Stabilere Abwehr: Jetzt muss Fürth vorne gefährlicher werden

25.2.2019, 11:04 Uhr
Im letzten Drittel sehen die Fürther Offensivbemühungen häufig etwas hilflos aus.

© Sportfoto Zink / WoZi Im letzten Drittel sehen die Fürther Offensivbemühungen häufig etwas hilflos aus.

Wie Stevens hatte sich auch Stefan Leitl nach der Übernahme des Cheftrainerpostens Anfang Februar vor allem mit der wackligen Defensive bei seinem neuen Arbeitgeber zu befassen. Das war oberste Priorität beim Kleeblatt, weil eine rundum verunsicherte Truppe in den sechs Spielen zuvor mit der desaströsen Plus-Minus-Statistik von 0:18 Toren jegliche Stabilität hatte vermissen lassen. Individuelle Fehler, taktische Nachlässigkeiten, erhebliche Konzentrationsmängel - zusammen mit dem Faktor mangelndes Selbstvertrauen in der Summe fraglos eine gefährliche Melange.

Nur drei Wochen später stellt sich die Lage am Laubenweg schon wieder entspannter dar. Leitl hat es geschafft, der Mannschaft mittels einer modifizierten Grundstruktur Halt zu geben. Im 4-1-4-1 wird früher attackiert, die Verteidigungsreihe steht höher, und alleine dadurch werden die Abstände zwischen den drei Mannschaftsteilen und den sich daraus ergebenden Ketten komprimiert. Gegen Duisburg (1:0) und beim torlosen Remis am Freitag gegen den FC Heidenheim stand die Null. Huub Stevens hätte sich bestätigt gefühlt. Beim 2:2 in Kiel hatte sich Fürth dagegen zwei Tore aus Standardsituationen eingefangen. "Die Standards haben wir diesmal besser verteidigt. Es ist doch jetzt der erste Schritt, dass wir so ein Spiel nicht verlieren", beschreibt Torwart Sascha Burchert eine nette Momentaufnahme, die mehr einem Gefühl gleicht.

Alles erklärbar ist im Fußball nicht. Trotz unzähliger Statistiken oder dem Einsatz von Videotechnik in der Halbzeitpause. Allen bürokratischen und wirtschaftlichen Fallstricken zum Trotz bleibt Fußball im Kern eine Herzensangelegenheit. Fürth verteidigt inzwischen auch wieder so kompakt, weil es an sich glaubt. An das von Leitl implizierte neue System, sicher. Ganz sicher ist aber auch das Vertrauen in die eigene Stärke und die des Mitspielers zurück. "Mit jedem Punkt wächst das Selbstbewusstsein", sagt der Trainer und formuliert eine Erkenntnis aus dem 0:0 gegen den Tabellenvierten: "Es ist gut zu sehen, dass wir mit so einem Topteam der Liga mithalten können."

Ganz falsch ist das nicht, aber auch nur die halbe Wahrheit. So kernig sich die Anstrengungen des physisch stark auftrumpfenden Kleeblatt-Kollektivs in der Rückwärtsbewegung ausnehmen, so müde, wenig phantasievoll und schlampig geraten die Bemühungen mitunter in der Offensive. Lediglich 24 Tore in 23 Spielen hat Fürth im bisherigen Saisonverlauf zustandegebracht, nur die Abstiegskandidaten Ingolstadt (23), Sandhausen (24) und Duisburg (22) gehen zum Jubeln ebenfalls in den Keller.

"In der zweiten Halbzeit haben wir uns gut durchkombiniert und einen guten Ball gespielt", hebt Leitl etwas euphemistisch hervor. Ansätze waren das allemal, aber sie blieben dezent und im Anfangsstadium. Sozusagen die Larve einer Chance. "Die zwingenden Möglichkeiten waren das nicht", gibt der Trainer denn auch offen zu.

Die Zeit bis zum Gastspiel beim Hamburger SV am kommenden Montag dürfte Leitl intensiv nutzen, um an den Defiziten seines Teams im letzten Drittel zu arbeiten. Pässe in die Tiefe, Sicherheit im Kombinationsspiel und Abschlüsse werden voraussichtlich auf dem Stundenplan stehen. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei der Umsetzung um einen langwierigen Prozess handelt. Immerhin haben sie die größte tabellarische Not gelindert und das kleine Einmaleins verinnerlicht. Was nicht heißt, dass sich einer wie Huub Stevens nicht über Tore gefreut hätte. Nur eben auf der anderen Seite...

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