Schumacher: Ermittler setzen auf Unfall-Video

6.1.2014, 19:27 Uhr
Ex-Weltmeister Michael Schumacher ist nach einem Ski-Unfall in "kritischem Zustand".

© REUTERS/Giampiero Sposito Ex-Weltmeister Michael Schumacher ist nach einem Ski-Unfall in "kritischem Zustand".

Der Zustand von Michael Schumacher bleibt auch mehr als eine Woche nach seinem schweren Skiunfall kritisch. In einer Presseerklärung des Krankenhauses von Grenoble, die Schumachers Managerin Sabine Kehm am Montagnachmittag verbreitete, hieß es, dass der Zustand des Formel-1-Rekordweltmeisters „als stabil angesehen und kontinuierlich beaufsichtigt“ werde. „Das zuständige Ärzteteam unterstreicht jedoch, dass sie nicht aufhören werden, die Situation von Michael als kritisch zu betrachten.“

Bild.de: Schumi außer Lebensgefahr?

Laut unbestätigten Medienberichten soll sich der Zustand von Michael Schumacher gebessert haben. Dabei beruft sich etwa Bild.de auf das Ärzte-Team um Jean-Francois Payen, die demnach sicher seien, dass Schumacher nicht mehr in Lebensgefahr schwebe. Eine offizielle Bestätigung allerdings fehlt bislang.

In der Mitteilung hieß es zudem: „Die Privatsphäre des Patienten verlangt, Details seiner Behandlung nicht zu nennen. Aus diesem Grund planen wir zunächst keine weitere Pressekonferenz oder schriftliche Pressemitteilung.“ Die Mediziner und Kehm baten eindringlich, „das Arztgeheimnis zu respektieren und sich ausschließlich an die Informationen des zuständigen Ärzteteams oder Managements zu halten, die die einzigen gültigen Informationen sind“.

Neue Erkenntnisse könnte neben der Helmkamera des Formel-1-Rekordweltmeisters, die seine Familie an die französische Staatsanwaltschaft übergab, auch ein Zufalls-Video eines deutschen Urlaubers bringen.

Der „Spiegel“ berichtet, ein 35 Jahre alter Flugbegleiter habe vergangenen Sonntag nur wenige Meter von der Unfallstelle entfernt mit einem Smartphone seine Freundin gefilmt. Im Hintergrund des Films sei leicht verwackelt zu sehen, wie ein Skifahrer in dem nicht präparierten Teil zwischen zwei Pisten über den Schnee gleitet und schließlich zu Fall kommt. Nach Aussagen des möglichen Zeugen, der sich nach Angaben des Nachrichtenmagazins am Freitag beim „Spiegel“ meldete, war dieser Skifahrer offenbar Michael Schumacher.

Er soll „gemächlich gefahren“ und mit einem Tempo von „maximal 20 Stundenkilometern“ unterwegs gewesen sein. Dies würde zu Aussagen von Schumachers Managerin Sabine Kehm passen, die angesichts von Spekulationen über ein hohes Fahrtempo betont hatte, Schumacher sei nicht allzu schnell gefahren. Der Augenzeuge aus dem Ruhrgebiet hat laut „Spiegel“ angekündigt, seine Filmaufnahmen als Beweismaterial der Staatsanwaltschaft Albertville zu übergeben.

Mit dem neuem Videomaterial will die Staatsanwaltschaft in den kommenden Tagen den schrecklichen Skiunfall von Michael Schumacher aufklären. Während sich der lebensgefährlich verletzte Formel-1-Rekordweltmeister auf der Intensivstation des Universitätskrankenhauses von Grenoble weiter in einem kritischen Zustand befand, kündigten die Ermittler für Mittwoch an.

Trauriger Geburtstag

Am Tag seines 45. Geburtstages war bis zum Abend noch offen, ob in absehbarer Zeit neue Informationen zum Zustand des Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher geben wird. Die Universitätsklinik hatte bis zum frühen Nachmittag diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen. Unzählige Fans versammelten sich anlässlich des Geburtstages vor dem Krankenhaus; Boris Becker, Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb und Schumachers ehemaliger Teamkollege Rubens Barrichello sendeten Genesungswünsche.

Die ermittelnden Behörden in Frankreich haben übereinstimmenden Medienberichten zufolge die Helmkamera von Michael Schumacher sichergestellt. Diese habe der lebensgefährlich verletzte Formel-1-Rekordweltmeister vergangene Woche bei seinem Sturz beim Skifahren in den französischen Alpen getragen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf Quellen aus Ermittlerkreisen. Zuvor hatte die Zeitung „Dauphiné Libéré“ darüber geschrieben.

Dies sei "freiwillig im Rahmen der Untersuchungen" geschehen teilte Managerin Sabine Kehm am Samstag mit . "Dass dies gegen den Willen der Familie geschehen ist, ist unwahr", betonte sie. Eine weitere Pressekonferenz über den Gesundheitszustand des siebenmaligen Weltmeisters soll es in Absprache mit den behandelnden Ärzten frühestens am Montag geben.

Video vom Unfall ist ein gefährlicher Virus

Schumacher: Ermittler setzen auf Unfall-Video

© Facebook

Unabhängig davon tauchte ein angebliches Video von Schumachers Ski-Unfall auf. Wer es sich ansieht, muss jedoch mit bösen Überraschungen rechnen. Denn wie die Webseite mimikama.at mitteilte, nutzen hinterhältige Programmierer das derzeitige Interesse an Michael Schumacher, um einen Computer-Virus in Umlauf zu bringen. Bei dem vermeintlichen Video vom Sturz des Rekordweltmeisters handelt es sich in Wirklichkeit um einen gefährlichen Trojaner, den laut dem Computer-Magazin Chip.de bislang die wenigsten Antiviren-Programme erkennen.

Die Statusmeldung auf Facebook hat den Titel "Vidéo: Moment de'l accident de Michael Schumacher (EXCLUSIF)", was einen französischen Ursprung nahelegt. Die Computer-Experten vermuten aber, dass bald auch deutsche Versionen im Netz kursieren werden und warnen davor, das Video aufzurufen.

Der bisherige Verlauf

Am Mittwoch hatte Managerin Sabine Kehm betont, es werde nur neue Informationen geben, wenn sich die Lage verändert. „Unverändert ist die Situation kritisch, aber es ist immerhin momentan stabil“, sagte Kehm. „Das ist im Moment eine gute Nachricht. Es gibt keine signifikanten Veränderungen zu gestern. Ich würde mich hüten, eine Prognose abzugeben. Wir müssen von Tag zu Tag denken.“ Die Familie befinde sich weiterhin vor Ort.

„Michael wurde die ganze Nacht über sehr sorgfältig überwacht. Er war die ganze Nacht stabil“, bekräftigte die Managerin. Die behandelnden Ärzte der Universitätsklinik würden sich erst dann wieder zu Wort melden, wenn sich im Gesundheitszustand Schumachers „etwas Entscheidendes“ ändert.

"Er befindet sich derzeit in einem Zustand der Wiederbelebung, es ist sehr ernst", sagten Ärzte in Grenoble noch am Montagmittag. Nun scheint Michael Schumacher auf dem Weg der Besserung. "Derzeit gibt es keine Hinweise auf eine weitere Verschlimmerung seines Zustandes", so die Ärzte. Eine weitere Operation in der Nacht auf Dienstag soll die Genesungschancen erhöht haben. 

"Wollen diese Schlacht gewinnen"

Die Situation sei "etwas besser als gestern", allerdings könne man auch keine vollständige Entwarnung geben, sagten die Ärzten auf einer Pressekonferenz. Schumacher befindet sich weiter "in Lebensgefahr" und soll vorerst weiter im künstlichen Koma bleiben. "Es ist zu früh, um einen Aufweckvorgang einzuleiten." Außer Lebensgefahr sei Schumacher deswegen aber noch nicht, so die Ärzte.

Unter den Ärzten befindet sich auch Gérard Saillant, der Schumacher nach seinem schweren Crash 1999 behandelte. "Ich bin aber nur als Freund hier, auf fachliche Fragen antworte ich nicht", erklärte der bereits gestern seine Rolle. Heute sagte Saillant: "Wir wollen diese Schlacht gewinnen. Eine schwere Schlacht die noch keineswegs gewonnen ist."

Details zum Unfall werden bekannt

Derweil werden erste Details des Unfalls bekannt. Seine Managerin Sabine Kehm erklärte, Michael Schumacher hat unmittelbar vor dem schweren Unglück einem auf der Piste gestürzten Freund geholfen. Anschließend sei Schumacher in den Tiefschneebereich zwischen zwei Pisten gefahren, berichtete Kehm am Dienstag in Grenoble unter Hinweis auf Schilderungen von Begleitern. Dort sei der 44-Jährige beim Ansatz zu einer Wende gegen eine Felsen gefahren und in die Luft geschleudert worden. Kopfüber sei er dann auf einen Felsen gestürzt, sagte Kehm vor Journalisten.

Journalist wollte als Priester verkleidet zu Schumacher vordringen

Schumacher war demzufolge nicht mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs. Dennoch schlug sein Kopf offensichtlich heftig auf. Medienberichten zufolge zersprang dabei sein Helm. Eine Bestätigung dafür gab es in Grenoble aber nicht.

Der ehemalige Formel-1-Rekordweltmeister litt bei seiner Einlieferung um 12.40 Uhr an einem "Kopftrauma mit Koma". Das Schädel-Hirn-Trauma habe "umgehend eine neurochirurgische Behandlung" erfordert, teilten die Ärzte mit. Weitere Eingriffe sind derzeit nicht geplant. Der Helm rettete offenbar Schumachers Leben. "Ohne den Helm wäre er nicht hierhergekommen, er hätte gar nicht überlebt." Offenbar war Schumacher mit hoher Geschwindigkeit unterwegs.

Sportler aus aller Welt sind schockiert. Sebastian Vettel, derzeitiger Formel-1-Weltmeister etwa sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Ich hoffe, dass es ihm so schnell wie möglich wieder besser geht. Ich wünsche seiner Familie jetzt ganz viel Kraft." Schumacher sei für Vettel ein Kindheitsidol gewesen, erklärte der Heppenheimer.

Makabere Kondolenzseiten auf Facebook

Während der einstige Formel-1-Star in Grenoble um sein Leben kämpft, wird er in den sozialen Medien bereits für tot erklärt. Die Kondolenzseite "R.I.P. Michael Schumacher" auf Facebook beispielsweise hat derzeit knapp 20.000 Likes. Ein "Like" heißt dort: Mein Beileid.

Eine Korrespondentin des TV-Senders BFMTV berichtete von der Klinik in Grenoble, Schumacher schwebe in Lebensgefahr. Er war am Sonntag um kurz nach 11 Uhr zwischen zwei markierten Pisten in Méribel beim Skifahren gestürzt. Der Kerpener war dabei mit dem Kopf auf einem Felsen aufgeschlagen. Nach Angaben von Christophe Gernigon-Lecomte, dem Chef der Skistation Méribel, war Schumacher unmittelbar nach dem Sturz noch bei Bewusstsein und ansprechbar. Nachdem er an Ort und Stelle erstversorgt worden war, wurde er mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Moûtiers geflogen. Von dort wurde Schumacher in eine Klinik nach Grenoble gebracht.

Nach stundenlangem Bangen um den Gesundheitszustand von Michael Schumacher nahm die Sorge um den verunglückten Schumacher am Abend dramatische Züge an. Dem TV-Sender BFMTV zufolge erlitt er fünf Tage vor seinem 45. Geburtstag nach seinem Sturz auf Skiern eine Hirnblutung. Die französische Regionalzeitung "Le Dauphiné Libéré" berichtete, der Gesundheitszustand Schumachers habe sich verschlechtert, die Prognose sei inzwischen ernsthaft.

Vom Krankenhaus selbst gab es lange Zeit keine Informationen über Schumachers Zustand. Klinikdirektor Jean-Marc Grenier hatte zunächst lediglich bestätigt, dass sich der mehrmalige Weltmeister am Kopf verletzt habe.

Schumachers Managerin Sabine Kehm hatte in einem ersten Statement betont: "Wir bitten um Verständnis, dass wir über seinen Gesundheitszustand keine fortlaufenden Informationen abgeben können."

Vor dem Krankenhaus in Grenoble wurden umgehend Absperrungen aufgebaut, immer mehr Fans des siebenmaligen Weltmeisters waren im Verlauf des Tages dorthin geströmt.

Laut französischen Medien soll Schumacher beim Skifahren unter anderem mit seinem 14-jährigen Sohn unterwegs gewesen sein. Seine Managerin bestätigte lediglich, dass der ehemalige Rennfahrer nicht allein gewesen sei.

Auch in der Formel-1-Szene wuchs die Sorge am Sonntag. "Ich hoffe, Michael Schumacher geht es schnell besser", twitterte Pilot und Landsmann Adrian Sutil. "Nur das beste, alter Freund", twitterte Schumachers Kumpel, Fußball-Nationalspieler Lukas Podolski.

Felipe Massa, einst Schumachers treuer Gehilfe bei Ferrari, schickte via Twitter Genesungswünsche: "Ich bete für dich, mein Bruder!", schrieb der Brasilianer: "Ich hoffe, Du erholst dich schnell!! Gott segne dich, Michael." Massa postete daneben ein Bild, das ihn verschwitzt nach einem Rennen in den Armen von Schumacher zeigt, den er immer als seinen Professor bezeichnet.

Seit einem Jahr fährt Schumacher nicht mehr in der Formel 1. Der Kerpener, der in der Schweiz am Genfer See mit seiner Familie lebt, ist aber sportlich nach wie vor aktiv - und nicht selten sind seine Leidenschaften mit einem gewissen Risiko verbunden. Auch Fallschirmspringen und Motorradfahren zählen zu den großen Passionen des 91-maligen Grand-Prix-Gewinners.

Mit einem Rennmotorrad war Schumacher im Februar 2009 im spanischen Cartagena schwer verunglückt - damals wurde erst im Nachhinein deutlich, wie heftig der Unfall war. Schumacher hatte eine Fraktur im Bereich der Schädelbasis und eine in der Halswirbelsäule erlitten. Er verletzte sich zudem einen Halswirbel und eine Rippe.

Im selben Jahr hatte Schumacher ein Comeback in der Formel 1 absagen müssen. "Die Unfallfolgen waren die schwersten, die Michael in seiner Karriere zu tragen hatte", sagte damals sein behandelnder Arzt Johannes Peil, Chef der Sportklinik in Bad Nauheim, als Schumacher das Aus für die Rückkehr-Pläne zu Ferrari mitteilte.

2010 kam Schumacher dann allerdings wieder zurück in die Königsklasse des Motorsports. Drei Jahre fuhr der siebenmalige Weltmeister für den deutschen Werksrennstall Mercedes. Für den deutschen Autobauer ist Schumacher weiterhin als Botschafter tätig.

Seinen schwersten Unfall in der Formel 1 hatte Schumacher 1999 erlebt. Damals war er im Ferrari in Silverstone verunglückt und hatte sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Über die Erfahrungen damals hatte er mal berichtet: "Ich liege da und merke, wie ich mich wieder so ein bisschen fange und beruhige und fühle meinen Herzschlag. Und fühle plötzlich, wie mein Herzschlag immer weniger wird und plötzlich komplett aufhört. Lichter gehen aus."

Ex-Weltmeister Michael Schumacher ist nach einem Ski-Unfall in "kritischem Zustand".

Ex-Weltmeister Michael Schumacher ist nach einem Ski-Unfall in "kritischem Zustand". © dpa

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