SpVgg: Mike Büskens fühlt sich wieder wie zu Hause

24.2.2015, 12:35 Uhr
"Klar war, meine nächste Aufgabe wird eine sein, in der ich Spieler entwickeln muss", sagte Mike Büskens bei seiner Vorstel­lung in Fürth. Im ersten Training gab er Zhi Gin Lam (links) und Zlatko Tripic kurze Anweisungen.

© Sportfoto Zink / WoZi "Klar war, meine nächste Aufgabe wird eine sein, in der ich Spieler entwickeln muss", sagte Mike Büskens bei seiner Vorstel­lung in Fürth. Im ersten Training gab er Zhi Gin Lam (links) und Zlatko Tripic kurze Anweisungen.

Sie wollten die Premiere nicht verpassen: Exakt zwei Jahre und drei Tage nach deren Beurlaubung lösen die Vorgänger ihre Nachfolger ab: Mi­ke Büskens und sein Assistent Mirko Reichel haben das Kommando wieder übernommen, Frank Kramer und Mir­ko Dickhaut sind Geschichte. So schnell kann es gehen.

Noch am Freitagabend, nach dem 0:0 gegen den SV Sandhausen, wünschte sich Kra­mer, dass ihm die Spieler in der neuen Trainingswoche Angebote machen. Doch am Montag um 15 Uhr stand nicht er, sondern Mike Büskens im blauen Parka auf dem Platz und sah sich diese Angebote an. Eineinhalb Stunden dauerte die ers­te Einheit unter dem neuen Trainer. Sie begann mit einem kleinen Warm­machspielchen, danach bat Athletik­trainer Manfred Düring zu kurzen Sprints. Auch Torwart-Coach Frede­rik Gößling und Videoanalyst Tobias Gitschier dürfen unter Büskens wei­termachen.

Um 15.35 Uhr pfiff der Aufstiegsheld in sein Pfeifchen und scharte die Spieler in einem Kreis um sich. Es folgten verschiedene Spiele auf engem Raum, zunächst auf kleine, dann gleich auf drei große Tore, die er im Dreieck anordnen ließ.

Lam verletzt sich

Der erste Unterschied: Kramer hät­te in derselben Zeit zehnmal unterbro­chen, um die Laufwege zu erklären. Büskens aber stand in der Mitte seiner Spieler und beobachtete. Einmal griff er Kacper Przybylko am Arm, der nach einer vergebenen Chance ent­täuscht den Kopf hängen ließ, und zerrte ihn zurück ins Spiel. Ein ande­res Mal packte er Zhi Gin Lam im Nacken und redete auf ihn ein. Bis zum Ende der Übung bildeten sie noch zwei weitere Male einen Kreis um ihn, um 16.35 Uhr war Feier­abend.

Und man könnte beinahe von guter Stimmung sprechen, hätte sich nicht Zhi Gin Lam in einem Zwei­kampf derart schwer am Schienbein verletzt, dass ihn Martin Meichelbeck in die Kabine tragen musste, weil er nicht mehr laufen konnte. Teamarzt Pascal Oppel wird am heutigen Diens­tag die Diagnose stellen. Ein Wermutstropfen zur Unzeit, der aber auch zeigt: Es geht im Training zur Sache. „Jeder muss sich zeigen, es beginnt wieder bei Null“, fasste Go­ran Sukalo den ersten Tag mit seinem neuen Chef zusammen.

Genau das ist der Effekt, den Kleeblatt-Präsident Helmut Hack mit dem Trainerwechsel erreichen möchte. Übers Wochenende sei er mit dem Führungsstab zu der Erkenntnis ge­kommen, dass es Zeit für den Wechsel sei: „Seit 3. Oktober hat die Mann­schaft zu Hause nicht mehr gewon­nen, die Leistungen haben nicht mehr gestimmt.“

Das Team habe, so Hack, das im Training Erarbeitete nicht auf dem Platz umsetzen können. Am Sonn­tagabend teilte Hack Kramer die Ent­scheidung mit. Am Montag stellte er der Presse die Lösung vor: einen Mann, der keine lange Eingewöh­nungszeit brauche, weil er den Verein kennt. Und der Zeit hat.

Vertrag per Handschlag

„Mike Büskens kehrt sozusagen nach Hause zurück, er wird neuen Mut freisetzen“, stellte Hack den Feu­erwehrmann vor, der in den verblei­benden zwölf Spielen schöneren Fuß­ball zeigen und möglichst viele Punk­te holen soll. Länger geht der Vertrag, der vorerst per Handschlag geschlos­sen wurde, nicht. Erst einmal. „Alles andere wird sich ergeben“, sagte Mike Büskens, gab seinem Präsidenten aber gleich einmal Konter: Zurückkommen könne man in seinem Fall ja nicht sa­gen.

„Ich war räumlich weg, aber ich habe über die zwei Jahre Kontakt ge­halten zu den Fürthern, es hat sich eine emotionale Bindung aufgebaut.“ Büskens war also nie wirklich weg. Trotzdem zögerte er zunächst, als Hack anrief. „Ich habe schon ein biss­chen überlegt, weil auch ich zu Frank einen sehr guten Kontakt habe und ihn wahnsinnig schätze.“

Schließlich wisse er, wie sich das anfühlt, in so ei­ner Situation zu sein wie Kramer. „Die Entscheidung damals war für mich nachvollziehbar“, sagt er heute über seine eigene Demontage, als Fürth kein Heimspiel in der ersten Li­ga gewann. „Das ist etwas, das immer weh tut. Ich wäre ein Kühlschrank, wenn das nicht so wäre.“

Seither habe er viele Dinge erlebt, die ihm halfen, „den nächsten Schritt als Trainer zu gehen“. Der Rauswurf in Düsseldorf im November 2013 ge­hörte sicher dazu. „Klar war, meine nächste Aufgabe wird eine sein, in der ich Spieler entwickeln muss, und ich mich nicht in ein gemachtes Nest set­zen kann.“ Da ist er in Fürth zweifel­los an der richtigen Stelle.

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