Sentimentales Saison-Ende: Köllner schaut auf seinen Club

18.5.2018, 05:46 Uhr
Einmal noch drücken, bitte! Michael Köllner muss jetzt sieben Wochen ohne Georg Margreitter & Co. auskommen.

© Sportfoto Zink / WoZi Einmal noch drücken, bitte! Michael Köllner muss jetzt sieben Wochen ohne Georg Margreitter & Co. auskommen.

Am Tag vor der Pressekonferenz, die sich über exakt eine Halbzeit erstrecken sollte, hatte sich der Club-Coach schon von jedem seiner Profis verabschiedet. Von denen, die er am 2. Juli "topfit" am Valznerweiher zum Trainingsauftakt zurückerwartet, mit einer eingehenden Reflexion in Verbindung mit einer Erwartungshaltung ein bisschen ausführlicher. Von den übrigen ein wenig kürzer, aber nicht minder herzlich.

Die Verträge von Enis Alushi und Miso Brecko laufen aus; die Leihspieler Ulisses Garcia, Lucas Hufnagel und Marvin Stefaniak werden ebenfalls nicht mehr dabei sein, wenn die Mission Bundesliga für den 1. FC Nürnberg beginnt.

"Wir nehmen uns die Zeit" 

Über den Verhandlungsstand mit den Wackelkandidaten Thorsten Kirschbaum, Laszlo Sepsi und Tobias Werner wollte Andreas Bornemann keine Wasserstandsmeldungen abgeben. "Wir nehmen uns die Zeit im Nachgang dieser Saison. In den nächsten Tagen werden dann Entscheidungen fallen", sagte der Sportvorstand.

Doch nicht nur im Kader herrscht Fluktuation. Auch im Trainerteam wird es Veränderungen geben. "Wir müssen die Strukturen überprüfen und uns zum Teil neu aufstellen", sagte Köllner, der sich neben Boris Schommers einen zweiten Co-Trainer wünscht. Der Vertrag von Athletik- und Reha-Coach Tobias Dippert wird hingegen nicht verlängert. All diese Veränderungen lassen den Cheftrainer nach einer langen und erfolgreichen Saison sentimental werden. "Sie ist jetzt wirklich vorbei. Das sind für mich sehr bewegende Momente. Das was aber bleibt, ist der Aufstieg." 

Heiliges Land und Hochgefühle 

Damit es auch nicht nur bei 34 Episoden über 90 Spielminuten im Oberhaus bleiben wird, plant er mit Bornemann die nächsten Schritte. Erst ab Donnerstag gehört seine Gedankenwelt ausschließlich seiner Lebensgefährtin Petra Freitag, die ihn auf eine zehntägige Reise nach Israel begleitet. "Wir werden uns trotzdem in das Gelobte, Heilige Land wagen", lässt sich das Paar von der politisch angespannten Lage nicht abhalten.

"Die Bundesliga kann sich auf den 1. FC Nürnberg freuen", blickt Köllner selbstbewusst der Zukunft entgegen. Welche Spielidee er in der Bundesliga verfolgen will, um auch dort Erfolge zu feiern, hat er sich natürlich schon überlegt. Von seiner Grundphilosophie, mit viel Ballbesitz zu agieren und das Spiel offensiv zu interpretieren, will er auch als Underdog nicht abweichen. "Wir wollen mit unserer Spielkultur die Fans begeistern", zielt er nicht darauf ab, sich Punkte mit einer ausgeklügelten Defensivtaktik nur zu ermauern. "Fußball ist auch Unterhaltung", leistet sich der Bundesliga-Novize eine hehre Grundhaltung. Dazu müsse die gute Erfolgsquote bei Standards optimiert und das Konterspiel zu "einer Waffe" weiterentwickelt werden.

Ein Schattenteam und Dominosteine 

In jedem Fall gilt es, zunächst einen Nachfolger für den dritten Torhüter Johannes Kreidl zu finden und die Lücke zu schließen, die der nach Bremen wechselnde Offensivspieler Kevin Möhwald hinterlässt. Vier Millionen Euro stehen Bornemann für eine Mini-Einkaufstour zu Verfügung. Während der Saison habe man "parallel ein Schattenteam zusammengestellt. Und jetzt müssen wir schauen, was sich davon realisieren lässt." Die Gesamtgröße des Kaders soll von 28 Spielern auf 23 bis 25 verringert werden.

Befürchtungen, dem Club könne unfreiwillig ein weiterer Stammspieler abhandenkommen, kann Bornemann nicht zerstreuen: "Ich hätte mehr Sorgenfalten auf der Stirn, wenn sich kein Verein mehr für unsere Spieler interessieren würde. Wir werden damit leben müssen." Der Club sei aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten aber nicht mehr gezwungen, dem Werben finanzkräftiger Vereine unterhalb einer selbst definierten Schmerzgrenze nachzugeben. Vielmehr wolle man aber Substanz hinzugewinnen. Es wird jedoch noch ein wenig dauern, bis Bewegung in den Transfermarkt kommt und die fallenden Dominosteine ihren Effekt auch auf den 1. FC Nürnberg haben. 

 

 

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