Schlicke: "Fürth ist klarer Favorit"

27.8.2013, 15:02 Uhr
Schlicke:

© Zink

Herr Schlicke, am Freitag spielen Sie mit dem FSV Frankfurt gegen Greuther Fürth. Wer ist Favorit?

Schlicke: "Fürth, ganz klar. Das ist ein Bundesligaabsteiger, der sehr gut in die Saison gestartet ist, da sind die Rollen klar verteilt. Aber die Außenseiterrolle steht uns auch ganz gut, denke ich."

Ist das Kleeblatt reif für den Wiederaufstieg?

Schlicke: "Die Spielvereinigung hat kräftig gepunktet, so ein guter Start ist schon wichtig. Wenn man als Mannschaft nicht von Anfang an der Musik und den anderen Teams hinterherlaufen muss, verschafft das mit Sicherheit eine gewisse Lockerheit. In Situationen, in denen es Spitz auf Knopf steht, kann dieses Selbstvertrauen entscheidend sein und den Ausschlag zu Gunsten der SpVgg geben. Fürth wird auf jeden Fall eine gute Rolle im Kampf um den Aufstieg spielen. Zwar sind 34 Spiele eine lange Zeit, doch der gute Start gibt Anlass, vom Aufstieg zu träumen."

Wer sind die Hauptkonkurrenten vom Kleeblatt?

Schlicke: "Düsseldorf als Absteiger natürlich, obwohl sie punktemäßig gerade nicht so berauschend dastehen. Kaiserslautern und der 1. FC Köln werden am Ende ein Wörtchen mitreden, aber auch Union Berlin und die Münchner Löwen zähle ich dazu. Wenn es am Ende für Greuther Fürth reichen würde, würde ich mich sehr freuen."

Der Verein scheint ihnen wichtig zu sein. Wie bewerten Sie rückblickend ihre Zeit am Ronhof?

Schlicke: "Es war eine sehr schöne Zeit. Wir sind drei Mal fünfter geworden, drei Mal knapp am Aufstieg vorbei geschrammt. Das war damals schon bemerkenswert, weil Fürth bis dahin eher als graue Maus wahrgenommen wurde. Die Spielvereinigung hat sich seitdem in der zweiten Liga etabliert und 2012 sogar den Aufstieg geschafft, ein toller Erfolg. Ich hab mich sehr gefreut, weil ich aus der Region komme und immer noch verfolge, was der Verein so treibt."

Schlicke im Fürther Dress.

Schlicke im Fürther Dress. © Hans-Joachim Winckler

Haben Sie noch Kontakte nach Fürth?

Schlicke: "Ich freue mich jedes Mal auf das Wiedersehen mit Doc Hauer, wir sind gute Freunde. In der Mannschaft spielt natürlich keiner mehr, mit dem ich in Fürth noch zusammengespielt habe. Dafür ist das zu lange her. Eine Ausnahme gibt es aber: Ich habe bei der zweiten Mannschaft zusammen mit dem heutigen Trainer Frank Kramer gespielt."

Ihr Trainer Benno Möhlmann hat ebenfalls eine Fürther Vergangenheit. Ein Vorteil am Freitag?

Schlicke: "Nein. Dass Benno lange beim Kleeblatt war, wird uns am Freitag nichts bringen. Außer Thomas Kleine ist, so glaube ich, kein Spieler mehr da, der auch zu Möhlmann-Zeiten schon da war. Allein der Umbruch vor dieser Saison war ja schon riesig, der Kader und der Verein haben sich grundlegend verändert. Einzig die grundsätzliche Spielphilosophie ist noch immer die gleiche."

Ihren Verein, den FSV Frankfurt, haben Sie soeben nicht zu den Aufstiegsfavoriten gezählt.

Schlicke: "Aus gutem Grund. Wir sind noch in der Findungsphase. Wir haben viele neue Spieler dazu bekommen, die alle erst noch integriert werden müssen. Nach den zwei Auftaktpleiten sind wir mittlerweile, von den Ergebnissen her, auf einem guten Weg. Trotzdem ist noch viel Luft nach oben. Zu sagen, wir können das Ergebnis vom letzten Jahr wiederholen, wäre vermessen. Ich rechne mit einem einstelligen Tabellenplatz."

Wenn Sie sich heute mit dem Björn Schlicke aus der Fürther Zeit vergleichen: Wo sind die Unterschiede?

Schlicke: "Ich bin ruhiger geworden. Das ganze Profigeschäft ist für mich heute nicht mehr so aufregend wie früher. In Fürth habe ich meine ersten Schritte im Profibereich gemacht. Ich habe seitdem viele Höhen und Tiefen durchlebt, mich wirft so schnell nichts mehr aus der Bahn. Vor allem über negative Dinge habe ich mir früher viele Gedanken gemacht, das ist heute mit mehr Erfahrung anders."

Erfahrung ist ein gutes Stichwort. Ihr Vertrag in Frankfurt läuft im Sommer 2014 aus, Sie werden dann 33 Jahre alt sein. Wie geht es nach der Saison weiter?

Schlicke: "Ach, darüber mache ich mir frühestens im Winter Gedanken. Ob ich dann noch weiter spielen möchte, will, darf, kann, soll - wer weiß das schon. Nach meiner Karriere werde ich auf jeden Fall zurück nach Mittelfranken kommen und meinen Lebensmittelpunkt dorthin verlagern."

Sie werden immer wieder mit den Kickers Erlangen, einem Kreisklassen-Verein, in Verbindung gebracht. Was ist da dran?

Schlicke (lacht): "Das kommt, weil mein Bruder den Verein mitbegründet hat. Ich verfolge das Projekt von Beginn an und hätte nicht gedacht, dass es sich so lange halten würde.

Wenn ich Zeit habe, schaue ich mir auch Spiele der Kickers an, ich war zum Beispiel zum Saisonstart gegen die SG Siemens da. Leider haben die Jungs da mit 2:3 verloren. Gegen Vestenbergsgreuth habe ich nicht zugeschaut und prompt gab es die ersten drei Punkte. Vielleicht sollte ich jetzt immer fernbleiben. (lacht)"

Also konkret: Wann spielen Sie für die Kickers?

Schlicke: "Das steht momentan überhaupt nicht zur Debatte. Wie gesagt, frühestens im Winter beschäftige mich mit meiner Zukunft, noch denke ich da gar nicht dran."

Aber Sie können sich vorstellen, Ihre Karriere bei einem unterklassigen Erlanger Verein ausklingen zu lassen?

Schlicke: "Möglich ist alles. Ich habe ja auch für den ATSV Erlangen und den FSV Erlangen Bruck gespielt. Aber im Moment gebe ich alles für den FSV Frankfurt."

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