Raphael Schäfer: "Ich bringe Leistung, das zählt"

9.7.2014, 06:00 Uhr
Es regnet in Oberstaufen: Raphael Schäfer ist dafür allerdings nicht verantwortlich.

© Sportfoto Zink / DaMa Es regnet in Oberstaufen: Raphael Schäfer ist dafür allerdings nicht verantwortlich.

Herr Schäfer, es regnet in Strömen. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres müssten daran eigentlich Sie schuld sein.

Schäfer: Daran, dass es regnet? Da bin ich jetzt aber gespannt.

Weil Sie für alles verantwortlich gemacht wurden, was falsch lief. Es gab Ärger mit Fans, es wurde kolportiert, dass Sie die treibende Kraft hinter der Entlassung des populären Trainers Gertjan Verbeek waren.

Schäfer: Echt? Das mit Verbeek wusste ich ja noch gar nicht, das habe ich nicht mitbekommen.

Wirklich nicht? Dabei gibt es diese Diskussion doch schon lange: Dass Raphael Schäfer zu mächtig ist in diesem Verein. Thomas Broich hat einst sogar mafiöse Zustände ausgemacht und damit vor allem Sie gemeint.

Schäfer: Das würde mich auch interessieren, wie dieses Bild entstanden ist. Ich wusste nicht, dass ich für Entlassungen verantwortlich bin. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich unbeliebt bin.

Spätestens nach dem Heimspiel gegen Freiburg, als sie einer wütenden Fankurve die Kapitänsbinde vor die Füße geschmissen haben, hat sich dieser Eindruck aber verfestigt.

Schäfer: Man darf aber nicht den Fehler machen, aus einzelnen Situationen Rückschlüsse aufs Ganze zu ziehen. Das war damals ein Missverständnis, das wir später ausgeräumt haben.

Mindestens ein Missverständnis war auch Gertjan Verbeek. Richtig?

Schäfer: Das ist immer kompliziert, da im Nachhinein etwas zu sagen, weil es dann schnell heißt, man tritt nach. Verbeek hat uns, als er zu uns kam, eine Philosophie gegeben und den Glauben an dieses Spielsystem. Irgendwann aber ist das auseinandergedriftet: Seine Philosophie und das, was die Mannschaft leisten konnte.

Die Mannschaft hat diese Diskrepanz früher bemerkt als der Trainer?

Schäfer: Die Mannschaft hat des öfteren Hilferufe an den Trainer gesendet, dass sie sich wieder eine gewisse Stabilität wünscht. Aber da war wenig Gesprächsbereitschaft.

Darf man als Spieler dieser Idee Verbeeks nachtrauern? Oder ist das zu romantisch?

Schäfer: Es geht darum, erfolgreich zu sein. Wir waren nicht erfolgreich. Das bleibt hängen. Am Ende war jeder nur noch mit sich beschäftigt.

Von denen, die sich da erfolglos mit sich beschäftigt haben, sind nicht mehr viele da. Macht Sie das sauer?

Schäfer: Bei einigen war es schon so, dass sie so taten, als würde ihnen der Verein am Herzen liegen. Die hatten eine Woche später irgendwo einen neuen Vertrag unterschrieben. Es war interessant, wie sich einige während der Saison gegeben haben und wie sie sich dann verhalten haben. Aber es gab ja auch welche, mit denen der Verein nicht weitermachen wollte.

Mit Ihnen schon. Fiel das schwer nach einer Saison, die es doch noch geschafft hat, Raphael Schäfer zum Bundesliga-Absteiger zu machen?

Schäfer: Ich habe diesem Verein eine Menge zu verdanken und das will ich zurückgeben. Ich konnte mich schnell wieder motivieren, weil der Abstieg ja nicht plötzlich kam, sondern wir Zeit hatten, uns auf diese Situation einzustellen. Jetzt haben wir eine neue Herausforderung mit einer neuen Mannschaft mit vielen jungen Spielern. Die werden da top motiviert rangehen. Wobei das nicht heißen soll, dass die alte Mannschaft nicht motiviert war.

Daran gibt es Zweifel. Selbst Martin Bader hat angemerkt, dass man sich beim Zusammenstellen des neuen Teams darauf konzentriert, dass es auch charakterlich stimmt.

Schäfer: Während der Saison habe ich keine Probleme festgestellt.

Aber es gab die Suspendierung von Hanno Balitsch. Es gab Josip Drmic, der Verbeek öffentlich nachtrauerte. Sie waren damals sehr sauer.

Schäfer: Weil es unnötig war. Es ging da nicht mehr um persönliche Wünsche, es ging darum, den Klassenverbleib zu schaffen. 95 Prozent der Mannschaft standen hinter der Entscheidung des Vereins. Insgesamt hatten wir schon ein Team, das miteinander umgehen konnte.

Jetzt ist ein neuer Trainer da und auch eine Diskussion darüber, wer künftig die Nummer eins ist. Der Verein hat das so kommuniziert. Ein Affront oder völlig in Ordnung?

Schäfer: Das einzige, was mich an dieser Diskussion stört, ist, dass so getan wird, als hätte ich in den letzten Jahren nur gespielt, weil ich mich mit irgendjemanden im Verein gut verstehe. Aber es gab verschiedene Trainer, die am Ende immer mich ins Tor gestellt haben, weil ich überzeugt habe. Das zählt: Ich bringe die Leistung.

Die war in der abgelaufenen Saison in einer eigenen Einschätzung wie?

Schäfer: Sehr gut kann man das nicht nennen, weil wir abgestiegen sind. Aber es war sicherlich eine meiner drei besten Spielzeiten als Profi.

Die kommende Saison wird gut, wenn . . .

Schäfer: . . . wir in die Bundesliga aufsteigen, denn da gehört der Verein hin.

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