Sternstunden und Schrecksekunden: Andreas Köpke wird 50

12.3.2012, 05:00 Uhr
Seht her, ich hab's geschafft: Andreas Köpke hält den Elfmeter von Stefan Effenberg im Münchner Olympiastadion 1992. Wenige Minuten später siegt der Club mit 3:1.

© Eckert Seht her, ich hab's geschafft: Andreas Köpke hält den Elfmeter von Stefan Effenberg im Münchner Olympiastadion 1992. Wenige Minuten später siegt der Club mit 3:1.

28. März 1992, Olympiastadion München, es läuft die 82. Minute. Der Club führt bei den großen Bayern mit 2:1, als Stefan Effenberg sich den Ball zum Elfmeter zurechtlegt. Den mitgereisten Club-Fans stockt der Atem, der ersehnte Auswärtssieg beim Erzfeind scheint plötzlich wieder meilenweit entfernt. Doch ein Mann hat etwas dagegen: Andreas Köpke. Er pariert den Strafstoß des "Tiger", wenige Minuten später kontert der FCN die Bayern eiskalt aus, siegt mit 3:1.

Wenn sich Jahr für Jahr Tausende Club-Fans in der Hoffnung auf die volle Punkteausbeute auf die 180 Kilometer lange Reise über die A9 nach München machen, wissen sie, dass dieses Unterfangen aussichtslos ist. Trotzdem denken sie an diesen Tag im Jahr 1992. Sie denken an den blutjungen Christian Wück, der nur Sekunden nach seiner Einwechslung den Ausgleich erzielt. Sie denken an die Zaubermaus Sergio Zarate, die gleich zwei Mal einnetzt. Und sie denken an Andreas Köpke, der den Sieg festhält und damit zur Nürnberger Legende wird.

Es ist beileibe nicht die einzige Sternstunde, die Andreas Köpke im Club-Trikot erlebt. Das UEFA-Pokalspiel beim AS Rom 1988 mit dem sensationellen 2:1-Sieg der Rot-Schwarzen, der 4:0-Heimsieg gegen die Bayern auf schneebedecktem Rasen 1989 – auch das sind Spiele, von denen man sich beim Club noch heute erzählt, zumindest die etwas älteren Semester.

Von den Fans auf Händen getragen: Andreas Köpke spielte sich schon bald nach seiner Ankunft in Nürnberg 1986 in die Herzen der Franken.

Von den Fans auf Händen getragen: Andreas Köpke spielte sich schon bald nach seiner Ankunft in Nürnberg 1986 in die Herzen der Franken. © Geiger

Bittere Stunden

Sie fallen jedoch in eine Zeit, in der es beim Club auch an bitteren Momenten nicht fehlt. Köpke, 1986 zum Club gekommen, steht im Tor, als Thomas Helmer selbiges nicht trifft, jedoch über nicht ausreichend Sportsgeist verfügt, dies auch gegenüber dem Schiri zuzugeben. 1994 ist das, an Ort und Stelle des Triumphes von 1992. Das Phantom-Tor zählt, das Spiel nicht. Der FCN verliert die Wiederholungspartie mit 0:5 und steigt wenige Wochen später ab, während in München die Meisterschaft gefeiert wird.

Köpke verlässt seinen Club, steigt 1996 mit Frankfurt wieder aus der 1. Bundesliga ab. Als er nach der Zwischenstation Marseille 1999 zurückkommt an den Valznerweiher, ist es ihm "vergönnt", den wohl legendärsten Club-Abstieg von allen hautnah mitzuerleben. Eigentlich schon gerettet, stürzt der FCN am letzten Spieltag durch ein 1:2 gegen Freiburg von Platz zwölf auf Rang 16 und verspielt die Liga-Zugehörigkeit wegen der weniger geschossenen Tore gegenüber Eintracht Frankfurt.

Dies alles sind Geschichten, die jeder kennt, um die sich Legenden ranken in der Noris. Egal ob Sternstunde oder Schrecksekunde, Andreas Köpke war bei fast allen Aufs und Abs des 1. FC Nürnberg in den so wilden 80er und 90er Jahren dabei, als der FCN endgültig zur Fahrstuhlmannschaft wurde, sich nicht selten der Lächerlichkeit preisgab und bis in die Niederungen der Drittklassigkeit abstürzte.

Es gehört daher zu seinem Leben, dass ihm ein nationaler Titel verwehrt blieb. Stattdessen stieg er zwei Mal ab mit seinem Club. Eine Legende ist er in Nürnberg trotzdem geworden. Und das in einer Zeit, in der nach seinem furiosen Start mit den jungen Club-Wilden beim FCN fast alles schiefging, was schiefgehen konnte. Am 12. März  feiert Andreas Köpke seinen 50. Geburtstag.

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