Reichelsdorfer Keller: Heimat für die Rad-Talente

30.7.2014, 14:33 Uhr
Reichelsdorfer Keller: Heimat für die Rad-Talente

Bundesweit bekannt ist die Nürnberger Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller zwar vor allem als deutsche Steherhochburg, doch der allgemeine Bahn-Radsport ist auf der 400-Meter-Piste seit ihrer Einweihung 1904 ebenfalls zu Hause. Die Rennbahn am Keller war und ist noch immer eine wichtige Keimzelle für den klassischen Bahn-Radsport.

Unvergessen sind bis heute die unzähligen Deutsche Meistertitel, die von Fahrern der Region in den olympischen Disziplinen errungen wurden. Erfolgreichster Verein im deutschen Bahnsport war jahrzehntelang der RC Herpersdorf, der mit Fritz Neuser, Gotthard Dinta, Hans Schwab, Werner Löw, Georg Singer und Willi Renn in den 1950er-Jahren Bahn-Meistertitel in Serie in sämtlichen Disziplinen erkämpfte.

Für die Vereine der Region ist die Rennbahn am Keller ein optimales Trainingszentrum und wichtigste Sportstätte für die Nachwuchsarbeit. Ein echtes Handicap für den Radsport sieht Peter Bohmann, Vize-Präsident des Bayerischen Radsportverbandes für den Leistungssport, darin, dass es inzwischen in ganz Bayern derzeit nur noch die drei Rennbahnen in Niederpöring, in Augsburg und in Nürnberg gibt.

"Viele Vereine nehmen deshalb mit ihren Jugendlichen auch längere Anfahrten in Kauf, um sie auf einer Bahn starten zu lassen", sagt Bohmann. So war es auch am Wochenende bei den Bayerischen Bahnmeisterschaften am Keller. Etwa 100 junge Radsportler kamen aus allen Regierungsbezirken zum Start nach Nürnberg. Jeweils acht Stunden lang herrschte an beiden Tagen während der rund 40 Wettbewerbe im Innenraum und auf der Piste Hochbetrieb.

Im Nachwuchsbereich waren diesmal vor allem die Teilnehmer aus Südbayern sehr erfolgreich. In der Eliteklasse der Männer gaben erwartungsgemäß die fränkischen Lokalmatadore den Ton an. Thomas Steger (RV Union 1886), der einst als Schüler ebenfalls am Keller begann, gewann fünfmal Gold und dreimal Silber und war damit der erfolgreichste Fahrer der Meisterschaft.

Wichtige Ergänzung zur Straße

Seine Vereinskameraden Felix Wolf, Marcel Kuban, Patrick Jordan und die Herpersdorfer Maximilian Hornung, Christopher Schunk, Jan Puschmann und Friedrich Meingast waren in allen Wettbewerben mit tonangebend. Sie alle sind seit vielen Jahren Woche für Woche bei den traditionellen Mittwochabendrennen am Start, oft noch bei zusätzlichen Trainingseinheiten am Montag.

"Für einen Radsportler sind die Bahnrennen eine sehr wichtige und gute Ergänzung zu den Straßenrennen, die meist am Wochenende stattfinden", sagt Manfred Ruder, der langjährige Vorsitzende des RV Union 1886 Nürnberg, "wir brauchen die Bahn noch viel dringender als in den früheren Jahrzehnten vor allem für unsere Jüngsten, die beim Bahntraining wesentlich sicherer sind als bei Trainingsfahrten im immer dichter werdenden Straßenverkehr."

Er hofft deshalb, dass die Bahn am Keller möglichst bald renoviert wird. "Radsport ohne die Bahn am Keller ist für uns alle gar nicht vorstellbar, denn hier schlägt nach wie vor das Herz der fränkischen Radsportszene", schwärmt der 71-jährige Radsportidealist, der 1958 selbst zu den begeisterten jungen Neulingen auf der Bahnmaschine zählte.

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