Sponsel: Vorlesungen statt Profikarriere

14.10.2014, 12:12 Uhr
Sponsel: Vorlesungen statt Profikarriere

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Die Rede ist von Andreas Sponsel, der einst beim 1. FC Nürnberg groß geworden war, ehe er 2009 zu Rot-Weiß Erfurt wechselte, dort zum Stammtorhüter avancierte und ordentliches Geld verdiente. Und dann die Profikarriere an den berühmten Nagel hängte, um in Erlangen ein Lehramtsstudium aufzunehmen. „Ab und zu macht man sich natürlich Gedanken, wie es weitergehen soll im Leben“, erzählt Sponsel. „Für mich war es eine wirklich schöne Zeit, 3. Liga zu spielen, auch sagen zu können, dass man Profi ist, sein Geld nur mit Fußball verdient und vor einigen Zuschauern spielt – das ist natürlich eine tolle Erfahrung.“ Eine, die den damals 26-Jährigen aber offensichtlich nicht mehr ganz so befriedigte.

„Man fragt sich natürlich auch, was man weitermachen kann, später möglich ist“, schildert Sponsel die Gedanken, die ihn beschäftigten. Und er räumt offen ein, dass ihn auch die Frage umtrieb, wie er nach einer Profikarriere für sich und seine Familie den Lebensstandard würde halten können, den er sich mit dem Fußball erarbeitet hatte. „Deswegen habe ich versucht, einen vielleicht ungewöhnlichen Schritt zu wagen – aber für mich hat es sich gut angefühlt. Dazu hat mir die Familie den Rücken gestärkt, und ich habe viel positives Feedback bekommen.“

Nach vielen Gesprächen auch mit dem früheren FCN-Torwarttrainer Michael Fuchs, der sein Lehramtsstudium inzwischen abgeschlossen hat, entschied sich Sponsel für seinen Weg. Ein ebenfalls nicht unwesentlicher Gesichtspunkt: „Möchte ich mit 35 – als Torhüter vielleicht mit 38 – warten, bis ich irgendwo rausgekickt werde, und dann einen Job machen, in den ich vielleicht reingedrängt werde? Oder möchte ich das Leben doch selbst in der Hand behalten?“ Im dritten Semester studiert Sponsel inzwischen Lehramt für Sport und evangelische Religionslehre in Erlangen. Mit seiner Frau und den beiden Töchtern (vier Jahre und neun Monate) lebt er in Heroldsberg. „Ich wollte einen zentral gelegenen Ort zwischen unser beider Familien“, begründet er die Wahl des Wohnorts. Seine Eltern leben in Gräfenberg, die Schwiegereltern in Röthenbach/Pegnitz.

Das Problem mit dem einen Hut

Und die Autobahn ist nahe, schließlich hat der Torhüter nicht ganz mit dem Fußball aufgehört. Er wechselte im Sommer 2013 zum damaligen Bayernligisten SpVgg Bayreuth, mit dem er den Aufstieg in die Regionalliga Bayern schaffte. Viermal in der Woche Training plus Spiel stehen neben der Familie und dem Studium auf dem Programm, „aber das ist unter einen Hut zu bringen – bei Erfurt in der 3. Liga wäre das nicht möglich gewesen“, weiß der Ex-Profi aus eigener Erfahrung.

Das Bayreuther Gehalt ermöglicht es ihm, das Studium zu finanzieren und seine Familie zu ernähren. „Außerdem habe ich als Profi nicht alles auf den Kopf gehaut, sondern einiges zurückgelegt.“ Und der inzwischen 28-Jährige verdeutlicht damit, im Gegensatz zu manchen Kollegen schon früh über den Fußball-Tellerrand geschaut zu haben.

Beim Gräfenberger Dreikönigs-Hallenturnier hatten Dieter Nüssing und der vor kurzem verstorbene Jan „Jasch“ Majkowski das Torwarttalent entdeckt und zu den C-Junioren des Clubs gelotst. Dort durchlief er alle Mannschaften bis zur „U 23“ und war als dritter Torhüter beim Aufstieg der Profis in die Bundesliga dabei, saß auch auf der Bank, als Daniel Klewer und Alexander Stephan ausgefallen waren.

Im Club-Tor stand damals Raphael Schäfer, „für mich gab es keine Perspektive – es hat sich ja erst jetzt etwas verändert auf der Position. Für mich wäre es damals nicht möglich gewesen, deshalb habe ich mein Glück woanders gesucht.“ Und so wechselte Sponsel nach Erfurt, wo er zwar zunächst auch auf der Bank saß, dann aber bald zum Stammtorhüter avancierte. Dass man in Thüringen mit seinen Leistungen zufrieden war, verdeutlichte das Angebot, seinen Vertrag um zwei Jahre zu verlängern. Doch da hatte sich der gebürtige Oberfranke bereits anders entschieden.

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