Sabo: "Es geht um die Zukunft des Eishockeys in Nürnberg"

3.12.2014, 20:03 Uhr
Sabo:

© Foto: Sportfoto Will

„Einmal Himmel, einmal Hölle und wieder zurück.“ So hat ein Fernsehreporter die bisherige Spielzeit der Ice Tigers am Sonntag durchaus treffend zusammengefasst. Empfinden Sie das genauso, Herr Sabo?

Sabo: Ich habe das Spiel im Ausland im Fernsehen verfolgt und dies auch als sehr treffend empfunden.

Am Freitag haben die Ice Tigers in Schwenningen sechs Tore in zwölf Minuten kassiert und am Sonntag Hamburg mit 6:1 vom Eis gefegt. Ist jetzt alles wieder gut?

Sabo: Der Sieg gegen Hamburg ist der erste gegen eine Top-3-Mannschaft, von daher ist das nur ein Achtungserfolg und kein Anlass für die Mannschaft, sich, wie in den letzten Wochen, auf solchen Spielen auszuruhen. Es darf nun der absolute Wille erwartet werden, sich in den kommenden Spielen nach oben zu arbeiten. Man muss sich nur daran erinnern, dass man alleine gegen Schwenningen und Düsseldorf zwölf Punkte abgegeben hat. Davon nur sechs, und die Ice Tigers würden an vierter Stelle der Tabelle stehen. An diesem Beispiel sieht man, wie leichtfertig die Mannschaft mit ihren Möglichkeiten umgeht.

 Unter den Fans wird der Cheftrainer ungewöhnlich scharf kritisiert. Manche scheinen seine Ablösung herbeizusehnen. Nehmen Sie diese Stimmung wahr?

Sabo: Auf dem Trainer herumzureiten, ist in solchen Situationen das Einfachste. Man sollte sich nun aber daran erinnern, dass der Kern der Mannschaft seit drei Jahren bei den Ice Tigers ist und der Fehler sicherlich nicht beim Trainer zu finden ist. Die Spieler müssen sich fragen, ob sie ihren Ansprüchen gerecht werden. Wir haben einfach die Situation, dass einige Spieler wie zum Beispiel Kaufmann oder James nach ihrer Vertragsverlängerung im letzten Jahr wohl meinen, dass sie bei Holiday on Ice unterschrieben haben und nicht bei den Ice Tigers. Und dass sich junge Spieler wie Nowak, Schüle, Pföderl oder Ehliz langsam damit auseinandersetzen müssen, sich wirklich weiterzuentwickeln. Das sind im Übrigen nur einige Namen, ich könnte noch weitermachen. Ein Spieler ist meines Erachtens auf jeden Fall positiv zu erwähnen: Marius Möchel. Er ist sogar für weniger Geld nach Nürnberg gekommen, weil er einfach hier spielen will, und reißt sich auf gut deutsch den Allerwertesten auf.

Sowohl von Sportdirektor Martin Jiranek als auch von Ihnen oder in den klassischen Medien hat man bislang kaum kritische Worte vernommen. Haben Sie intern über Tray Tuomie diskutiert – zum Beispiel nach dem 1:8 in Hamburg, dem 0:6 in Ingolstadt oder dem 5:7 in Schwenningen?

Sabo: Nach solchen Niederlagen hinterfragen Sie alles, den Trainer sicherlich inbegriffen. Auch von ihm wird es Verbesserungen geben müssen. Es kann nicht sein, dass man so lange an arrivierten Spielern festhält und junge Spieler wie Pfleger und Weber in Frankfurt parkt. Hier muss das Leistungsprinzip gelten und zwar für alle. Das wurde auch beim Trainer so platziert. Dennoch ist die Trainerfrage keine Diskussion und wird auch keine werden.

Im Training wirkt die Mannschaft stets motiviert, das Verhältnis zu Tuomie und Co-Trainer Maurizio Mansi scheint trotz einiger lautstarker Krisensitzungen weiterhin sehr gut zu sein. Ist es vielleicht zu gut?

Sabo: Das kann ich nicht beurteilen, da ich aufgrund unserer starken Expansion im Unternehmen nicht so nah an der Mannschaft dran bin, wie es vielleicht scheint.

Die Profis haben bislang allenfalls zu befürchten, dass Sie ein Spiel von der Tribüne aus verfolgen müssen. Geht es den Spielern zu gut in Nürnberg?

Sabo: Wie bereits gesagt: Einige Spieler haben sicherlich eine sehr große Komfortzone, das muss anders werden.

Die Ice Tigers haben bereits zwei Spieler nachverpflichtet, die allmählich beide zu Leistungsträgern werden. Zwei Lizenzen können noch an Importspieler vergeben werden. Wird Sportdirektor Jiranek diese Möglichkeit nutzen dürfen?

Sabo: Der Kader ist nach den Nachverpflichtungen gut genug, es gibt keine Gründe, nochmal nachzuverpflichten. Die Ice Tigers haben die besondere Situation durch den mehrwöchigen Ausfall von Jochen Reimer (dem Stammtorwart, Anm. d. Red.). Aber auch hier wird wohl nur im Notfall reagiert. Andreas Jenike (der zweite Torwart) hat gegen Berlin und Hamburg überzeugt, und Schwenningen ist ihm nicht anzulasten. Er genießt das Vertrauen der Ice Tigers und wird seine Chance nutzen.

Jiranek und Tuomie haben einen Platz unter den ersten sechs Mannschaften ausgegeben. Was ist eigentlich Ihr persönliches Saisonziel? Und glauben Sie weiterhin, dass es diese Mannschaft erreichen kann?

Sabo: Die Frage nach meinem persönlichen Saisonziel stellt sich hier nicht. Die Frage ist an die Mannschaft gerichtet, die muss sich jetzt einmal ein klares Ziel setzen. Alle müssen dafür kämpfen, in erster Linie die Spieler, natürlich gehören die Sportliche Leitung und das Trainerteam dazu. Man muss auch ganz deutlich sagen, dass es jetzt nicht mehr um ein Saisonziel geht, sondern um die Weiterführung des Profi-Eishockeys in Nürnberg. Eine weitere verlorene Saison ist den Fans, den Sponsoren und dem Hauptsponsor nicht mehr zuzumuten. Dann wäre es wohl besser, wenn die Mannschaft ihren Platz im Amateurbereich findet.

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