"Showdown" für den SC Uttenreuth

25.7.2017, 16:11 Uhr

© Harald Hofmann

Eigentlich, sagt Bernd Kofler, müssen sie ja gar nicht rauf. Regionalliga hat was. Die vielen Derbys, die schönen Anlagen, das familiäre Flair – so etwas ist dem Mannschaftsführer des SC Uttenreuth sehr wichtig. "Wir fühlen uns wohl in der dritten Liga", sagt er deshalb. Wäre da nicht der sportliche Ehrgeiz. Und eine besondere Geschichte.

Heuer jährt sich zum 30. Mal der Tag, an dem Bernd Kofler mit ein paar Mitstreitern entschied, dem Uttenreuther Tennis ein wenig unter die Arme zu greifen. Sie hatten eine Saison hinter sich mit gerade einmal vier Spielern, "wir dümpelten so vor uns hin, das war traurig", erinnert sich Kofler. Also haben sie das angepackt, nicht mit besonders viel Geld, sondern mit Leidenschaft. Die ist bis heute so groß geblieben, dass dieses Projekt regelrecht abhob: neun Jahre Regionalliga wurden daraus und vier Jahre 2. Bundesliga. "Das alles", sagt der 54-Jährige und lacht, "war so nie absehbar gewesen."

Kein Geheimnis

Doch es gibt gar kein Geheimnis, keinen reichen Ölscheich, wenngleich es ganz ohne Sponsoren natürlich auch nicht geht. Nein, was den Uttenreuther Weg auszeichnet ist vor allem Herzblut. Die Liebe zum Tennis. "Vor allem aber ist es unser Miteinander", sagt Kofler, der keine Entscheidung trifft, ohne sie mit seinen Spielern abzusprechen. So war das auch am Sonntag in Regensburg: 4:2 führte der SCU vor den Doppelpartien. "Ich war dafür, alle drei in etwa gleichstark aufzustellen. Die Spieler haben mich überstimmt." Am Ende haben sie alle drei trotzdem gewonnen. "Die Jungs", sagt Kofler, "hatten Recht."

"Es ist ein kleiner Verein in einem kleinen Dorf, aber es gibt Dutzende Leute, die alles für den Klub tun würden", beschrieb es vor kurzem Christoph Aumüller, eines der Aushängeschilder, und verriet: "So etwas habe ich in der Form noch nicht erlebt." Bernd Kofler selbst hat den SCU mal den St. Pauli des Tennis genannt und wahrscheinlich trifft es das: Es steckt auch ein wenig Rebellion drin gegen den Kommerz, gegen die, nun ja, unschönen Gepflogenheiten des Teamtennis. Wenn Gegner den Ehrgeiz so hoch hängen, dass die Gastfreundschaft darunter leidet, dann ärgert es Bernd Kofler zum Beispiel. Oder wenn Teams, für die es um nichts mehr geht, ihre besten Spieler nicht einsetzen, um Geld zu sparen. "Es gibt hässliche Dinge im Tennis", sagt Kofler, "dabei sollten wir vielmehr zusammenhalten." Er meint die ganze Tennisfamilie.

Sogar den Konkurrenzkampf innerhalb des Teams halten sie mit einem kleinen Kader gering. Der Teamgedanke ist ihnen wichtiger, Zusammenhalt ist die Devise. Suchen sie neue Spieler, die gut Tennisspielen können und nicht zu viel Geld dafür verlangen nicht die einzigen Einstellungskriterien. Nein, derjenige muss reinpassen, dafür fährt Kofler mit den Zugängen nach Nürnberg, zeigt ihnen die Burg, die Stadt. "Die Identifikation mit dem Verein ist bei uns sehr groß", sagt Aumüller. Große Ziele kommen dann von ganz alleine.

Spitzenspiel am Samstag

© Foto:Zink

So wie jetzt wieder: Am Samstag (11 Uhr, SC Uttenreuth) kommt es zum "Showdown", wie Bernd Kofler den letzten Spieltag nennt. Der verlustpunktfreie Spitzenreiter kommt zum Verfolger, gelingt es Uttenreuth, Amberg zu bezwingen, wird gerechnet: Bei Punktgleichheit entscheidet die Matchstatistik, da ist man beinahe gleich auf. Im Fernduell darf Landshut gleichzeitig nicht gegen Regensburg gewinnen. Hoffnung machen Gerüchte, dass Landshut wie 2014 auf den Aufstieg ohnehin verzichten möchte.

Sollte alles klappen, wäre der SC Uttenreuth nach nur einem Jahr zurück in der 2. Bundesliga. Ja es wäre eine schöne Geschichte für Bernd Kofler, 30 Jahre nach dem großen Anpacken. Es wäre auch ein schönes Signal an andere Teams, was man erreichen kann, wenn man nur zusammenhält.

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