Schäfer wird auf seine alten Tage dringend gebraucht

26.11.2015, 13:35 Uhr
Raphael Schäfers Erfahrung soll der Club-Abwehr Ruhe und Stabilität geben.

© Sportfoto Zink / DaMa Raphael Schäfers Erfahrung soll der Club-Abwehr Ruhe und Stabilität geben.

Dass Raphael Schäfer, bald schlanke 37 Jahre jung, wieder zwischen die Pfos­ten durfte beziehungsweise musste, hatte er vor allem dem fehlenden Glück der bisherigen Nummer eins zu verdanken. Thorsten Kirschbaum wirkte in dieser Spielzeit bisher selten sou­verän, immer wieder sah er bei Gegentoren mindestens unglücklich aus.

Zuletzt hielten sie ihm beim FCN zwei der drei Gegentore in Berlin vor, als er zunächst einen Schuss nach vorne abprallen ließ (1:1) und später zu weit vor seinem Gehäuse stand (2:1). Mit Schäfers unerwarteter Blitzgenesung musste Kirschbaum wieder weichen - nicht nur auf die Bank, sondern auch ganz aus dem Kader. Am Montagabend gegen 20.50 Uhr ließ auch Schäfer einen Schuss nach vorne abprallen, nur blieb es diesmal bei einem gehörigen Schre­cken; Braunschweigs Hendrick Zuck konnte das Geschenk nicht annehmen und senste slapstickartig vor dem halbleeren Tor über die Kugel.

Die 1:0-Führung hatte damit weiter Bestand, am Ende gewann der FCN durch eine Willensleistung bekanntlich mit 2:1. Und am Valznerweiher ist die Stimmung nach dem lang ersehnten Dreier wieder gelöster. „Fußball ist manchmal erklärbar, manchmal auch nicht“, sagte Schäfer rückblickend auf die Situation, „die gleiche Aktion, die Thorsten hat­te, hatte ich heute auch, nur trifft er den Ball halt nicht“.

Das Glück erarbeitet

Schäfers Erklärung klingt plausibel - manchmal hast du Fortune, manchmal eben nicht, wie es halt so ist im Leben. „Da hast du einfach dieses Quäntchen Glück, das du in dieser Situation brauchst, vielleicht habe ich es mir über die Jahre erarbeitet“, so das FCN-Urgestein.  Über 13 Jahre ist er mittlerweile beim fränkischen Traditionsverein angestellt, im Sommer wird er seine Karriere beenden. Sein Körper spielt nicht mehr mit. „Ich merk’s einfach, es zieht überall, es tut weh“, berichtete Schäfer aus seinem Innenleben, „ich muss schauen, dass ich mich irgend­wie in die Winterpause rette“.

Am Mittwoch durfte er deshalb aktiv regenerie­ren, während die Kollegen auf dem Feld herumtobten. „Zwei Tage auf die Couch“ wollte sich Schäfer eigentlich legen nach den durchaus aufreibenden 90 Minuten gegen Braunschweig. Nach seinem Muskelfaserriss in der linken Wade, erlitten am 17. Oktober im Heimspiel gegen den FSV Frank­furt, ist er zwar wieder gesund, aber keinesfalls fit. „Für die Zweite Liga reicht’s noch“, sagt Schäfer, der „bis auf weiteres“ (FCN-Coach René Weiler) die Nummer eins bleiben wird.

Weiler: "Seine Erfah­rung, seine Ausstrahlung hilft uns"

Dass ein im Spätherbst der Karriere angekommener und da­rüber hinaus nicht austrainierter Tor­wart den Vorzug erhält, dürfen Kirschbaum (Vertrag bis 2018) und Patrick Rakovsky (2017) durch­aus als Vertrauensentzug ihres Chefs werten. „Seine Erfah­rung, seine Ausstrahlung hilft uns schon“, argumentierte Weiler, der jetzt vor allem endlich mal Ruhe in der Causa Nummer 1 haben möchte.

Auch der Schweizer hat erkannt: „Der Torhüter braucht sicher auch Glück, Kirschbaum hat nicht glücklich agiert.“ Und ist deswe­gen im Torwart-Wechselspiel aktuell nur noch die Nummer drei. „Es war eigentlich schon vorbei bei mir“, sagte Schäfer mit Blick auf die turbulenten letzten Monate samt Verletzungen und Degradierungen unter Weiler-Vorgänger Valerien Ismael. Gebraucht wird er nun auf den letzten Metern seiner Karriere trotzdem nochmal. Dringend sogar.

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