seinem Club, etwa im Nachwuchsleistungszentrum, kann er sich in der aktuellen Konstellation nicht vorstellen, wahrscheinlicher ist, dass sich Schäfer aus dem Geschäft verabschiedet. "Ich kann auch ohne Fußball glücklich sein", sagt Schäfer, der mit seiner Familie in Nürnberg bleiben wird, seine Eltern und seine Schwester sind vor geraumer Zeit ebenfalls hergezogen.

Seine ganze Konzentration gilt nach wie vor dem 1. FC Nürnberg, für den er im nächsten Sommer 14 Jahre gespielt haben wird. Seinen Platz zwischen den Pfosten hätte er eines Tages schon gerne wieder; "der Trainer wird eine Entscheidung treffen", sagt Schäfer, "und die werde ich zu 100 Prozent mittragen."

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